Ein Colt für alle Fälle
Der aktuelle Mitsubishi Colt erinnert in vielen Dingen an den Renault Clio. Doch sein Preis ist besser. Auch sonst kann er durchaus überzeugen.
(amp) Für die siebte Auflage des Mitsubishi Colt bediente sich der Hersteller erneut bei Konzernpartner Renault und adaptierte kurzerhand den neu entwickelten Clio. E voilà, das Ergebnis ist Badge-Engineering in Reinkultur. Die beiden Modelle erscheinen fast wie eineiige Zwillinge. Ignoriert man das Drei-Diamanten-Logo auf der Front und den Markenschriftzug in großen Lettern auf dem Heck, könnte man meinen, man fährt Renaults Kleinwagen-Bestseller. Was ja nicht das Schlechteste ist.
Mitsubishi musste nach dem abgesagten Abschied aus Europa schnell wieder in das hiesige B-Segment einsteigen. Und da schien die Zusammenarbeit mit dem französischen Konzernpartner die perfekte Lösung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Schon erstaunlich, wie sehr das große Markenlogo, flankiert von Voll-LED-Scheinwerfern, dem knapp vier Meter langen Wagen einen ganz eigenen optischen Stempel aufdrückt. Dazu ein wenig Chromblenden hier, neue Tagfahrlichter dort sowie der Markenschriftzug in Groß-Lettern, die sich über das gesamte Heck breit machen, und schon erscheint der Colt als eigenständiges Fahrzeug.
Auch im wohlsortierten Cockpit und Innenraum erscheint alles im modernen französischen Chic mit einer wohldosierten Mischung aus analogen und digitalen Funktionen und selbtserklärender Bedienung. So gibt es ein digitales 7-Zoll-Kombiinstrument, geriffelte, fein klickende Drehregler mit Digitalanzeigen für Klimatisierung, dazwischen Tasten zur direkten Steuerung der Standard-Funktionen sowie USB-CSchnittstellen fürs Smartphone, die gut sichtbar und zugänglich in der Mittelkonsole platziert sind.
Je nach Ausstattungen wächst das Digitaldisplay hinterm Lenkrad auf 10,25 Zoll, es gibt eine induktive
Ladeschale, Klimaautomatik und Rückfahrkamera, kabelloses Infotainment oder ein Bose Sound-System mit neun Lautsprechern. Ins Auge fällt natürlich auch der 9,3 Zoll große Hochformat-Touchscreen mit 3D-Navigationssystem, vorausgesetzt, man sitzt in der „Top“Ausstattung oder der EinführungsEdition „Intro“. Hier sind außerdem BI-LED-Scheinwerfer, 17-Zoll-Alufelgen und viele der elektronischen Helferchen wie aktiver Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Auffahrwarnsystem mit Notbremsassistent, Totwinkel- und Fernlichtassistent oder die adaptive Tempoautomatik serienmäßig.
Aber nicht nur Optik und Haptik sind französisch geprägt. Auch das Fahren selbst erscheint vom ersten Kilometer a la française. Warum soll es auch anders sein, sind doch dieselben Aggregate mit Ausnahme der Autogas-Version am Werk. Den Einstieg macht auch hier der 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 67 PS (49 kW) und 95 Nm Drehmoment und 5-Gang-Schaltgetriebe, der für Testfahrten noch nicht zur Verfügung stand. Dafür aber der gleiche Motor mit Turboaufladung, der mit 91 PS (67 kW) und 160 Nm Drehmoment die adäquate Antriebseinheit für den Polo-Konkurrenten zu sein scheint.
Der nur knapp eine Tonne leichte Kleinwagen bewegt sich flott durch den Stadtverkehr, zeigt bei Überholmanövern auf der Landstraße seine Qualitäten im Zwischenspurt und auch bei Tempovorstößen auf der Autobahn lässt er sich von den Großen nichts gefallen. Die Lenkung ist leichtgängig, das manuelle Sechsganggetriebe schaltet sich fast von alleine und das auf Komfort getrimmte Fahrwerk schluckt klaglos Querfugen, Rüttelpisten und Kopfsteinpflaster.
Als Topversion hat auch Mitsubishi den Vollhybridantrieb im Programm. Er kombiniert einen 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit einer 36-kW-E-Maschine und einem-Starter-Generator zu einer Systemleistung von 143 PS (105 kW) sowie eine Fahrzeugheck integrierte 1,2-kWh-Lithium-Ionen-Batterie, in der zurückgewonnene Bremsenergie gespeichert wird. Klingt komplex, am Lenkrad fühlt es sich jedoch an wie eine normale Automatik mit sanften Gangwechseln. Seine Stärken spielt der elektrifizierte Antrieb speziell im Stadtverkehr aus, wo der Elektromotor bis zu 80 Prozent der Fahrzeit aktiv ist und so die Effizienz und die Reichweite verbessert, die bei einem WLTP-Normverbrauch von 4,1 Litern trotz des überschaubaren 39-Liter-Tankvolumens bei bis zu 900 Kilometern liegt.
Allerdings zeigt das Hybridsystem gerade hier unterhalb von 50 km/h ein auffälliges Eigenleben, begleitet von Pfeifgeräuschen und, ganz unabhängig vom Tun des Fahrers, plötzlich einsetzendem Motorschnurren. Das ist ebenso gewöhnungsbedürftig wie die immer noch leichte Tendenz des Automatikgetriebes zur entkoppelten Beschleunigung. In punkto Antritt und Durchzug sorgt der Elektro-Boost mit 9,3 Sekunden für den Standardsprint auf Tempo 100 und 180 km/h in der Spitze jedoch flott unterwegs.
Beim Preis macht Mitsubishi ein besseres Angebot als Renault beim Clio. Regulär beginnt die Colt-Preisliste bei 17.590 Euro für den 3-Zylinder-Einstiegsbenziner, Renault verlangt für das gleiche Setting mindestens 18.350 Euro. Den Turbobenziner gibt es ab 20.990 Euro, dann allerdings auch schon in der höherwertigeren „Plus“-Ausstattung. Damit startet auch der Vollhybridantrieb ab 25.990 Euro, der in der „Top“-Ausführung für 28.990 Euro das obere Ende markiert.