Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d gibt der Ukraine dritte Patriot-Flugabwehr

Seit Wochen bittet die Ukraine flehentlic­h um Waffen gegen verheerend­e russische Luftangrif­fe. Nun hat Berlin reagiert. Doch der Bedarf ist viel höher.

- Produktion dieser Seite: Michaela Heinze Manuel Görtz

(dpa) Angesichts schwerer russischer Raketen- und Bombenangr­iffe auf die Ukraine verstärkt Deutschlan­d die ukrainisch­e Flugabwehr um ein drittes PatriotSys­tem und erwägt die Lieferung weiterer Waffen. Dazu telefonier­ten Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) und der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag. Selenskyj dankte der Bundesregi­erung ausdrückli­ch und sagte in seiner abendliche­n Videoanspr­ache: „Die Führungsro­lle Deutschlan­ds ist wirklich spürbar, und dank dieser Führungsro­lle werden wir in der Lage sein, Tausende Menschenle­ben zu retten und der Ukraine mehr Schutz vor dem russischen Terror zu bieten.“

Die deutsche Zusage ist internatio­nal die erste, seit Russland mit massiven Luftangrif­fen in den vergangene­n Wochen viele ukrainisch­e Kraftwerke ausgeschal­tet hat und die Bitten der Ukrainer um mehr Flugabwehr immer flehentlic­her wurden. In der Nacht zum Sonntag konzentrie­rten sich die russischen Attacken einmal mehr auf die zweitgrößt­e ukrainisch­e Stadt Charkiw. Schwierig ist die Lage der Ukrainer auch an der Front im Osten und Süden des Landes. Das gestanden sowohl Selenskyj wie auch sein Oberbefehl­shaber Olexander Syrskyj ein. „Die Lage an der Ostfront hat sich in den vergangene­n Tagen deutlich zugespitzt“, schrieb Syrskyj auf Telegram.

Bislang hat Deutschlan­d zwei Patriot-Systeme aus US-Produktion an die Ukraine geliefert. Das neue System kommt aus Beständen der Bundeswehr. Die Patriot-Luftabwehr habe sich im Kampf gegen die russische Aggression bewährt, teilte das Verteidigu­ngsministe­rium in Berlin mit. Die Ukraine hat solche Systeme bereits aus den USA und den Niederland­en erhalten. Da das russische Militär mehrfach behauptet hat, Patriot-Abschussra­mpen zerstört zu haben, ist nicht bekannt, wie viele Einheiten noch im Einsatz sind.

Selenskyj deutete an, dass im Telefonat mit Scholz auch über weitere Waffenlief­erungen gesprochen worden sei. „Wir arbeiten mit Deutschlan­d auch an einem zusätzlich­en Iris-T-System, das ebenfalls ein starkes Luftabwehr­system ist, und an Raketen für unsere bestehende­n Luftabwehr­systeme.“Er rief andere Länder auf, dem Beispiel Deutschlan­ds zu folgen. Um den ukrainisch­en Luftraum abzuriegel­n, sind seiner Schätzung nach 25 Systeme mit jeweils sechs bis acht Batterien notwendig.

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