In diesen Kommunen soll es „Rufbusse“geben
In einigen Orten können Saarländer bereits Busse bestellen. Das Angebot soll schrittweise ausgebaut werden.
Das saarländische Mobilitätsministerium hat im Jahr 2022 eine Potenzialstudie für „OnDemand-Verkehre“für das gesamte Saarland erstellen lassen. Nun gibt es das erste Projekt, dem bald weitere folgen sollen.
Was versteht man unter „On-Demand-Verkehr“?
„On Demand“bedeutet „auf Bestellung“oder „auf Anforderung“. Anders als beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gibt es keine festen Fahrpläne oder Linienwege. Stattdessen können Bürger über eine App, in Zukunft auch über eine Telefon-Hotline, eine Fahrmöglichkeit buchen. Die Software versucht mit Hilfe Künstlicher Intelligenz, die Fahrtwünsche mehrerer Kunden so zu bündeln, dass keine größeren Umwege gefahren werden müssen.
Wo gibt es dieses Angebot bisher?
Im Landkreis St. Wendel, seit Mai 2023. Dieser vom Bund finanzierte Dienst namens „Wendelmobil“wurde ab dem 6. April 2024 durch ein vom Land gefördertes Pilotprojekt namens „Flitsaar“abgelöst. Es umfasst die Kernstadt St. Wendel und die Stadtteile Urweiler, Leitersweiler, Hoof, Osterbrücken, Marth, Niederkirchen, Werschweiler, Dörrenbach, Saal und Bubach. Der Bus kann samstags von 7 bis 23 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9 bis 19 Uhr bestellt werden. Eine Ausweitung der Zeiten ist ab den Sommerferien geplant. Aus den bisher bis zu zwei Fahrzeugen, die parallel im Einsatz sind, könnten laut Mobilitätsministerium dann bis zu vier werden.
Wie wurde das Angebot bisher angenommen?
Das „Wendelmobil“hatte laut Ministerium 600 registrierte Nutzer und hat am Wochenende rund 40 bis 50 Menschen befördert, zumeist mehr als eine Person gleichzeitig.
Was ist mit anderen Landkreisen?
Nach Angaben des Mobilitätsministeriums soll der „Flitsaar“ab Juni im Landkreis Neunkirchen starten, und zwar in der Gemeinde SpiesenElversberg (Montag bis Samstag von 6 bis 22 Uhr, sonntags von 8 bis 22 Uhr). Im Januar 2025 folgt der Saarpfalz-Kreis mit der Gemeinde Gersheim und der Stadt Blieskastel. Dort sollen die Ortslagen Böckweiler, Altheim, Brenschelbach, Riesweiler, Pinningen, Seyweiler, Medelsheim, Peppenkum und Utweiler mit Anbindung an die Busknotenpunkte in Gersheim und Blieskastel sowie an den Bahnhof Lautzkirchen bedient werden (Montag bis Freitag 6 bis 22 Uhr sowie an Wochenenden).
Welches Potenzial haben „On-Demand-Verkehre“im Saarland?
Die Landesregierung sieht auf der Basis einer 2022 erstellten Studie großes Potenzial und unterstützt die Einführung von „On-DemandVerkehren“im SaarVV mit rund zwei Millionen Euro. Sie hätten das
Potenzial, „den ÖPNV im Saarland so zu ergänzen, dass wir deutlich mehr Menschen eine attraktive Alternative zum Individualverkehr anbieten können“, sagte Mobilitäts-Staatssekretär Sebastian Thul (SPD).
An wen richtet sich das Angebot?
Das Mobilitätsministerium will damit sowohl neue Kunden für den ÖPNV gewinnen, als auch für bestehende Kunden den ÖPNV attraktiver machen. Aus der Erfahrung in anderen Bundesländern sieht das Ministerium „On-Demand-Verkehre“grundsätzlich für alle Altersgruppen als geeignet an. So seien beim Angebot in Leipzig 15 Prozent der Nutzer unter 18 und 15 Prozent über 60 Jahre.
Was kostet es, wenn man ein solches Angebot nutzen möchte?
Wer einen Rufbus nutzen möchte, zahlt den üblichen SaarVV-Tarif. Das bedeutet auch: Wer beispielsweise ein Monatsticket oder ein Deutschlandticket hat, zahlt für das neue Angebot nichts zusätzlich. Ein Ticket kann man über die SaarVVApp oder beim Fahrer lösen. In Zukunft soll man das Ticket auch direkt in der Flitsaar-App kaufen können, in der man seinen Fahrtwunsch eingibt. Geplant ist auch eine zentrale Nummer für telefonische Buchungen.
Wo kann man überall ein- und aussteigen?
An allen bestehenden Bus-Haltestellen sowie an zahlreichen sogenannten virtuellen Haltestellen. Laut SaarVV sollen es im Normalfall nicht mehr als 150 Meter bis zum nächsten Einstiegsort sein. Die nächste virtuelle Haltestelle wird in der Flitsaar-App angezeigt, wenn man die Adresse eingibt.
Was ist der Unterschied zum Anruf-Sammel-Taxi (AST), das es im Saarland in einigen Kommunen seit vielen Jahren gibt?
Anruf-Sammel-Taxis ergänzen ebenfalls den öffentlichen Busverkehr, fahren aber nur – sofern sich Fahrgäste rechtzeitig anmelden – zu festgelegten Uhrzeiten und nur auf den Strecken bestimmter Buslinien.
Welche Fahrzeuge werden genutzt?
Im Landkreis St. Wendel handelt es sich um zwei Minibusse vom Typ Mercedes-Benz Sprinter City (Diesel) mit einer Kapazität von 14 Sitzplätzen und neun Stehplätzen. Im Saarpfalz-Kreis sollen zwei barrierefreie, batterieelektrische Minibusse zum Einsatz kommen. In Spiesen-Elversberg ist eine Fahrzeugflotte von drei Kleinbussen mit sieben Sitzen geplant, die über einen eingebauten Hublift auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sind. Die Mitnahme eines Kinderwagens ist möglich, Kindersitze gibt es auch.