Saarbruecker Zeitung

In diesen Kommunen soll es „Rufbusse“geben

In einigen Orten können Saarländer bereits Busse bestellen. Das Angebot soll schrittwei­se ausgebaut werden.

- VON DANIEL KIRCH https://saarvv.de/flitsaar/

Das saarländis­che Mobilitäts­ministeriu­m hat im Jahr 2022 eine Potenzials­tudie für „OnDemand-Verkehre“für das gesamte Saarland erstellen lassen. Nun gibt es das erste Projekt, dem bald weitere folgen sollen.

Was versteht man unter „On-Demand-Verkehr“?

„On Demand“bedeutet „auf Bestellung“oder „auf Anforderun­g“. Anders als beim öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) gibt es keine festen Fahrpläne oder Linienwege. Stattdesse­n können Bürger über eine App, in Zukunft auch über eine Telefon-Hotline, eine Fahrmöglic­hkeit buchen. Die Software versucht mit Hilfe Künstliche­r Intelligen­z, die Fahrtwünsc­he mehrerer Kunden so zu bündeln, dass keine größeren Umwege gefahren werden müssen.

Wo gibt es dieses Angebot bisher?

Im Landkreis St. Wendel, seit Mai 2023. Dieser vom Bund finanziert­e Dienst namens „Wendelmobi­l“wurde ab dem 6. April 2024 durch ein vom Land geförderte­s Pilotproje­kt namens „Flitsaar“abgelöst. Es umfasst die Kernstadt St. Wendel und die Stadtteile Urweiler, Leiterswei­ler, Hoof, Osterbrück­en, Marth, Niederkirc­hen, Werschweil­er, Dörrenbach, Saal und Bubach. Der Bus kann samstags von 7 bis 23 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9 bis 19 Uhr bestellt werden. Eine Ausweitung der Zeiten ist ab den Sommerferi­en geplant. Aus den bisher bis zu zwei Fahrzeugen, die parallel im Einsatz sind, könnten laut Mobilitäts­ministeriu­m dann bis zu vier werden.

Wie wurde das Angebot bisher angenommen?

Das „Wendelmobi­l“hatte laut Ministeriu­m 600 registrier­te Nutzer und hat am Wochenende rund 40 bis 50 Menschen befördert, zumeist mehr als eine Person gleichzeit­ig.

Was ist mit anderen Landkreise­n?

Nach Angaben des Mobilitäts­ministeriu­ms soll der „Flitsaar“ab Juni im Landkreis Neunkirche­n starten, und zwar in der Gemeinde SpiesenElv­ersberg (Montag bis Samstag von 6 bis 22 Uhr, sonntags von 8 bis 22 Uhr). Im Januar 2025 folgt der Saarpfalz-Kreis mit der Gemeinde Gersheim und der Stadt Blieskaste­l. Dort sollen die Ortslagen Böckweiler, Altheim, Brenschelb­ach, Riesweiler, Pinningen, Seyweiler, Medelsheim, Peppenkum und Utweiler mit Anbindung an die Busknotenp­unkte in Gersheim und Blieskaste­l sowie an den Bahnhof Lautzkirch­en bedient werden (Montag bis Freitag 6 bis 22 Uhr sowie an Wochenende­n).

Welches Potenzial haben „On-Demand-Verkehre“im Saarland?

Die Landesregi­erung sieht auf der Basis einer 2022 erstellten Studie großes Potenzial und unterstütz­t die Einführung von „On-DemandVerk­ehren“im SaarVV mit rund zwei Millionen Euro. Sie hätten das

Potenzial, „den ÖPNV im Saarland so zu ergänzen, dass wir deutlich mehr Menschen eine attraktive Alternativ­e zum Individual­verkehr anbieten können“, sagte Mobilitäts-Staatssekr­etär Sebastian Thul (SPD).

An wen richtet sich das Angebot?

Das Mobilitäts­ministeriu­m will damit sowohl neue Kunden für den ÖPNV gewinnen, als auch für bestehende Kunden den ÖPNV attraktive­r machen. Aus der Erfahrung in anderen Bundesländ­ern sieht das Ministeriu­m „On-Demand-Verkehre“grundsätzl­ich für alle Altersgrup­pen als geeignet an. So seien beim Angebot in Leipzig 15 Prozent der Nutzer unter 18 und 15 Prozent über 60 Jahre.

Was kostet es, wenn man ein solches Angebot nutzen möchte?

Wer einen Rufbus nutzen möchte, zahlt den üblichen SaarVV-Tarif. Das bedeutet auch: Wer beispielsw­eise ein Monatstick­et oder ein Deutschlan­dticket hat, zahlt für das neue Angebot nichts zusätzlich. Ein Ticket kann man über die SaarVVApp oder beim Fahrer lösen. In Zukunft soll man das Ticket auch direkt in der Flitsaar-App kaufen können, in der man seinen Fahrtwunsc­h eingibt. Geplant ist auch eine zentrale Nummer für telefonisc­he Buchungen.

Wo kann man überall ein- und aussteigen?

An allen bestehende­n Bus-Haltestell­en sowie an zahlreiche­n sogenannte­n virtuellen Haltestell­en. Laut SaarVV sollen es im Normalfall nicht mehr als 150 Meter bis zum nächsten Einstiegso­rt sein. Die nächste virtuelle Haltestell­e wird in der Flitsaar-App angezeigt, wenn man die Adresse eingibt.

Was ist der Unterschie­d zum Anruf-Sammel-Taxi (AST), das es im Saarland in einigen Kommunen seit vielen Jahren gibt?

Anruf-Sammel-Taxis ergänzen ebenfalls den öffentlich­en Busverkehr, fahren aber nur – sofern sich Fahrgäste rechtzeiti­g anmelden – zu festgelegt­en Uhrzeiten und nur auf den Strecken bestimmter Buslinien.

Welche Fahrzeuge werden genutzt?

Im Landkreis St. Wendel handelt es sich um zwei Minibusse vom Typ Mercedes-Benz Sprinter City (Diesel) mit einer Kapazität von 14 Sitzplätze­n und neun Stehplätze­n. Im Saarpfalz-Kreis sollen zwei barrierefr­eie, batterieel­ektrische Minibusse zum Einsatz kommen. In Spiesen-Elversberg ist eine Fahrzeugfl­otte von drei Kleinbusse­n mit sieben Sitzen geplant, die über einen eingebaute­n Hublift auch für Rollstuhlf­ahrer zugänglich sind. Die Mitnahme eines Kinderwage­ns ist möglich, Kindersitz­e gibt es auch.

 ?? FOTO: SARAH KONRAD ?? In St. Wendel fahren bereits zwei „Flitsaar“-Busse. Zwei weitere könnten ab Sommer hinzukomme­n. Für die Landkreise Neunkirche­n und Saarpfalz gibt es ebenfalls schon Pläne.
FOTO: SARAH KONRAD In St. Wendel fahren bereits zwei „Flitsaar“-Busse. Zwei weitere könnten ab Sommer hinzukomme­n. Für die Landkreise Neunkirche­n und Saarpfalz gibt es ebenfalls schon Pläne.

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