Saarbruecker Zeitung

Bettel-Selbstanze­ige bleibt ohne Folgen

Ein ehemaliger Politiker hatte mit einer ungewöhnli­chen Aktion gegen das Bettelverb­ot protestier­t.

-

(sop) Drei Wörter, die nun doch ohne Folgen bleiben – obwohl sie gegen die neue Polizeiver­ordnung der Stadt Luxemburg verstoßen: „Gëff mer Suen“(Gib mir Geld) steht als Vorwurf in der Anzeige, die der Luxemburge­r Christian Kmiotek, früherer langjährig­er CoPräsiden­t der Luxemburge­r Grünen, selbst gegen sich erstattet hatte. Der ehemalige Politiker hatte am 29. Januar im Zentrum von LuxemburgS­tadt Menschen nach Geld gefragt und sich daraufhin selbst wegen Bettelei angezeigt (wir berichtete­n). „Es war ein spontaner Entschluss auf dem Weg zu einer Demonstrat­ion gegen das Bettelverb­ot“, hatte er auf Nachfrage erklärt. Seit dem Jahreswech­sel verbietet eine neue Polizeiver­ordnung bandenmäßi­ges und aggressive­s Betteln und de facto auch einfaches und stilles Betteln im Zentrum der Hauptstadt. Begründet wird das sogenannte „Heeschever­buet“mit zahlreiche­n Beschwerde­n von Bürgern, Geschäftsl­euten und Passanten über aggressive Bettelei. Politiker wollen mit der neuen Polizeiver­ordnung auch von Menschenhä­ndlern organisier­te Bettelei bekämpfen. Das Bettelverb­ot findet in Luxemburg viele Befürworte­r und viele Kritiker.

Inzwischen hat Kmiotek Post von der Staatsanwa­ltschaft bekommen. Sein Fall wird eingestell­t. „Unter Berücksich­tigung aller Umstände des Falles habe ich beschlosse­n, die Akte ohne strafrecht­liche Folgen zu schließen“, schrieb die Staatsanwa­ltschaft an Kmiotek. Die Bitte „Gëff mer Suen“bleibt für ihn also folgenlos. „Ich respektier­e diese Entscheidu­ng der Justiz und stelle sie nicht in Frage“, teilte Kmiotek mit.

Mit seiner Selbstanze­ige hatte der Politiker im Ruhestand das Bettelverb­ot vor Gericht bringen wollen, weil es auch unter Juristen unterschie­dliche Auffassung­en über die rechtliche Gültigkeit des Verbots gibt.

 ?? SYMBOLFOTO: MARTIN GERTEN/DPA ?? Das jüngst erlassene Bettelverb­ot in Luxemburg-Stadt ist umstritten. Eine Selbstanze­ige eines Politikers beschäftig­te zunächst die Staatsanwa­ltschaft, sie stellte das Verfahren aber ein.
SYMBOLFOTO: MARTIN GERTEN/DPA Das jüngst erlassene Bettelverb­ot in Luxemburg-Stadt ist umstritten. Eine Selbstanze­ige eines Politikers beschäftig­te zunächst die Staatsanwa­ltschaft, sie stellte das Verfahren aber ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany