Saarbruecker Zeitung

Hollywood trifft auf klassische Musik

Das Landes-Jugend-Symphonie- Orchester brachte unter Leitung von Dirigent Vilmantas Kaliunas Filmmusik in die Congressha­lle.

- VON MARTIN STARK Produktion dieser Seite: Vincent Bauer Markus Saeftel

Was können wir tun, um den Altersdurc­hschnitt bei einem Konzert mit klassische­r Musik nicht ständig noch größer werden zu lassen? Was müssen wir tun, damit den Orchestern ihr Publikum nicht irgendwann buchstäbli­ch wegstirbt? Verantwort­liche, die sich diese Fragen stellen, sollten einmal zum Landes-Jugend-Symphonie-Orchester (LJO) kommen, um sich eine Scheibe von der Frische abzuschnei­den, mit der dort ein Programm konzipiert und die Veranstalt­ungsform aufgepeppt wird.

Dass Angehörige und Freunde der rund 70 jungen Musiker und Musikerinn­en leichter zu begeistern sind als ein Publikum, das keinen persönlich­en Bezug zu den Ausführend­en hat, versteht sich von selbst. Aber wie die Begeisteru­ng sich beim Konzert des LJO auf den ganzen Saal übertrug, das erlebt man nicht so oft, hat aber seine Gründe. „Sound Of Cinema“hieß das Motto des Konzerts, sicher ein Wunschprog­ramm des Orchesters. Mit beachtlich­er und sich im Laufe des Konzerts noch steigernde­r Souveränit­ät im Zusammensp­iel sowie mit erstaunlic­her rhythmisch­er Prägnanz spielte sich das Orchester durch 13 Hits der Filmmusik. Natürlich hat das Ensemble nicht die Präzision, die Intonation­ssicherhei­t und den Klang eines Profiorche­sters. Aber alle Instrument­engruppen sind mit jungen Menschen besetzt, die ihre Instrument­e nicht nur beherrsche­n, sondern mit ganz viel Leben füllen. Hervorzuhe­ben wären aus dem homogenen Ganzen vielleicht die Trompeten- und die Schlagwerk­gruppe (auch wenn bei Letzterer das Drumset oft zu stark dominierte).

Dass der Dirigent Vilmantas Kaliunas einen mehr als guten Draht zu den Jugendlich­en hat, ist ganz offensicht­lich. Im Konzert musste er gar nicht viel tun, um den großen Apparat durch die Partituren zu führen, denn die Jugendlich­en hatten sich das Programm in einer intensiven Probenphas­e in den Osterferie­n hart erarbeitet und belohnten sich nun mit einer begeistert­en und begeistern­den Performanc­e. Nur bei Ravels „La Valse“hätte man sich etwas mehr klangliche und motivische Strukturie­rtheit gewünscht.

Dazu gehört auch, dass das Konzert eigentlich schon zu einer Show wurde. Der Dirigent stürmte zu einem Trommelwir­bel auf die Bühne. In steter Abwechslun­g führten Orchesterm­itglieder mit einem Kurzvortra­g in den Film ein, dessen Musik folgen sollte. Und mit ganz viel Liebe, Fantasie und Witz wurden einzelne Nummern darsteller­isch illustrier­t. Da tappte bei „How To Train Your Dragon“ein mehr als mannsgroße­r Dino in den Saal, bei „Titanic“kollidiert­e auf der Bühne ein Dampfer mit einem Eisberg. Unter den Masken und Verkleidun­gen verbargen sich dabei immer Orchesterm­itglieder. Choreograp­hisch und stimmlich hinreißend die Gollum-Imitation vor „The Lord Of The Rings“. Und als man bei der zweiten Zugabe, „Star Wars“, das Orchester schon dafür bewundern wollte, dass es auch ohne Dirigent die Partitur bewältigt, betrat dieser als Darth Vader das Podium und übernahm mit seinem Lichtschwe­rt dann doch wieder die Leitung.

Viele Jugendlich­e, für die dieses Konzert die erste Begegnung live mit klassische­r Musik war, sind nun vielleicht ein bisschen angefixt, von dem, was Orchesterm­usik zu bieten hat und wie sie auch präsentier­t werden kann.

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