FCS marschiert Richtung 2. Liga
Der Fußball-Drittligist gewinnt das Verfolger-Duell gegen den SV Sandhausen verdient mit 4:1 und verkürzt den Abstand nach oben.
Das Saarbrücker Ludwigsparkstadion war bereits ein Tollhaus, als sich am Samstag in der 87. Minute auch der Letzte der 11 314 Zuschauer von seinem Platz erhob. Rüdiger Ziehl, Trainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken, nahm den „Mann der Woche“vom Feld, gönnte ihm die hochverdienten, stehenden Ovationen: Luca Kerber war beim 3:1-Erfolg in Dresden bärenstark, krönte beim 2:1 gegen Unterhaching seine herausragende Leistung mit dem Siegtreffer und war auch am Samstag mit zwei Toren maßgeblich am 4:1 (0:1)-Sieg der Blau-Schwarzen gegen den SV Sandhausen beteiligt.
„Wir wissen, was wir an ihm haben. Und wir wissen, was wir mit ihm verlieren werden im Sommer“, sagte Ziehl: „Er ist defensiv wie offensiv immer unterwegs, klärt hinten Dinge und kann im gegnerischen Strafraum immer wieder torgefährlich werden.“Ein Kerber in der aktuellen Form dürfte sportlich schwer zu ersetzen sein, in der emotionalen Bindung zum Verein sowieso. „Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann dass der FCS in der Bundesliga spielt“, sagte der 22-Jährige, der im Sommer zum Erstligisten 1. FC Heidenheim wechselt – vielleicht auch, weil er dann hätte bleiben können.
Die Bundesliga ist für den FCS auf absehbare Zeit kein Thema, die Tür zur 2. Liga steht aber nach der abgelaufenen „Neun-Punkte-Woche“ganz weit offen. Doch danach sah es am Samstag im Verfolgerduell lange nicht aus. Die Gäste vom Hardtwald
wirkten reifer, hatten mehr Ballbesitz, brauchten aber auch eine gute Portion Glück, um in Führung zu gehen. Der Schuss von Patrick Greil aus knapp 25 Metern wurde von Robin Becker so unglücklich abgefälscht, dass er sich über FCS-Schlussmann Tim Schreiber hinweg ins Tor senkte – das 0:1 (43. Minute). Der FCS spielte bemüht, aber fehlerbehaftet.
„Wir mussten uns zur Pause erst mal schütteln, es war kein Fluss drin“, sagte Ziehl: „Letztlich bin ich froh, wie die Mannschaft dann die letzte halbe Stunde agiert hat.“
Daran hatten seine Einwechslungen erheblichen Anteil. Mit Kai Brünker, Calogero Rizzuto, Julius Biada und Kasim Rabihic kam plötzlich Wucht in die Offensiv-Aktionen
des FCS. „Das ist auch unsere Qualität. Wir brauchen 20 Spieler, die Bock haben“, sagte Ziehl: „Sie dürfen sauer sein, wenn sie draußen sind, müssen aber Gas geben, wenn sie reinkommen. Das hat heute funktioniert.“Ein schönes Dribbling von Rizzuto war wegbereitend für den Ausgleich durch Marcel Gaus. Der Routinier hatte etwas Glück, dass sein Schuss zum 1:1 (68.) noch von Sandhausens Lion Schuster unhaltbar abgefälscht wurde.
Die Stimmung im Stadion war bis dahin trotz des Rückstandes gut, nun explodierte sie förmlich – und mit ihr die Mannschaft. Rabihic lupfte den Ball in den Strafraum, Kerber köpfte zum 2:1 (73.) ein. Sandhausen brach nun förmlich auseinander. Lukas Boeder scheiterte mit einem sehenswerten Seitfallzieher am ebenso sehenswert reagierenden Nikolei Rehnen im SVS-Tor (80.). Bei der anschließenden Ecke waren wieder beide Protagonisten im Mittelpunkt. Diesmal legte Boeder per Kopf ab, Brünker wuchtete seinen Körper in den Ball und köpfte zum 3:1 ein. Drei Minuten später warf Gaus ausnahmsweise kurz ein, womit die Gäste wohl nicht gerechnet hatten. Rizzuto flankte, und Kerber traf zum 4:1 (84.). „Das Gegentor hat uns schon etwas aus der Bahn geworfen, aber so zurückzukommen, das spricht schon von Größe“, sagte Kerber.
Riesengroß ist nun auch die Chance, doch noch mindestens Relegationsrang drei zu erreichen. Der FCS hat 52 Punkte, aber ein Spiel weniger als Preußen Münster auf Rang drei (55 Punkte). Aber auch Dynamo Dresden, Rot-Weiß Essen und Sandhausen sind noch nicht aus dem Rennen. Die Form spricht aber klar für den FCS. „Das sieht gerade sehr schön aus“, sagte Ziehl: „Aber um auf Platz drei zu kommen, müssen weiter Siege kommen.“Das nächste ist bereits in Planung – am kommenden Samstag soll beim TSV 1860 München der Abstand nach oben weiter verkürzt werden.