Saarbruecker Zeitung

Grüne beenden den internen Streit

Kein Streit untereinan­der, sondern Politik mit grünen Themen. Auf einem kleinen Parteitag haben die Saar- Grünen am Wochenende ihr Programm für die Kommunalwa­hl vorgestell­t und über Pläne für eine umfassende Parteirefo­rm im Saarland abgestimmt.

- VON FLORIAN RECH

Lange Jahre war der saarländis­che Landesverb­and der Grünen das Sorgenkind der Bundespart­ei. 2021 führten ein Streit um die Aufstellun­g der Kandidaten­liste für die Bundestags­wahl, Verstöße gegen die Parteisatz­ung und ein kurzes Comeback des ehemaligen, in der Partei hoch umstritten­en Landesvors­itzenden Hubert Ulrich zu einem Eklat, in dessen Folge die Partei im wahrsten Sinne des Wortes im Saarland unwählbar wurde.

Heute ist die Grüne-Bundespart­ei voll des Lobes für ihren saarländis­chen Ableger. Aus einem „besorgten Lächeln“für den grünen Landesverb­and sei ein „anerkennen­der Blick geworden“, sagte Frederic Carpenter, Bundesscha­tzmeister der Grünen, am Samstag auf dem kleinen Parteitag und Parteirat der

Grünen in Saarbrücke­n. Der Grund: Die Landespart­ei hat sich nach den einschneid­enden Erlebnisse­n 2021 und dem Scheitern bei der Landtagswa­hl 2022 an der Fünf-Prozent-Hürde zusammenge­rauft und eine interne Strukturre­form in Gang gesetzt, die die Probleme der saarländis­chen Grünen beheben soll.

Zwei Jahre haben sechs Mitglieder der Landespart­ei an einem Konzept für diese Strukturre­form gearbeitet. Am Wochenende wurde dieses Konzept auf dem kleinen Parteitag in Saarbrücke­n vorgestell­t und diskutiert. Innerparte­iliche Gremien, wie der Landesvors­tand, sollen künftig deutlich verschlank­t werden, Entscheidu­ngsprozess­e transparen­ter und die Finanzverw­altung reformiert werden. Viele Aufgaben sollen von der Ebene der Ortsverbän­de auf die der Kreisverbä­nde wandern, die profession­eller aufgestell­t werden sollen.

„Wir wollen mit den nächsten Reformschr­itten die Struktur unserer Partei grundlegen­d verbessern und die politische Willensbil­dung in der Landespart­ei effektiv gestalten“,

sagte Hanko Zachow, politische­r Geschäftsf­ührer der Partei. Oder wie der stellvertr­etende Parteivors­itzende Johannes Klein es zusammenfa­sste: Schon alleine der Wille zu einer umfassende­n Parteirefo­rm habe die Stimmung bei den saarländis­chen Grünen geändert, sprich verbessert. „Indem wir uns zusammenge­setzt und diskutiert haben, haben wir viel an unserer Parteikult­ur geändert“, betonte Klein, „wir

streiten heute nicht mehr gegeneinan­der, sondern miteinande­r.“

Die saarländis­chen Grünen haben sich auf ihrem Parteitags- und Parteirats­treffen (rund 80 Mitglieder nahmen teil) aber nicht nur mit ihrem eigenen Heilungspr­ozess beschäftig­t, sondern auch ein Programm für die kommende Kommunalwa­hl im Juni aufgestell­t. Und das ganz ohne ausufernde Debatten und Streit. „Es gibt sehr viel zu tun.

Die Situation in vielen Städten und Gemeinden im Saarland ist prekär“, sagte der Grüne-Co-Landesvors­itzende Volker Morbe in seinem Leitantrag zum Grünen-Wahlprogra­mm.

Er zählte auf, wofür es aus seiner Sicht mehr Grüne in den Kommunalpa­rlamenten braucht: Mehr Radwege, mehr ÖPNV, eine bessere Bildungs-Infrastruk­tur, mehr KitaPlätze, weniger Zersiedlun­g und besseres Wohnen zentral im Ort, eine bessere Vorbereitu­ng der Kommunen auf die Folgen des Klimawande­ls und eine transparen­tere Mitbestimm­ung durch die Bürger vor Ort.

„Wir als Grüne kämpfen bei dieser Kommunalwa­hl für gleiche Lebensverh­ältnisse im gesamten Saarland. Für ein modernes und attraktive­s Bundesland, ein Bundesland, das gut für Menschen ist, gut für die Natur ist und gut für kommende Generation­en“, sagte die Co-Landesvors­itzende Jeanne Dillschnei­der.

Auch grüne Kommunalpo­litikerinn­en und -Politiker konnten die Bühne des kleinen Parteitage­s nutzen, um ihre Wahlprogra­mme vorzustell­en. So auch Anne Lahoda, die für die Grünen für das Amt der Saarbrücke­r Regionalve­rbandsdire­ktorin kandidiert. Sie erzählte von ihrem Traum von einem „grünen Regionalve­rband Saarbrücke­n“. In ihrer Vorstellun­g ein Ort mit einladende­n Plätzen und Treffpunkt­en für die Bevölkerun­g und einer Gemeinscha­ft, die niemanden zurückläss­t.

„Eine Region, in der man gut und gerne auf sein Auto verzichten kann, weil man auch ohne Auto vernünftig und umweltscho­nend mobil sein kann. Ein Ort, der Zukunft hat, mit guten Jobs“, erklärte Lahoda. Die Grünen wollen bei der Kommunalwa­hl am 9. Juni in allen Kreisen und fast allen saarländis­chen Kommunen mit Kandidatin­nen und Kandidaten antreten.

„Wir als Grüne kämpfen bei dieser Kommunalwa­hl für gleiche Lebensverh­ältnisse im gesamten Saarland.“Jeanne Dillschnei­der Co-Vorsitzend­e der Saar-Grünen

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Auf einem kleinen Parteitag haben die saarländis­chen Grünen am Wochenende ihr Kommunalwa­hl-Programm vorgestell­t. Rechts am Rednerpult die Co-Landeschef­in Jeanne Dillschnei­der.
FOTO: BECKERBRED­EL Auf einem kleinen Parteitag haben die saarländis­chen Grünen am Wochenende ihr Kommunalwa­hl-Programm vorgestell­t. Rechts am Rednerpult die Co-Landeschef­in Jeanne Dillschnei­der.

Newspapers in German

Newspapers from Germany