Hollywood trifft auf klassische Musik
Das Landes-Jugend-Symphonie- Orchester brachte unter Leitung von Dirigent Vilmantas Kaliunas Filmmusik in die Congresshalle.
Was können wir tun, um den Altersdurchschnitt bei einem Konzert mit klassischer Musik nicht ständig noch größer werden zu lassen? Was müssen wir tun, damit den Orchestern ihr Publikum nicht irgendwann buchstäblich wegstirbt? Verantwortliche, die sich diese Fragen stellen, sollten einmal zum Landes-Jugend-Symphonie-Orchester (LJO) kommen, um sich eine Scheibe von der Frische abzuschneiden, mit der dort ein Programm konzipiert und die Veranstaltungsform aufgepeppt wird.
Dass Angehörige und Freunde der rund 70 jungen Musiker und Musikerinnen leichter zu begeistern sind als ein Publikum, das keinen persönlichen Bezug zu den Ausführenden hat, versteht sich von selbst. Aber wie die Begeisterung sich beim Konzert des LJO auf den ganzen Saal übertrug, das erlebt man nicht so oft, hat aber seine Gründe. „Sound Of Cinema“hieß das Motto des Konzerts, sicher ein Wunschprogramm des Orchesters. Mit beachtlicher und sich im Laufe des Konzerts noch steigernder Souveränität im Zusammenspiel sowie mit erstaunlicher rhythmischer Prägnanz spielte sich das Orchester durch 13 Hits der Filmmusik. Natürlich hat das Ensemble nicht die Präzision, die Intonationssicherheit und den Klang eines Profiorchesters. Aber alle Instrumentengruppen sind mit jungen Menschen besetzt, die ihre Instrumente nicht nur beherrschen, sondern mit ganz viel Leben füllen. Hervorzuheben wären aus dem homogenen Ganzen vielleicht die Trompeten- und die Schlagwerkgruppe (auch wenn bei Letzterer das Drumset oft zu stark dominierte).
Dass der Dirigent Vilmantas Kaliunas einen mehr als guten Draht zu den Jugendlichen hat, ist ganz offensichtlich. Im Konzert musste er gar nicht viel tun, um den großen Apparat durch die Partituren zu führen, denn die Jugendlichen hatten sich das Programm in einer intensiven Probenphase in den Osterferien hart erarbeitet und belohnten sich nun mit einer begeisterten und begeisternden Performance. Nur bei Ravels „La Valse“hätte man sich etwas mehr klangliche und motivische Strukturiertheit gewünscht.
Dazu gehört auch, dass das Konzert eigentlich schon zu einer Show wurde. Der Dirigent stürmte zu einem Trommelwirbel auf die Bühne. In steter Abwechslung führten Orchestermitglieder mit einem Kurzvortrag in den Film ein, dessen Musik folgen sollte. Und mit ganz viel Liebe, Fantasie und Witz wurden einzelne Nummern darstellerisch illustriert. Da tappte bei „How To Train Your Dragon“ein mehr als mannsgroßer Dino in den Saal, bei „Titanic“kollidierte auf der Bühne ein Dampfer mit einem Eisberg. Unter den Masken und Verkleidungen verbargen sich dabei immer Orchestermitglieder. Choreographisch und stimmlich hinreißend die Gollum-Imitation vor „The Lord Of The Rings“. Und als man bei der zweiten Zugabe, „Star Wars“, das Orchester schon dafür bewundern wollte, dass es auch ohne Dirigent die Partitur bewältigt, betrat dieser als Darth Vader das Podium und übernahm mit seinem Lichtschwert dann doch wieder die Leitung.
Viele Jugendliche, für die dieses Konzert die erste Begegnung live mit klassischer Musik war, sind nun vielleicht ein bisschen angefixt, von dem, was Orchestermusik zu bieten hat und wie sie auch präsentiert werden kann.