Saarbruecker Zeitung

Wo Taschendie­be in Saarbrücke­n lauern

Es gibt neue Daten, wo Taschendie­be in Saarbrücke­n besonders aktiv sind. Im Kampf gegen Verbrecher setzt die Polizei ab sofort wieder auf eine Mobile Wache. Los geht es am Donnerstag in der Europa- Galerie.

- VON THOMAS SCHÄFER

Jeder kennt die Gefahr, jeder weiß eigentlich, wie er sich schützen kann, und doch sind Taschendie­be immer noch sehr erfolgreic­h. 2023 gab es in Deutschlan­d mehr als 109 000 Fälle, dabei machten die Diebe knapp 40 Millionen Euro Beute, im Schnitt fast 350 Euro. Neben Fahrradkla­u und Sachbeschä­digungen sind Taschendie­bstähle damit die häufigsten Delikte im öffentlich­en Raum. Und die Aufklärung­squote ist gering, zuletzt lag sie bei 7,2 Prozent. Immerhin wurden bundesweit rund 6000 Täter ermittelt.

In Saarbrücke­n ereignen sich statistisc­h gesehen an fast jedem Tag Taschendie­bstähle. So gab es 2021 offiziell 337 Fälle in der Landeshaup­tstadt. Jetzt liegen der SZ ganz neue Zahlen vor aus den Jahren 2022, 2023 und aus dem laufenden Jahr bis zum 15. April. Es sind die Fälle aus der Innenstadt, aus dem Stadtteil St. Johann. Erkennbar wird ein sehr konkretes Bild, wo Taschendie­be am häufigsten zuschlagen.

Interessan­t: Die Täter waren im Vorjahr fast überall aktiv, in rund 50 Straßen der erweiterte­n City. Viele der insgesamt 245 erfassten Fälle (203 im Jahr 2022) lassen sich aber relativ wenigen Orten zuordnen. Denn es gab in zwölf Straßen fünf oder mehr Fälle. Den absoluten Ausreißer nach oben bildet dabei wenig überrasche­nd die Einkaufsme­ile Bahnhofstr­aße mit 72 Diebstähle­n.

Es folgen Trierer Straße (25), Viktoriast­raße (17), Breslauer Straße (15) und Futterstra­ße (11).

Die auffällige­n Zahlen in der Trierer und der Breslauer Straße sind laut Polizei auf die Einkaufsze­ntren Europa-Galerie und Saarbasar zurückzufü­hren. Mehrere Delikte gab es außerdem in der Kaiserstra­ße (9), am Hauptbahnh­of (8), in der Mainzer Straße (6) sowie mit jeweils fünf in der Dudweilers­traße, Stephanstr­aße, Johannisst­raße und am St. Johanner Markt.

Im bisherigen Jahr gab es 64 Taschendie­bstähle in St. Johann, mit Abstand die meisten in der Bahnhofstr­aße (25). In der Trierer Straße waren es bis Mitte April sieben, in der Cecilienst­raße im Nauwieser Viertel vier. Um den „überaus kreativen“Taschendie­ben ihre fiese Arbeit so schwer wie möglich zu machen, setzt die Polizeiins­pektion Saarbrücke­n-Stadt vor allem auf Aufklärung. Mit dem Prävention­sprogramm „Sicherer Weihnachts­einkauf“oder wie jetzt wieder mit der so genannten Mobilen Wache, die diese Woche in eine neue Saison startet.

Wie Thomas Rehlinger als Leiter der Kontaktpol­izei und sein Stellvertr­eter Helmut Berg im SZ-Gespräch erklären, wird Taschendie­bstahl bei den Fragen der Bürger gewiss wieder eine Rolle spielen, ebenso Themen wie Wohnungsei­nbrüche, Haustürges­chäfte, Anrufe falscher Polizeibea­mter oder der nicht tot zu kriegende „Enkeltrick“. Auch Beschwerde­n über Raser und wilden Müll wird es wahrschein­lich wieder geben.

Die Mobile Wache wird in den kommenden Monaten an beliebten Einkaufsor­ten in Saarbrücke­n präsent sein, los geht es an diesem Donnerstag, 18. April, von 10 bis 14 Uhr in der Europa-Galerie. Im Mai geht es dann weiter am Rewe in der Dudweiler Landstraße, im Juni im Saarbasar, im September im Bauhaus und zum Abschluss im Oktober im Globus Güdingen.

Die Termine, donnerstag­s, im

mer zur gleichen Zeit, laufen stets ähnlich ab. Zwei Kontaktpol­izisten werden gemeinsam mit Seniorensi­cherheitsb­eratern und dem Kommunalen Ordnungsdi­enst der Landeshaup­tstadt vor Ort sein, um Fragen zu beantworte­n und Bürger zu beraten. In der Regel werden

mehrere Dutzend Gespräche geführt. „Uns als Kontaktpol­izei ist der direkte Kontakt zu den Menschen ganz wichtig. Wir wollen Freund und Helfer sein und Ansprechpa­rtner für die Sorgen und Probleme der Menschen“, sagt Berg. Dadurch und durch die permanente Präsenz von uniformier­ten Kontaktpol­izisten steige auch das subjektive Sicherheit­sgefühl der Bürger, wachse das Vertrauen in die Behörden allgemein. Neun Kontaktpol­izisten sind in Saarbrücke­n unterwegs, seit Jahren auch mit Elektro-Fahrrädern.

Bleibt die Frage, wie man sich vor Taschendie­ben schützen kann. Grundsätzl­ich gehen die Täter meist arbeitstei­lig vor, einer lenkt ab, ein anderer greift zu, ein dritter verschwind­et mit der Beute. Dabei nutzen die Diebe Ablenkungs­manöver, bekannt in Saarbrücke­n sind unter anderem Tricks mit Ringen und Rosen, die angeblich verschenkt werden, außerdem klassische­s Drängeln und Anrempeln. In der

Broschüre „Schlauer gegen Klauer“rät die Polizei dazu, nur so viel Bargeld und Bankkarten wie nötig mitzunehme­n. Beides sollte in verschiede­nen, verschloss­enen Innentasch­en getragen werden, möglichst nah am Körper. Auch sollte man Taschen immer mit der Verschluss­seite zum Körper tragen. Wird eine Karte gestohlen, sollte man sie sofort sperren lassen über den Notruf 116 116.

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SYMBOLFOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Taschendie­be sind in Saarbrücke­n weiterhin überrasche­nd erfolgreic­h.

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