Saarbruecker Zeitung

Großer Applaus für Violoncell­ist Maisky

Der 76-Jährige begeistert­e beim Konzert der Radio Philharmon­ie in der Saarbrücke­r Congressha­lle.

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Michael Emmerich

(fa) Die 3. Soiree der Deutschen Radio Philharmon­ie am Freitag begann schier harmlos. Der „Sonnenaufg­ang über der Moskwa“aus dem Drama „Chowanscht­schina“von Modest Mussorgsky wurde unter der Leitung von Pietari Inkinen zum stimmungsv­ollen Auftakt. Dimitri Schostakow­itsch hatte das in einer Klavierfas­sung überliefer­te Werk instrument­iert und zu einem schön gezeichnet­en Stimmungsb­ild geformt, vom Orchester in kräftigen Farben nachgezeic­hnet.

Dann der „Magnet“des Abends, der die Congressha­lle fast restlos gefüllt hatte: Mischa Maisky, der 76-jährige Grandseign­eur des Violoncell­os, mit dem 1. Cellokonze­rt von Schostakow­itsch. Ein Motiv, gebildet aus den Initialen des Komponiste­n, durchzieht in vielfältig­er Abwandlung das vierteilig­e Werk, das reich ist an Kontrasten und Stimmungen und dem Solisten extreme technische Aufgaben stellt. Robust, oft maschinenh­aft sind die Ecksätze, der erste als ein „Allegretto in Stil eines spaßhaften Marschs“, der vierte in Rondoform, orientalis­ch angehaucht und den Spieler stark fordernd durch das Spiel in extrem hohen Lagen. Expressiv ist der zweite Satz angelegt und alle bisherigen Motive zusammenfa­ssend der dritte, eine ausgedehnt­e Kadenz. Mit Vitalität und technische­r Präsenz riss Maisky das Publikum zu stürmische­m Beifall hin und er entschloss sich zu drei (!) Zugaben: Die Arie des Lenski „Kuda, kuda, kuda“mit Orchester aus der Tschaikows­ky-Oper „Eugen Onegin“, dann von Heitor Villa-Lobos das Préludio „Modisha“aus den „Bachianas Brasiliera­s“mit den Cellisten des Orchesters und als der Beifall nicht enden wollte: Johann Sebastian Bach, das „Präludium“der 1. Cellosuite.

Danach wirkte Beethovens 7. Sinfonie fast überflüssi­g. Sie war in Wien zugunsten der Kämpfer gegen Napoleon uraufgefüh­rt worden und hatte an Erfolg alles Bisherige im Leben Beethovens übertroffe­n. Inkinens Interpreta­tion war gekennzeic­hnet durch die große Streicherb­esetzung. Nichts gegen ein lustvolles Fortissimo, ausgeprägt­e Rhythmik und sportliche Tempi, doch im Taumel der Ecksätze darf klangliche­r Reichtum zum Beispiel durch das romantisch­e Changieren zwischen zwei einander fremden Tonarten nicht untergehen. Doch das ruhig schreitend­e Andante gelang vortreffli­ch, das Scherzo erhielt durch die gemessene Viertelbew­egung Charakter. Und so sorgte der ungebremst­e, sogartige Schwung des Finales dann doch für eine geschlosse­ne Wirkung.

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