Großer Applaus für Violoncellist Maisky
Der 76-Jährige begeisterte beim Konzert der Radio Philharmonie in der Saarbrücker Congresshalle.
(fa) Die 3. Soiree der Deutschen Radio Philharmonie am Freitag begann schier harmlos. Der „Sonnenaufgang über der Moskwa“aus dem Drama „Chowanschtschina“von Modest Mussorgsky wurde unter der Leitung von Pietari Inkinen zum stimmungsvollen Auftakt. Dimitri Schostakowitsch hatte das in einer Klavierfassung überlieferte Werk instrumentiert und zu einem schön gezeichneten Stimmungsbild geformt, vom Orchester in kräftigen Farben nachgezeichnet.
Dann der „Magnet“des Abends, der die Congresshalle fast restlos gefüllt hatte: Mischa Maisky, der 76-jährige Grandseigneur des Violoncellos, mit dem 1. Cellokonzert von Schostakowitsch. Ein Motiv, gebildet aus den Initialen des Komponisten, durchzieht in vielfältiger Abwandlung das vierteilige Werk, das reich ist an Kontrasten und Stimmungen und dem Solisten extreme technische Aufgaben stellt. Robust, oft maschinenhaft sind die Ecksätze, der erste als ein „Allegretto in Stil eines spaßhaften Marschs“, der vierte in Rondoform, orientalisch angehaucht und den Spieler stark fordernd durch das Spiel in extrem hohen Lagen. Expressiv ist der zweite Satz angelegt und alle bisherigen Motive zusammenfassend der dritte, eine ausgedehnte Kadenz. Mit Vitalität und technischer Präsenz riss Maisky das Publikum zu stürmischem Beifall hin und er entschloss sich zu drei (!) Zugaben: Die Arie des Lenski „Kuda, kuda, kuda“mit Orchester aus der Tschaikowsky-Oper „Eugen Onegin“, dann von Heitor Villa-Lobos das Préludio „Modisha“aus den „Bachianas Brasilieras“mit den Cellisten des Orchesters und als der Beifall nicht enden wollte: Johann Sebastian Bach, das „Präludium“der 1. Cellosuite.
Danach wirkte Beethovens 7. Sinfonie fast überflüssig. Sie war in Wien zugunsten der Kämpfer gegen Napoleon uraufgeführt worden und hatte an Erfolg alles Bisherige im Leben Beethovens übertroffen. Inkinens Interpretation war gekennzeichnet durch die große Streicherbesetzung. Nichts gegen ein lustvolles Fortissimo, ausgeprägte Rhythmik und sportliche Tempi, doch im Taumel der Ecksätze darf klanglicher Reichtum zum Beispiel durch das romantische Changieren zwischen zwei einander fremden Tonarten nicht untergehen. Doch das ruhig schreitende Andante gelang vortrefflich, das Scherzo erhielt durch die gemessene Viertelbewegung Charakter. Und so sorgte der ungebremste, sogartige Schwung des Finales dann doch für eine geschlossene Wirkung.