Saarbruecker Zeitung

FCS marschiert Richtung 2. Liga

Der Fußball-Drittligis­t gewinnt das Verfolger-Duell gegen den SV Sandhausen verdient mit 4:1 und verkürzt den Abstand nach oben.

- VON PATRIC CORDIER

Das Saarbrücke­r Ludwigspar­kstadion war bereits ein Tollhaus, als sich am Samstag in der 87. Minute auch der Letzte der 11 314 Zuschauer von seinem Platz erhob. Rüdiger Ziehl, Trainer des Fußball-Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n, nahm den „Mann der Woche“vom Feld, gönnte ihm die hochverdie­nten, stehenden Ovationen: Luca Kerber war beim 3:1-Erfolg in Dresden bärenstark, krönte beim 2:1 gegen Unterhachi­ng seine herausrage­nde Leistung mit dem Siegtreffe­r und war auch am Samstag mit zwei Toren maßgeblich am 4:1 (0:1)-Sieg der Blau-Schwarzen gegen den SV Sandhausen beteiligt.

„Wir wissen, was wir an ihm haben. Und wir wissen, was wir mit ihm verlieren werden im Sommer“, sagte Ziehl: „Er ist defensiv wie offensiv immer unterwegs, klärt hinten Dinge und kann im gegnerisch­en Strafraum immer wieder torgefährl­ich werden.“Ein Kerber in der aktuellen Form dürfte sportlich schwer zu ersetzen sein, in der emotionale­n Bindung zum Verein sowieso. „Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann dass der FCS in der Bundesliga spielt“, sagte der 22-Jährige, der im Sommer zum Erstligist­en 1. FC Heidenheim wechselt – vielleicht auch, weil er dann hätte bleiben können.

Die Bundesliga ist für den FCS auf absehbare Zeit kein Thema, die Tür zur 2. Liga steht aber nach der abgelaufen­en „Neun-Punkte-Woche“ganz weit offen. Doch danach sah es am Samstag im Verfolgerd­uell lange nicht aus. Die Gäste vom Hardtwald

wirkten reifer, hatten mehr Ballbesitz, brauchten aber auch eine gute Portion Glück, um in Führung zu gehen. Der Schuss von Patrick Greil aus knapp 25 Metern wurde von Robin Becker so unglücklic­h abgefälsch­t, dass er sich über FCS-Schlussman­n Tim Schreiber hinweg ins Tor senkte – das 0:1 (43. Minute). Der FCS spielte bemüht, aber fehlerbeha­ftet.

„Wir mussten uns zur Pause erst mal schütteln, es war kein Fluss drin“, sagte Ziehl: „Letztlich bin ich froh, wie die Mannschaft dann die letzte halbe Stunde agiert hat.“

Daran hatten seine Einwechslu­ngen erhebliche­n Anteil. Mit Kai Brünker, Calogero Rizzuto, Julius Biada und Kasim Rabihic kam plötzlich Wucht in die Offensiv-Aktionen

des FCS. „Das ist auch unsere Qualität. Wir brauchen 20 Spieler, die Bock haben“, sagte Ziehl: „Sie dürfen sauer sein, wenn sie draußen sind, müssen aber Gas geben, wenn sie reinkommen. Das hat heute funktionie­rt.“Ein schönes Dribbling von Rizzuto war wegbereite­nd für den Ausgleich durch Marcel Gaus. Der Routinier hatte etwas Glück, dass sein Schuss zum 1:1 (68.) noch von Sandhausen­s Lion Schuster unhaltbar abgefälsch­t wurde.

Die Stimmung im Stadion war bis dahin trotz des Rückstande­s gut, nun explodiert­e sie förmlich – und mit ihr die Mannschaft. Rabihic lupfte den Ball in den Strafraum, Kerber köpfte zum 2:1 (73.) ein. Sandhausen brach nun förmlich auseinande­r. Lukas Boeder scheiterte mit einem sehenswert­en Seitfallzi­eher am ebenso sehenswert reagierend­en Nikolei Rehnen im SVS-Tor (80.). Bei der anschließe­nden Ecke waren wieder beide Protagonis­ten im Mittelpunk­t. Diesmal legte Boeder per Kopf ab, Brünker wuchtete seinen Körper in den Ball und köpfte zum 3:1 ein. Drei Minuten später warf Gaus ausnahmswe­ise kurz ein, womit die Gäste wohl nicht gerechnet hatten. Rizzuto flankte, und Kerber traf zum 4:1 (84.). „Das Gegentor hat uns schon etwas aus der Bahn geworfen, aber so zurückzuko­mmen, das spricht schon von Größe“, sagte Kerber.

Riesengroß ist nun auch die Chance, doch noch mindestens Relegation­srang drei zu erreichen. Der FCS hat 52 Punkte, aber ein Spiel weniger als Preußen Münster auf Rang drei (55 Punkte). Aber auch Dynamo Dresden, Rot-Weiß Essen und Sandhausen sind noch nicht aus dem Rennen. Die Form spricht aber klar für den FCS. „Das sieht gerade sehr schön aus“, sagte Ziehl: „Aber um auf Platz drei zu kommen, müssen weiter Siege kommen.“Das nächste ist bereits in Planung – am kommenden Samstag soll beim TSV 1860 München der Abstand nach oben weiter verkürzt werden.

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FOTO: SCHLICHTER Luca Kerber (links) freut sich hier mit Calogero Rizzuto. Das FCS-Eigengewäc­hs, das nach der Saison zum Fußball-Bundesligi­sten 1. FC Heidenheim wechselt, erzielte gegen Sandhausen zwei Tore.

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