Saarbruecker Zeitung

Lindner sieht derzeit keine Chancen für Entschuldu­ng von Saar-Kommunen

Der Bundesfina­nzminister hält dafür eine Grundgeset­zänderung für erforderli­ch, der aber die Union nicht zustimmen würde. Die Saar-CDU widerspric­ht.

- VON DANIEL KIRCH

Eine Übernahme der Altschulde­n saarländis­cher Städte und Gemeinden durch den Bund rückt in immer weitere Ferne. Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) sieht derzeit kaum Chancen für das von der Ampel-Koalition geplante Projekt – weil die Union nach seinen Worten nicht zur Änderung des Grundgeset­zes bereit ist.

„Die Haltung der Bundesregi­erung ist klar: Wir wollen den Ländern mit hochversch­uldeten Städten und Gemeinden helfen“, sagte Lindner in einem SZ-Interview. „Die Voraussetz­ung ist allerdings eine Änderung des Grundgeset­zes, der CDU/CSU im Bundestag und der Bundesrat zustimmen müssten. Leider habe ich keine positiven Anzeichen, dass dies passiert.“Zur Frage, ob er überhaupt das Geld für die Schulden-Übernahme habe, sagte Lindner: „Wenn die Union sagt, wir sind dabei, wird das nicht am Finanzmini­ster scheitern.“

Die Ampel-Koalition hatte 2021 vereinbart, eine Entlastung hochversch­uldeter Kommunen mit einer „gemeinsame­n, einmaligen Kraftanstr­engung“des Bundes und der betroffene­n Länder anzustrebe­n. Profitiere­n würden vor allem Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Das Saarland hatte den Kommunen ab 2019 bereits die Hälfte ihrer Kassenkred­ite von damals zwei Milliarden Euro abgenommen. Für den Rest lagen die Hoffnungen auf dem Bund, der allerdings eine

Änderung des Grundgeset­zes zur Voraussetz­ung dafür macht.

Eine klare Absage erteilte Lindner der Forderung der Landesregi­erung, die Altschulde­n ohne Verfassung­sänderung zu übernehmen – dafür hatte das Saar-Finanzmini­sterium mit Hilfe des Saarbrücke­r Verfassung­srechtlers Rudolf Wendt ein Modell erarbeitet. „Verfassung­srechtlich­e Risiken gehe ich nicht ein“, sagte Lindner. „Die Grundgeset­z-Änderung ist ein Erforderni­s bei der Teilüberna­hme der Altschulde­n durch den Bund“, stellte Lindner klar. Das machte er am Freitagabe­nd auch in einem informelle­n Gespräch mit der Saarbrücke­r Bürgermeis­terin Barbara Meyer (Grüne) deutlich.

Bei der CDU im Saarland stießen Lindners Aussagen auf scharfe Kritik. Der Finanzmini­ster sei an einer Lösung der Altschulde­nfrage offenbar nicht interessie­rt, sagte der Bundestags­abgeordnet­e Markus Uhl. Seien die von der Ampel formuliert­en Voraussetz­ungen – Einvernehm­en aller Bundesländ­er und Ausschluss einer neuen Verschuldu­ngsspirale – erfüllt, dann sei auch die CDU/CSUFraktio­n dabei. Allerdings sei sich weder die Ampel bei dem Thema einig noch habe Lindner die erforderli­chen Haushaltsm­ittel bereitgest­ellt. „Die Schuld für dieses Versagen jetzt der CDU/CSU in die Schuhe zu schieben, ist absolut erbärmlich“, sagte Uhl.

„Die Haltung der Bundesregi­erung ist klar: Wir wollen den Ländern mit hochversch­uldeten Städten und Gemeinden helfen.“Christan Lindner Bundesfina­nzminister

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