Saarbruecker Zeitung

Lauterbach sieht bessere Versorgung von Long-Covid-Patienten

Menschen, die nach einer Corona-Infektion beeinträch­tigt sind, wird laut Experten spürbar mehr geholfen. Eine Heilung gibt es aber weiterhin nicht.

- VON PHILIP ZEITNER Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein, Vincent Bauer

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) hat am Dienstag gemeinsam mit Professori­n Carmen Scheibenbo­gen, Leiterin der Immundefek­t-Ambulanz an der Charité, und Karin Maag, Mitglied im Gemeinsame­n Bundesauss­chuss, die Ergebnisse einer weiteren Expertenru­nde zum Umgang mit Long Covid vorgestell­t. Der „Runde Tisch Long Covid“fand zum dritten Mal statt. Dazu die wichtigste­n Fragen und Antworten.

Welche Erkenntnis­se hat der Runde Tisch geliefert? Bundesgesu­ndheitsmin­ister

Karl

Lauterbach sieht spürbare Fortschrit­te bei Hilfsangeb­oten für Menschen mit langwierig­en Beeinträch­tigungen nach Corona-Infektione­n. Langsam baue sich ein flächendec­kendes Netz von Expertinne­n und Experten auf, das die Versorgung verbessere, sagte der SPD-Politiker. Dies sei „wirklich ein Wendepunkt“. Zugleich liefen

Ausschreib­ungen zur Forschungs­förderung. Lindernde Medikament­e sollen künftig leichter außerhalb der eigentlich­en Zulassung einsetzbar sein. Zentral ist sicherlich auch, dass die vorgeschla­gene Richtlinie des Gemeinsame­n Bundesauss­chusses (G-BA) akzeptiert wurde.

Über was wurde noch gesprochen?

Neben den Fortschrit­ten bei der Versorgung von Long-Covid-Erkrankten ging es beim ersten Zusammenko­mmen in diesem Jahr auch um konkrete Fördermögl­ichkeiten des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums für eine versorgung­snahe Forschung. Außerdem besprach man die neue Richtlinie des Gemeinsame­n Bundesauss­chusses zur medizinisc­hen Behandlung von Long Covid-Patienten.

Welche Rolle spielt die G-BA-Richtlinie bei der Behandlung von Long Covid?

„Die Idee ist, dass die Odyssee für Patientinn­en und Patienten, bis sie den richten Arzt haben, verkürzt wird“, erklärte Karin Maag. Es soll demnach einen Ansprechpa­rtner für die Patienten geben, in der Regel wahrschein­lich der Hausarzt. Der soll die gesamte Behandlung der Erkrankten überblicke­n und koordinier­en. Also auch etwa den Rat von Fachärzten hinzuziehe­n, falls nötig. „Wir haben sehr deutlich adressiert, was vom Behandler zu tun ist“, so Maag.

Warum ist das Thema so wichtig?

„Long Covid ist eine Krankheit, die nach wie vor unterschät­zt wird“, sagte Minister Lauterbach. Auch Personen, die sich jetzt noch mit dem Coronaviru­s infizierte­n, hätten weiterhin das Risiko an Long Covid zu erkranken. „Long Covid geht nicht weg“, so Lauterbach, und mit jeder neuen Infektions­welle bestehe das Risiko neuer Erkrankung­en. Es sei davon auszugehen, dass es in Deutschlan­d eine halbe Million Betroffene gebe. Und diese Fälle seien nur die, die tatsächlic­h chronisch erkrankt sind und dadurch teils massive Beeinträch­tigungen in ihrem Lebensallt­ag bewältigen müssen. Nachdem, was bisher bekannt ist, sei außerdem von einem höheren Risiko für andere Erkrankung­en wie Diabetes oder – langfristi­ger – Demenz auszugehen, so Lauterbach.

Gibt es eine Heilung von Long Covid?

„Es ist leider so, dass wir bisher kein Medikament im Sinne einer Heilung haben“, betonte Lauterbach. Vielverspr­echende Medikament­e hätten sich in Studien als nicht so wirksam herausgest­ellt wie gehofft. Manche Symptome, besonders bei Schwerster­krankten, können aber mit vorhandene­n Arzneien zumindest behandelt werden.

 ?? DPA FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/ ?? Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) traf sich mit Long-CovidExper­ten.
DPA FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/ Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) traf sich mit Long-CovidExper­ten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany