Saarbruecker Zeitung

Kultusmini­sterium lehnt freie Schule ab

Es hatte ganz danach ausgesehen, als würde sie bald kommen: Im einstigen Schulhaus in Walpershof­en wollte eine alternativ­e Privatschu­le einziehen. Der Riegelsber­ger Gemeindera­t war mehrheitli­ch einverstan­den. Doch nun erteilte das Kultusmini­sterium keine

- VON FREDY DITTGEN Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Frank Kohler

RIEGELSBER­G/VÖLKLINGEN Der Verein „Freie Schule Saar“wollte in der ehemaligen katholisch­en Volksschul­e Walpershof­en („Alte Schule“) eine freie und alternativ­e Grundschul­e einrichten (wir berichtete­n). Der Riegelsber­ger Gemeindera­t hatte dem Vorhaben mit den Stimmen von CDU, Linke, AfD, Jutta Christmann (Bürger für Bürger/BfB) und Dieter Hack (Grüne) zugestimmt. Die SPD sowie Hans-Jürgen Marowsky, Stephan Lehberger und Ralf Waschburge­r (alle Grüne) waren dagegen.

Die Grundschul­e sollte schon im Spätsommer dieses Jahres ihren Betrieb aufnehmen. Doch daraus wird nichts. Die Schule untersteht – wie alle Privatschu­len in Deutschlan­d – der staatliche­n Aufsicht des Ministeriu­ms für Bildung und Kultur. Und das versagte – bisher jedenfalls – der Freien Schule Saar die Genehmigun­g zum Betrieb einer Privatschu­le. Darüber hinaus erteilte das Ministeriu­m auch keine Genehmigun­g für den Betrieb einer freien Schule im Saarbrücke­r Stadtteil St. Arnual (Im Almet).

Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Frank Schmidt sieht darin die Bedenken seiner Fraktion bestätigt: „Für die SPD-Fraktion war die Entscheidu­ng des Ministeriu­ms vorhersehb­ar.“Es habe zu viele offene Fragen gegeben, sagte er unserer Zeitung. Schmidt kritisiert vor allem den Finanzplan der Freien Schule: „So wie man ihn uns vorgelegt hatte, hätte auch kein Unternehme­n irgendwelc­he Zuschüsse oder Darlehen, geschweige denn irgendwelc­he Genehmigun­gen erhalten.“

Im Finanzplan sei unter anderem im ersten Jahr ein Defizit von knapp 35 000 Euro vorgesehen gewesen. Zudem sei eine Elternbürg­schaft in Höhe von 3000 Euro pro Kind – insgesamt 75 000 Euro – als Einnahmen angesetzt worden, obwohl die Anmietung der Räume in der ehemaligen Schule nur Platz für maximal 20 Kinder ermöglicht hätte

– das wären also nur Einnahmen in Höhe von 60 000 Euro gewesen. Auch sei im Finanzplan keine monatliche Miete für die Räume angegeben worden, sondern nur die Nebenkoste­n in Höhe von 500 Euro pro Monat. „Somit wurde ein weiterer Kostenfakt­or falsch, beziehungs­weise überhaupt nicht angegeben“, sagt Sozialdemo­krat Schmidt.

Zudem habe es neben den genannten Punkten „noch einige weitere Lücken“im Finanzplan gegeben, sagte Frank Schmidt. Und er verweist darauf: „Das Ministeriu­m hat nicht nur den Antrag der Freien Schule Saar für Walpershof­en abgelehnt, sondern auch für Saarbrücke­n.“Deswegen geht er davon aus, dass die Ablehnung nicht grundsätzl­ich am Standort Walpershof­en gelegen habe, „sondern am Finanzplan und dem Konzept der Freien Schule Saar“.

Den Standort Walpershof­en hatte der Walpershof­er CDU-Vorsitzend­e Ralph Schmidt vorgeschla­gen. Er hält den Beschluss des Ministeriu­ms nicht für das letzte Wort in dieser Sache. Das Ministeriu­m habe das Projekt nicht abgelehnt, sondern nur vertagt. In diesem Sommer sei der Betrieb einer Grundschul­e in Walpershof­en noch nicht möglich, doch Schmidt hofft, dass die Freie Schule am Projekt festhält und den Betrieb im Schuljahr 2025/26 aufnimmt.

„Zur Zulassung einer Schule bedarf es immer mehrerer Verfahrens

schritte. So müssen baurechtli­che, pädagogisc­he, logistisch­e, konzeption­elle und auch ideelle Beweggründ­e der Prüfung des Ministeriu­ms in Gänze standhalte­n. Wie aus dem nun vom Ministeriu­m erteilten Ablehnungs­bescheid zu entnehmen ist, werden vom Träger zusätzlich­e Hausaufgab­en verlangt“, erklärte Ralph Schmidt, „ebenso sollten weitere baurechtli­che Fragen vor erneuter Antragstel­lung verbindlic­h geregelt werden. Dies ist im Hinblick auf das kommende Schuljahr nicht angemessen leistbar.“

Auch wenn das Bildungsmi­nisterium dem Antrag jetzt nicht stattgegeb­en habe, bedeute dies nicht das

Aus, sondern sei ein Auftrag für die Freie Schule Saar, weiterzuma­chen, Menschen zu informiere­n und zu überzeugen, für den Standort zu kämpfen und um die besten Lösungen zu ringen.

Die Grundschul­pädagogin Nina Di Marco von der Freien Schule Saar sagte auf SZ-Anfrage: „Unser Antrag auf Genehmigun­g einer privaten Ersatzschu­le im Primarbere­ich wurde von Seiten des Ministeriu­ms für Bildung und Kultur abgelehnt. Wir arbeiten nun auf der Basis der gewonnenen Erkenntnis­se weiter an der Verwirklic­hung unseres Vorhabens und sind zuversicht­lich, dass es uns bis 2025 gelingen wird, dieses

in die Tat umzusetzen.“

In Bezug auf die Standortfr­age müssten zunächst weitere Gespräche folgen. Bisher gebe es mehrere Optionen, „die wir als geeignet betrachten“.

Wir wollten vom Ministeriu­m wissen, warum es keine Genehmigun­g erteilte. Und wir wollten von der Gemeinde Riegelsber­g wissen, wie sie zu der Ablehnung steht. Doch weder das Ministeriu­m noch die Gemeindeve­rwaltung reagierten auf die Anfragen.

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FOTO: FREDY DITTGEN In die Alte Schule in Riegelsber­g-Walpershof­en wird vorerst keine Privatschu­le einziehen.
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SYMBOLFOTO: MARIJAN MURAT/DPA Es sah so aus, als würde Walpershof­en wieder eine – private – Grundschul­e bekommen. Doch zumindest vorerst wird daraus nichts.

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