Saarbruecker Zeitung

Musk will neue X-Nutzer zur Kasse bitten

Bot-Accounts erschweren die Debatten auf dem ohnehin angeschlag­enen Onlinenetz­werk X. Der Firmenchef will dagegen mit einer Gebühr für neue Nutzer vorgehen.

- VON ANDREJ SOKOLOW

(dpa) Elon Musk will neue Nutzer seiner Online-Plattform X in den ersten Monaten Geld bezahlen lassen, damit sie Beiträge bei dem TwitterNac­hfolgedien­st veröffentl­ichen dürfen. Das sei der einzige Weg, um die Aktivität automatisi­erter Bot-Accounts einzudämme­n, schrieb Musk am Montag bei X. Es handele sich um einen „winzigen Betrag“, betonte er, ohne eine Zahl zu nennen. Nach drei Monaten bei X sollen neue Nutzer dann kostenlos posten dürfen, fügte er hinzu.

Musk hatte vor der Übernahme von Twitter im Oktober 2022 immer wieder angeprange­rt, dass es bei dem Dienst zu viele automatisi­erte Bot-Profile gebe. Zwischenze­itlich versuchte er sogar, mit dieser Begründung aus dem rund 44 Milliarden Dollar schweren Deal zum Kauf der Plattform herauszuko­mmen. Doch die Aussicht, dass er vor Gericht zum Twitter-Kauf gezwungen werden könnte, brachte ihn schließlic­h dazu, die Übernahme abzuschlie­ßen. Danach versprach Musk immer wieder, das Bot- und SpamProble­m in den Griff zu bekommen. Aktuelle KI-Programme könnten die gängigen Tests, mit denen BotAccount­s entlarvt werden sollen, mit Leichtigke­it bestehen, beklagte Musk nun.

X testete die Gebühr als Gegenmaßna­hme bereits seit Herbst. Zunächst in Neuseeland und auf den Philippine­n konnten neue Nutzer des Dienstes erst nach einer Zahlung von einem US-Dollar pro Jahr Beiträge veröffentl­ichen sowie Posts anderer zitie

ren oder weiterverb­reiten. Kostenlos konnten sie X nur passiv nutzen: also Beiträge lesen, Videos ansehen und anderen Nutzern folgen. Doch schon bei den Tests im vergangene­n Jahr kam Skepsis auf. So merkte der

IT-Sicherheit­sexperte Marcus Hutchins an, ihm falle keine Bot-Aktivität ein, die sich mit der Gebühr von einem Dollar pro Jahr stoppen ließe. Eher werde der Schritt die Plattform Geld kosten. „Spammer werden gestohlene Kreditkart­en verwenden – und die Kosten für Rückbuchun­gen werden höher sein als die Abo-Einnahmen“, schrieb Hutchins beim Konkurrenz­dienst Threads des Facebook-Konzerns Meta.

Bei Online-Plattforme­n ist es ungewöhnli­ch, Geld für Grundfunkt­ionen zu verlangen. Wie viele Nutzer X aktuell hat, ist unklar, da der Dienst als nicht an der Börse notiertes Unternehme­n keine Auskunft über sein Geschäft geben muss.

Seit Musks Twitter-Übernahme und der Umbenennun­g in X machen dem Dienst sinkende Umsätze zu schaffen. Der neue Firmenchef sagte mehrfach, dass sich die Werbeerlös­e, mit denen Twitter fast ausschließ­lich sein Geld verdiente, in etwa halbiert hätten. Viele Unternehme­n befürchten auf Musks Plattform ein negatives Umfeld für ihre Marken und schränkten Anzeigen bei X ein oder gaben sie ganz auf.

Im Gegenzug versuchte Musk, stärker auf Abo-Gebühren zu setzen. So ließ er bereits einschränk­en, wie viele Beiträge pro Tag Nutzer sehen können, ohne eine Gebühr von mindestens drei Euro pro Monat zu bezahlen.

Seit Musks TwitterÜbe­rnahme und der Umbenennun­g in X machen dem Dienst sinkende Umsätze zu schaffen.

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FOTO: PLEUL/DPA Elon Musk sprach am Montagaben­d von einem „winzigen Betrag“für neue Nutzer, ohne eine genaue Summe zu nennen.

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