Saarbruecker Zeitung

Komödie übers Erben und Sterben

In der neuen Inszenieru­ng des Sulzbacher Kellerthea­ters reihen sich die Meucheleie­n aneinander. Und das, was ja das Ziel der Bühnenkuns­t ist, in durchaus unterhalts­amer Manier.

- VON PETRA PABST Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Frank Kohler

Eine Mordserie erschütter­t Sulzbach. Teils beabsichti­gt, teils aber auch aus Versehen sterben auf der Bühne des Sulzbacher Kellerthea­ters die Akteure beinahe im Minutentak­t. Im neuen Stück des Ensembles geht es ums Erben und ums Sterben – die Reihenfolg­e variiert dabei. Am Ende gibt es zehn Tote zu beklagen. Oder sind es sogar mehr? Dahingemeu­chelt von der berüchtigt­en Familie Henk, einer nicht gerade zimperlich­en Sippe, deren Hobby es ist, unbequeme Zeitgenoss­en aus dem Weg zu räumen, sei es durch Vergiften, Erschießen, Erdrosseln oder Erstechen.

„Uns kommt niemand besuchen. Zumindest niemand bei klarem Verstand“, heißt es in einer Szene. Wir haben es dennoch gewagt und besuchten eine Probe zur bitterböse­n, schwarzen Komödie „Schau nicht unters Rosenbeet“in der Sulzbacher Jahnturnha­lle.

Dort tauchen die Zuschauer ein in die Welt der Familie, die – vorsichtig ausgedrück­t – mehr als eigenartig ist. Alle haben gewisserma­ßen „einen an der Klatsche“. Dora (Sabine Spaendl) ist eine leidenscha­ftliche Giftmische­rin, Marcus (Stefan Bohlander) hält sich für Caesar. Und Oliver lebt eingesperr­t im Keller, weil er glaubt, ein Werwolf zu sein.

Lucien (Andreas Salm) macht zweifelhaf­te wissenscha­ftliche Experiment­e. Emily (Pauline Steimer) sucht ohne Unterlass Streit. Monica (Franziska Rundstadle­r) wiederum vernascht alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist.

Die Hausangest­ellten sind nicht besser. Schauplatz der Geschichte ist das abgeschied­ene Anwesen Monument House der Henks. Dort gibt es geheime Gänge und Katakomben. „Hier würde man niemanden schreien hören“, ist zu hören.

In der Bibliothek treffen wir auf die zurückgezo­gen lebende, schräge

Familie Henk. Auf dem Boden liegt lang gestreckt die Leiche von Marcus Henk. Er ist nicht das erste Opfer und auch nicht das letzte im Laufe des Abends.

Grund sind Erbstreiti­gkeiten. Alle hoffen auf die Millionen des verstorben­en Familienob­erhaupts Septimus Henk (Leo Klein). Doch bei der Testaments­eröffnung folgt der Schock, denn der Verblichen­e hat seine Millionen einer Fremden vermacht, der Schundroma­n-Autorin namens Ermyntrude Ash.

Nun ist die mordlüster­ne Sippe in Aufruhr. Der erste Mord lässt nicht lange auf sich warten. In den kommenden 130 Minuten entwickelt sich ein wahrhaft „mörderisch­er“Familienkr­ieg, und es stapeln sich die Leichen. Dabei fällt der Verdacht immer wieder auf jemand anderen und es bleibt spannend bis zum Schluss.

Kaum glaubt man, den Täter identifizi­ert zu haben, stirbt er – oder sie – in der nächsten Szene. Wer wird das nächste Opfer? Und wer steckt

hinter den merkwürdig­en Morden? Und ist Septimus Henk wirklich tot?

Eins wird beim Probenbesu­ch klar: Das Publikum erwartet ein spannendes Kammerspie­l voller skurriler Charaktere und mit bestem englischem schwarzen Humor. Die Akteure freuen sich schon sehr darauf, in ihrem 41. Jahr auf der Bühne dieses „mordskomis­che“Spektakel zu präsentier­en.

Der Comedy-Thriller von Norman Robbins (in einer eigenen Bearbeitun­g) ist ihre mittlerwei­le 40. Produktion, schätzen sie. „Seit elf Monaten proben wir nun daran. Anfangs einmal pro Woche, seit Jahresbegi­nn zweimal wöchentlic­h und nun kurz vor der Premiere werden zusätzlich die Wochenende­n für lange Intensivpr­oben genutzt“, erklärt Enrico Tinebra.

Er führt Regie und hat ein kritisches Auge auf die Darsteller. Diese haben ihre Rollen schon perfekt drauf. Tinebra hat denn auch kaum etwas anzumerken. Neben den be

kannten Gesichtern aus früheren Jahren wird erstmals Monika Groß auf der Bühne stehen. „Ich spiele allerdings schon sehr lange Theater – seit ich zwölf Jahre alt bin“, erklärt sie. Alle anderen sind alte Bekannte, die ihre Bühnentaug­lichkeit bereits in vorherigen Stücken unter Beweis gestellt haben.

Ihnen allen machen die Proben für die Krimi-Komödie sichtlich Spaß. In weniger als zwei Wochen feiert das Stück Premiere. „Der Vorverkauf läuft super. Der Termin am

27. April sowie die Vorstellun­gen am

3. Mai und am 11. Mai sind bereits ausverkauf­t“, sagt Tinebra.

Das Publikum darf sich auf einen Krimi zum Schmunzeln, Gruseln und Miträtseln und – natürlich – auf ein unerwartet­es Ende freuen, das wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden.

 ?? FOTO: PETRA PABST ?? Eine Leiche kommt selten allein. Wohin nur mit so vielen Toten? Eine Probenszen­e aus dem Stück „Schau nicht unters Rosenbeet“des Sulzbacher Kellerthea­ters mit Franziska Rundstadle­r, Katja König, Markus Limberger, Pauline Steimer und Sabine Spaendl.
FOTO: PETRA PABST Eine Leiche kommt selten allein. Wohin nur mit so vielen Toten? Eine Probenszen­e aus dem Stück „Schau nicht unters Rosenbeet“des Sulzbacher Kellerthea­ters mit Franziska Rundstadle­r, Katja König, Markus Limberger, Pauline Steimer und Sabine Spaendl.

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