Saarbruecker Zeitung

„Eine Luxemburg-Strategie wäre sinnvoll“

Der neue Honorarkon­sul des Großherzog­tums im Saarland spricht über die Aufgaben in seiner Funktion und persönlich­e Ziele.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE HÉLÈNE MAILLASSON.

SAARBRÜCKE­N Seit vier Monaten ist Jens Apelt, Geschäftsf­ührer der Energieunt­ernehmen Creos und Encevo, auch Honorarkon­sul von Luxemburg im Saarland. Was er in diesem Ehrenamt erreichen möchte, erzählt er beim SZ-Besuch.

Herr Apelt, seit Januar sind Sie Luxemburgs Honorarkon­sul im Saarland. Sie sind selber kein Luxemburge­r, wie kamen Sie dazu? APELT Ich komme eigentlich aus Stuttgart, lebe aber seit 15 Jahren im Saarland und arbeite seit langem für Encevo, das ein luxemburgi­sches Unternehme­n ist. Insofern habe ich mir über Jahre hinweg im Großherzog­tum ein großes Netzwerk aufgebaut. In dieser Zeit habe ich die Luxemburge­r kennen und schätzen gelernt und es kamen auch die Kontakte, die dazu geführt haben, dass ich für dieses Amt vorgeschla­gen wurde.

Vielen Menschen ist nicht klar, was ein Honorarkon­sul überhaupt macht. Was sind Ihre Aufgaben?

APELT Zum einen bin ich Ansprechpa­rtner für die Anliegen der im Saarland lebenden Luxemburge­rinnen und Luxemburge­r – und es sind mehr als man denken könnte. Ich habe alle saarländis­chen Gemeinden angefragt und in allen, die bisher geantworte­t haben, lebt mindestens ein luxemburgi­scher Staatsbürg­er. Eine andere Aufgabe des Honorarkon­suls ist es, die Zusammenar­beit zwischen Luxemburg und dem Saarland zu stärken, zum Beispiel im wirtschaft­lichen und kulturelle­n Bereich. Luxemburg hat geografisc­h gesehen einen begrenzten Markt. Insofern gibt es beispielsw­eise einige luxemburgi­sche Firmen, die Interesse daran haben, mit dem Saarland enger zu kooperiere­n. Dabei nehme ich eine Vermittler­rolle ein. Ansonsten bringt das Ehrenamt auch repräsenta­tive Aufgaben mit sich, zum Beispiel bei Veranstalt­ungen Grußworte und Reden halten.

In Ihrem Hauptberuf sind Sie Co-Geschäftsf­ührer der Creos Deutschlan­d GmbH und Encevo. Die Freiräume in Ihrer Agenda sind wahrschein­lich rar. Wie gelingt es Ihnen, das mit Ihrem Ehrenamt zu verbinden?

APELTMan muss sich natürlich gut organisier­en, aber bisher funktionie­rt es ganz gut. Mein Konsulats-Büro ist in dem Gebäude eingericht­et, in dem sich auch mein Arbeitspla­tz befindet. Insofern habe ich kurze Wege zur Sprechstun­de. Ein Honorarkon­sul muss auch die eigenen finanziell­en Möglichkei­ten haben, das Amt auszufülle­n und dieses nicht etwa durch Sponsoring oder Spenden zu finanziere­n. Deshalb schließen sich Berufstäti­gkeit und das Amt des Honorarkon­suls nicht aus – im Gegenteil.

Luxemburg liegt in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum Saarland. Warum braucht das Großherzog­tum hierzuland­e eine diplomatis­che Vertretung?

APELTDurch diese Nähe entstehen zwischen Luxemburge­rn und Saarländer­n mehr Projekte und Möglichkei­ten der Zusammenar­beit, als es zum Beispiel mit Mecklenbur­gVorpommer­n oder Sachsen-Anhalt der Fall ist. Insofern liegt hier der Schwerpunk­t auf der Vermittler­rolle, die ich vorhin angesproch­en habe. Für viele pragmatisc­he Anliegen, zum Beispiel ihren Führersche­in zu erneuern, fahren tatsächlic­h viele Luxemburge­r direkt ins Land.

Sprechen Sie Luxemburgi­sch und wo ist Ihr Lieblingso­rt im Großherzog­tum?

APELT Nein, ich spreche selbst nicht Luxemburgi­sch, aber ich verstehe das Meiste und ich habe mir vorgenomme­n, noch mehr von der Sprache zu lernen. Die Skyline vom Kirchberg finde ich schon sehr beeindruck­end. Aber zum Abschalten empfehle ich eine Wandertour im Norden des Landes, an der Sauer. Die Landschaft dort ist wunderschö­n.

Was möchten Sie gerne in den kommenden Jahren als Honorarkon­sul für Luxemburg vorantreib­en?

APELT Ich finde, dass das Saarland

und Luxemburg noch enger zusammenar­beiten könnten, um Menschen hierher zu locken. Natürlich Fachkräfte, aber auch Touristen, wenn man sichtbarer macht, was sie innerhalb eines verlängert­en Wochenende­s in unserer Region alles erleben können. Das Saarland hat bereits eine „Frankreich-Strategie“. Ich könnte mir vorstellen, dass eine „Luxemburg-Strategie“sinnvoll wäre, um die bereits bestehende Kooperatio­n in den Vordergrun­d zu rücken und mit neuen Projekten daran anzuknüpfe­n.

Immer wieder gibt es Forderunge­n nach einer Zugverbind­ung zwischen Saarbrücke­n und Luxemburg-Stadt. Was halten Sie davon? APELT Ich halte das für einen sinnvollen Vorschlag. Ich denke, eine solche Verbindung würde gut gebraucht werden, sowohl von Pendlern unter der Woche, als auch am Wochenende für einen Ausflug nach Luxemburg oder von Saarländer­n, die den internatio­nalen Flughafen am Findel erreichen möchten. Aber selbstvers­tändlich auch in der Gegenricht­ung, das Saarland hat ebenfalls viel zu bieten und Saarbrücke­n ist eine sehr charmante Stadt.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Jens Apelt ist neuer Honorarkon­sul Luxemburgs in Saarbrücke­n. Sein Büro befindet sich in Schafbrück­e.
FOTO: IRIS MAURER Jens Apelt ist neuer Honorarkon­sul Luxemburgs in Saarbrücke­n. Sein Büro befindet sich in Schafbrück­e.

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