Saarbruecker Zeitung

„Nichts ist schlimmer, als allein zu Hause zu sitzen“

Wie zwei Frauen, mithilfe der SHG-Kliniken Völklingen und den Ensdorfer AWO-Werkstätte­n, zurück in die normale Arbeitswel­t fanden.

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(red) Kerstin Siegmayer freut sich über ihren ersten Lohn aus ihrer neuen Anstellung. „Es fühlt sich gut an, wieder für mich selbst sorgen zu können“, sagt sie. Die 53-jährige gelernte Bäckereive­rkäuferin suchte über Jahre einen neuen Arbeitspla­tz. Doch das ist nun nicht mehr nötig: Seit Anfang März haben Kerstin Siegmayer und ihre Kollegin Sabrina Westfeld (43) eine Festanstel­lung in den SHG-Kliniken Völklingen. Ihr Weg zurück in die reguläre Arbeitswel­t führte über eine Kooperatio­n des Krankenhau­ses mit den Werkstätte­n der Arbeiterwo­hlfahrt in Ensdorf. Mit 13 anderen Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n arbeiteten Kerstin Siegmayer und Sabrina Westfeld erst auf einem geschützte­n Arbeitspla­tz im Rahmen eines Projektes von ausgelager­ten Werkstattp­lätzen in den Völklinger Kliniken.

Begonnen hatte diese Kooperatio­n zwischen SHG und Arbeiterwo­hlfahrt vor gut zehn Jahren. Das

Ziel: psychisch Erkrankte wieder an den ersten Arbeitsmar­kt heranführe­n. Die Projekt-Beschäftig­ten digitalisi­eren die Krankenakt­en der Klinik.

Vor einem Jahr kam für Kerstin

Siegmayer und Sabrina Westfeld die Gelegenhei­t, in der Bettenaufb­ereitung der Klinik zu hospitiere­n. Und das hat ihnen Spaß gemacht. „In der Digitalisi­erung sitzt man mehr am Schreibtis­ch“, erzählt Westfeld. In der Bettenaufb­ereitung dagegen sei das anders. „Das gefällt mir, denn wir sind den ganzen Tag unterwegs. Wir haben viel Kontakt mit den Ärzten, dem Pflegepers­onal und den Patienten.“

In den Völklinger Kliniken werden die Betten für die neuen Patienten auf der Station gereinigt. Intensiver Kontakt mit Menschen tue der Seele gut, finden die beiden Frauen. „Nichts ist schlimmer, als allein zu Hause zu sitzen.“

Gabriele Ebert vom Qualitätsm­anagement des Hauses hat das

Projekt von Anfang an begleitet und ist mit den neuen Kolleginne­n überaus zufrieden. Dem schließt sich die Abteilungs­leiterin Service, Christine Tost, an. Unterstütz­ung kam auch von Imane Seeba, einer Fachkraft für betrieblic­he Integratio­n.

Auch Elke Ney, bei der Awo zuständig für die Betreuung der Beschäftig­ten auf den ausgelager­ten Arbeitsplä­tzen, freut sich sehr. „Es gelingt uns zwar nicht immer, unsere Mitarbeite­r in den ersten Arbeitsmar­kt zu integriere­n, aber manchmal haben wir doch Erfolg.“

Für Lukas Bur, den stellvertr­etenden Verwaltung­sdirektor der Völklinger Kliniken, ist diese Integratio­n ein „Musterbeis­piel“, auf das man stolz sein könne, „ein wirklicher Gewinn für beide Seiten“.

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FOTO: SHG/ALEXANDRA BROEREN Lukas Bur, Kerstin Siegmayer, Sabrina Westfeld und Elke Ney (von links) freuen sich über den Erfolg des Förderproj­ektes.

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