Junge Firma bietet Produktentwicklung an
Die Fremdvergabe von Entwicklungsaufträgen ist in der Industrie nicht neu, aber das saarländische Startup es:saar punktet mit seinem Ansatz, dass man bereits von der Idee bis zum Ende der Entwicklung mit dabei ist.
Ein 20 Mitarbeiter zählendes Konstruktions-Unternehmen aus dem Nord-Saarland hat eine neue Produktidee. Das eigene Produkt soll mit einem ElektronikModul erweitert werden. Aber es ist zu wenig personelle Ingenieurskapazität im Haus, um daraus ein marktreifes Produkt zu erstellen. Hier kommt das Saarbrücker Startup-Unternehmen es:saar GmbH aus dem Starterzentrum der SaarUniversität ins Spiel. „Wir können dem Unternehmen helfen und übernehmen als Dienstleister die komplette Entwicklung und begleiten das Projekt von der Idee bis zur Marktreife“, sagt Jung-Gründer Joshua Summa (24).
Die Fremdvergabe von Entwicklungsaufträgen ist in der Industrie nicht neu, aber es:saar punktet mit seinem Ansatz, dass man bereits von der Idee bis zum Ende der Entwicklung mit dabei ist. „Moderne, intelligente Elektronik entsteht, indem wir Elektronik und Software eng miteinander verbinden, Experten sprechen von ,eingebetteten Systemen` (im Fachenglisch: embedded systems). Daher rührt auch das ,es` im Firmennamen“, erklärt der Gründer.
Hätten der in Saarlouis geborene Summa und seine Mitgründer auf manche wohlmeinenden Ratschläge zum Start gehört, gäbe es das Jung-Unternehmen vielleicht so nicht. „Wir sind ein unkonventionelles Start-up, einmal wie wir gegründet haben und wie wir organisiert sind“, sagt Summa. Alle Gründer – darunter zwei Professoren – sind Elektrotechnik-Ingenieure mit Abschluss und lernten sich über den Lehrstuhl für Antriebstechnik der Saarbrücker Universität kennen. Der Expertenrat seinerzeit: Keine Neugründung ausschließlich mit Leuten der eigenen Fachrichtung und keine Gründung mit so vielen Gesellschaftern.
Gewagt haben sie es dennoch. Und sie betreiben das Jung-Unternehmen alle neben einem Hauptberuf, die beiden Professoren arbeiten aus der Schweiz und Joshua Summa bei einem großen saarländischen High-Tech-Unternehmen. „Vor Ort“in Saarbrücken arbeiten fünf, einschließlich Mitgründer Summa. Dank elektronischer Vernetzung kein Problem, stellt Summa fest. Man brauche keine speziellen Informatiker, „denn wir können alle selbst programmieren“, sagt er.
Die Firma entwickelt Schaltungen für ein Produkt und die dazugehörige Software. Außerdem entwickeln sie Software-Werkzeuge, mit denen man einen Blick hinter die Kulissen der Elektronik werfen kann. Diese Einblicke in die inneren Abläufe ermöglichen es, ein Produkt während der Entwicklung zu verbessern und zu testen. „Unser Know-how liegt in der Verschmelzung von Software und Hardware sowie unserer Entwicklungs-Erfahrung. Auf diese Weise unterstützen wir Technologieunternehmen dabei, kostengünstige, nachhaltige und sichere Geräte zu entwickeln“, erklärt der Saarländer.
Als praktische Beispiele ihrer Entwicklungen nennt Summa etwa das Steuern von Antrieben für Paketför
„Unser Know-how liegt in der Verschmelzung von Software und Hardware sowie unserer Entwicklungs-Erfahrung.“Joshua Summa Firmengründer
derbänder, das Lesen von Sensoren in Smart-Home-Geräten und das Überwachen von Akkus in Elektrorollern. Bezogen auf Branchen haben sie die Zulieferer und Entwickler von Hausgeräten, mobilen Maschinen sowie stationären Anlagen im Visier.
Rund zehn Kunden hat es:saar derzeit im Arbeitsportfolio, darunter ein bekanntes Saar-Unternehmen, das aus Wettbewerbsgründen aber nicht genannt wird. Kundennamen sind gerade in der Gründungsphase ein zu Recht gut gehütetes Ge
heimnis. es:saar bietet seine Software-Werkzeuge, Beratungen und Entwicklung aber auch anderen jungen Start-ups an, die etwa Elektronik-Produkte entwickeln wollen – alles in allem in sehr breite Palette zur Unterstützung der Entwicklung. Kleinserien können sie zwar herstellen – größere Produktserien herstellen wollen sie aber nicht: „Wir sind Entwickler und EntwicklungsUnterstützer, aber keine Hersteller“, sagt Summa.
Er und seine Mitstreiter sind zuversichtlich, sich mit ihrem Konzept
am Markt durchzusetzen, denn gute Ingenieure sind Mangelware und ständig gesucht. Ein Unternehmen wie es:saar, das Entwicklung trotzdem möglich macht, kommt da wie gerufen. Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Die aktuellen Herausforderungen können mit Technik gelöst werden. Elektronik und Software sind ein bedeutender Teil davon, erläutert Summa. Doch dieses Feld ist komplex, aufwendig und fehleranfällig. Laut es:saar ist die Antwort „gute Entwicklung mit guten Daten“. Ihr Ziel ist es, „damit
Technologie-Entwickler zu unterstützen“, erklärt Summa.
Wie geht es weiter? Natürlich will es:saar wachsen. Dafür braucht es neben neuen Kunden auch weitere Mitarbeiter und natürlich Geld. Bislang ist alles selbst gestemmt worden, öffentliches ProgrammGeld steckt nicht im Unternehmen. „Wir halten Ausschau nach Kapitalgebern, die etwa ab 2025 bei uns einsteigen könnten“, sagt Summa. Das Saarland sei ein guter SoftwareStandort. Daher wolle man hierbleiben, „hier ist unser Ursprung“.