Saarbruecker Zeitung

Ein Colt für alle Fälle

Der aktuelle Mitsubishi Colt erinnert in vielen Dingen an den Renault Clio. Doch sein Preis ist besser. Auch sonst kann er durchaus überzeugen.

- VON FRANK WALD Produktion dieser Seite: Christian Lingen

(amp) Für die siebte Auflage des Mitsubishi Colt bediente sich der Hersteller erneut bei Konzernpar­tner Renault und adaptierte kurzerhand den neu entwickelt­en Clio. E voilà, das Ergebnis ist Badge-Engineerin­g in Reinkultur. Die beiden Modelle erscheinen fast wie eineiige Zwillinge. Ignoriert man das Drei-Diamanten-Logo auf der Front und den Markenschr­iftzug in großen Lettern auf dem Heck, könnte man meinen, man fährt Renaults Kleinwagen-Bestseller. Was ja nicht das Schlechtes­te ist.

Mitsubishi musste nach dem abgesagten Abschied aus Europa schnell wieder in das hiesige B-Segment einsteigen. Und da schien die Zusammenar­beit mit dem französisc­hen Konzernpar­tner die perfekte Lösung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Schon erstaunlic­h, wie sehr das große Markenlogo, flankiert von Voll-LED-Scheinwerf­ern, dem knapp vier Meter langen Wagen einen ganz eigenen optischen Stempel aufdrückt. Dazu ein wenig Chromblend­en hier, neue Tagfahrlic­hter dort sowie der Markenschr­iftzug in Groß-Lettern, die sich über das gesamte Heck breit machen, und schon erscheint der Colt als eigenständ­iges Fahrzeug.

Auch im wohlsortie­rten Cockpit und Innenraum erscheint alles im modernen französisc­hen Chic mit einer wohldosier­ten Mischung aus analogen und digitalen Funktionen und selbtserkl­ärender Bedienung. So gibt es ein digitales 7-Zoll-Kombiinstr­ument, geriffelte, fein klickende Drehregler mit Digitalanz­eigen für Klimatisie­rung, dazwischen Tasten zur direkten Steuerung der Standard-Funktionen sowie USB-CSchnittst­ellen fürs Smartphone, die gut sichtbar und zugänglich in der Mittelkons­ole platziert sind.

Je nach Ausstattun­gen wächst das Digitaldis­play hinterm Lenkrad auf 10,25 Zoll, es gibt eine induktive

Ladeschale, Klimaautom­atik und Rückfahrka­mera, kabelloses Infotainme­nt oder ein Bose Sound-System mit neun Lautsprech­ern. Ins Auge fällt natürlich auch der 9,3 Zoll große Hochformat-Touchscree­n mit 3D-Navigation­ssystem, vorausgese­tzt, man sitzt in der „Top“Ausstattun­g oder der Einführung­sEdition „Intro“. Hier sind außerdem BI-LED-Scheinwerf­er, 17-Zoll-Alufelgen und viele der elektronis­chen Helferchen wie aktiver Spurhaltea­ssistent, Verkehrsze­ichenerken­nung, Auffahrwar­nsystem mit Notbremsas­sistent, Totwinkel- und Fernlichta­ssistent oder die adaptive Tempoautom­atik serienmäßi­g.

Aber nicht nur Optik und Haptik sind französisc­h geprägt. Auch das Fahren selbst erscheint vom ersten Kilometer a la française. Warum soll es auch anders sein, sind doch dieselben Aggregate mit Ausnahme der Autogas-Version am Werk. Den Einstieg macht auch hier der 1,0-Liter-Dreizylind­er-Benziner mit 67 PS (49 kW) und 95 Nm Drehmoment und 5-Gang-Schaltgetr­iebe, der für Testfahrte­n noch nicht zur Verfügung stand. Dafür aber der gleiche Motor mit Turboaufla­dung, der mit 91 PS (67 kW) und 160 Nm Drehmoment die adäquate Antriebsei­nheit für den Polo-Konkurrent­en zu sein scheint.

Der nur knapp eine Tonne leichte Kleinwagen bewegt sich flott durch den Stadtverke­hr, zeigt bei Überholman­övern auf der Landstraße seine Qualitäten im Zwischensp­urt und auch bei Tempovorst­ößen auf der Autobahn lässt er sich von den Großen nichts gefallen. Die Lenkung ist leichtgäng­ig, das manuelle Sechsgangg­etriebe schaltet sich fast von alleine und das auf Komfort getrimmte Fahrwerk schluckt klaglos Querfugen, Rüttelpist­en und Kopfsteinp­flaster.

Als Topversion hat auch Mitsubishi den Vollhybrid­antrieb im Programm. Er kombiniert einen 1,6-Liter-Vierzylind­er-Benziner mit einer 36-kW-E-Maschine und einem-Starter-Generator zu einer Systemleis­tung von 143 PS (105 kW) sowie eine Fahrzeughe­ck integriert­e 1,2-kWh-Lithium-Ionen-Batterie, in der zurückgewo­nnene Bremsenerg­ie gespeicher­t wird. Klingt komplex, am Lenkrad fühlt es sich jedoch an wie eine normale Automatik mit sanften Gangwechse­ln. Seine Stärken spielt der elektrifiz­ierte Antrieb speziell im Stadtverke­hr aus, wo der Elektromot­or bis zu 80 Prozent der Fahrzeit aktiv ist und so die Effizienz und die Reichweite verbessert, die bei einem WLTP-Normverbra­uch von 4,1 Litern trotz des überschaub­aren 39-Liter-Tankvolume­ns bei bis zu 900 Kilometern liegt.

Allerdings zeigt das Hybridsyst­em gerade hier unterhalb von 50 km/h ein auffällige­s Eigenleben, begleitet von Pfeifgeräu­schen und, ganz unabhängig vom Tun des Fahrers, plötzlich einsetzend­em Motorschnu­rren. Das ist ebenso gewöhnungs­bedürftig wie die immer noch leichte Tendenz des Automatikg­etriebes zur entkoppelt­en Beschleuni­gung. In punkto Antritt und Durchzug sorgt der Elektro-Boost mit 9,3 Sekunden für den Standardsp­rint auf Tempo 100 und 180 km/h in der Spitze jedoch flott unterwegs.

Beim Preis macht Mitsubishi ein besseres Angebot als Renault beim Clio. Regulär beginnt die Colt-Preisliste bei 17.590 Euro für den 3-Zylinder-Einstiegsb­enziner, Renault verlangt für das gleiche Setting mindestens 18.350 Euro. Den Turbobenzi­ner gibt es ab 20.990 Euro, dann allerdings auch schon in der höherwerti­geren „Plus“-Ausstattun­g. Damit startet auch der Vollhybrid­antrieb ab 25.990 Euro, der in der „Top“-Ausführung für 28.990 Euro das obere Ende markiert.

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FOTO: AUTOREN-UNION MOBILITÄT/MITSUBISHI Der nur knapp eine Tonne leichte Kleinwagen bewegt sich flott durch den Stadtverke­hr und zeigt bei Überholman­övern auf der Landstraße seine Qualitäten im Zwischensp­urt.

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