Komödie übers Erben und Sterben
In der neuen Inszenierung des Sulzbacher Kellertheaters reihen sich die Meucheleien aneinander. Und das, was ja das Ziel der Bühnenkunst ist, in durchaus unterhaltsamer Manier.
Eine Mordserie erschüttert Sulzbach. Teils beabsichtigt, teils aber auch aus Versehen sterben auf der Bühne des Sulzbacher Kellertheaters die Akteure beinahe im Minutentakt. Im neuen Stück des Ensembles geht es ums Erben und ums Sterben – die Reihenfolge variiert dabei. Am Ende gibt es zehn Tote zu beklagen. Oder sind es sogar mehr? Dahingemeuchelt von der berüchtigten Familie Henk, einer nicht gerade zimperlichen Sippe, deren Hobby es ist, unbequeme Zeitgenossen aus dem Weg zu räumen, sei es durch Vergiften, Erschießen, Erdrosseln oder Erstechen.
„Uns kommt niemand besuchen. Zumindest niemand bei klarem Verstand“, heißt es in einer Szene. Wir haben es dennoch gewagt und besuchten eine Probe zur bitterbösen, schwarzen Komödie „Schau nicht unters Rosenbeet“in der Sulzbacher Jahnturnhalle.
Dort tauchen die Zuschauer ein in die Welt der Familie, die – vorsichtig ausgedrückt – mehr als eigenartig ist. Alle haben gewissermaßen „einen an der Klatsche“. Dora (Sabine Spaendl) ist eine leidenschaftliche Giftmischerin, Marcus (Stefan Bohlander) hält sich für Caesar. Und Oliver lebt eingesperrt im Keller, weil er glaubt, ein Werwolf zu sein.
Lucien (Andreas Salm) macht zweifelhafte wissenschaftliche Experimente. Emily (Pauline Steimer) sucht ohne Unterlass Streit. Monica (Franziska Rundstadler) wiederum vernascht alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist.
Die Hausangestellten sind nicht besser. Schauplatz der Geschichte ist das abgeschiedene Anwesen Monument House der Henks. Dort gibt es geheime Gänge und Katakomben. „Hier würde man niemanden schreien hören“, ist zu hören.
In der Bibliothek treffen wir auf die zurückgezogen lebende, schräge
Familie Henk. Auf dem Boden liegt lang gestreckt die Leiche von Marcus Henk. Er ist nicht das erste Opfer und auch nicht das letzte im Laufe des Abends.
Grund sind Erbstreitigkeiten. Alle hoffen auf die Millionen des verstorbenen Familienoberhaupts Septimus Henk (Leo Klein). Doch bei der Testamentseröffnung folgt der Schock, denn der Verblichene hat seine Millionen einer Fremden vermacht, der Schundroman-Autorin namens Ermyntrude Ash.
Nun ist die mordlüsterne Sippe in Aufruhr. Der erste Mord lässt nicht lange auf sich warten. In den kommenden 130 Minuten entwickelt sich ein wahrhaft „mörderischer“Familienkrieg, und es stapeln sich die Leichen. Dabei fällt der Verdacht immer wieder auf jemand anderen und es bleibt spannend bis zum Schluss.
Kaum glaubt man, den Täter identifiziert zu haben, stirbt er – oder sie – in der nächsten Szene. Wer wird das nächste Opfer? Und wer steckt
hinter den merkwürdigen Morden? Und ist Septimus Henk wirklich tot?
Eins wird beim Probenbesuch klar: Das Publikum erwartet ein spannendes Kammerspiel voller skurriler Charaktere und mit bestem englischem schwarzen Humor. Die Akteure freuen sich schon sehr darauf, in ihrem 41. Jahr auf der Bühne dieses „mordskomische“Spektakel zu präsentieren.
Der Comedy-Thriller von Norman Robbins (in einer eigenen Bearbeitung) ist ihre mittlerweile 40. Produktion, schätzen sie. „Seit elf Monaten proben wir nun daran. Anfangs einmal pro Woche, seit Jahresbeginn zweimal wöchentlich und nun kurz vor der Premiere werden zusätzlich die Wochenenden für lange Intensivproben genutzt“, erklärt Enrico Tinebra.
Er führt Regie und hat ein kritisches Auge auf die Darsteller. Diese haben ihre Rollen schon perfekt drauf. Tinebra hat denn auch kaum etwas anzumerken. Neben den be
kannten Gesichtern aus früheren Jahren wird erstmals Monika Groß auf der Bühne stehen. „Ich spiele allerdings schon sehr lange Theater – seit ich zwölf Jahre alt bin“, erklärt sie. Alle anderen sind alte Bekannte, die ihre Bühnentauglichkeit bereits in vorherigen Stücken unter Beweis gestellt haben.
Ihnen allen machen die Proben für die Krimi-Komödie sichtlich Spaß. In weniger als zwei Wochen feiert das Stück Premiere. „Der Vorverkauf läuft super. Der Termin am
27. April sowie die Vorstellungen am
3. Mai und am 11. Mai sind bereits ausverkauft“, sagt Tinebra.
Das Publikum darf sich auf einen Krimi zum Schmunzeln, Gruseln und Miträtseln und – natürlich – auf ein unerwartetes Ende freuen, das wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden.