Schritt für Schritt durch eine lange Dorfgeschichte
Das Goldjubiläum des heutigen Regionalverbandes ermöglicht Führungen, die scheinbar Vertrautes in neuem Licht zeigen sollen. Jetzt stellte eine Kennerin Kleinblittersdorf vor.
KLEINBLITTERSDORF Zum 50-jährigen Bestehen des Regionalverbandes bietet der Verein Geographie ohne Grenzen mit der Volkshochschule Führungen durch die zugehörigen zehn Kommunen. Das sind Friedrichsthal, Großrosseln, Heusweiler, Püttlingen, Quierschied, Riegelsberg, Saarbrücken, Sulzbach, Völklingen und Kleinblittersdorf.
Zur Gemeinde Kleinblittersdorf gehören Auersmacher, Bliesransbach, Rilchingen-Hanweiler und Sitterswald sowie der Ortsteil Kleinblittersdorf selbst, wo auch der Verwaltungssitz ist. Die Gemeinde gehört zum Biosphärenreservat Bliesgau, einer Landschaft mit ausgedehnten Streuobstwiesen, Buchenwäldern und Orchideenwiesen.
Erstes Ziel des Rundgangs ist die Freundschaftsbrücke, in der Sprache der Nachbarn „Pont de l'Amitié“. Die Brücke sei eine Landmarke, erklärt Diplom-Geographin Ellen Litzenburger. Zwar sei die Brücke nicht weithin sichtbar, doch verbinde sie zwei Länder. Die Worte „Bienvenue – Willkommen“und
die Flaggen beider Länder sind auf den Brückenboden gemalt. Das Bauwerk verbindet das französische Großblittersdorf mit dem deutschen Kleinblittersdorf.
Ellen Litzenburger sagte, ein Vorgänger der Brücke sei zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zerstört und 1964 ein Nachfolgebauwerk errichtet worden. Zuvor habe es einen Fährbetrieb zwischen den Orten gegeben.
Weiter ging es an alten und jüngeren Häusern vorbei weiter zum historischen Rathaus der Gemeinde. Einst ein Gutshof aus dem 18. Jahrhundert ist es heute auch ein Ort der Kultur mit vielen Ausstellungen.
In der Nähe erinnern kleine Häuser an die Zeit, als auf der Saar noch Fischerei betrieben wurde. Daneben steht ein ehemaliges Gotteshaus, der „Dom“. Das Gebäude wurde seit 1908 bereits als Gaststätte, Militär
lager, Büro und Wohnraum genutzt. „Er hat schon viel mitgemacht“, sagte Ellen Litzenburger lachend und ergänzte. „Er war auch eine Zeit lang das Kleinblittersdorfer Kino.“
Vom einst zu klein gewordenen „Dom“geht es weiter zur unübersehbaren katholischen Kirche St. Agatha, einem neoromanischen Werk aus Buntsandstein. Wegen der gewachsenen Bevölkerung wurde St. Agatha erbaut, und zwar in den Jahren 1907 und 1908.
Am Kindchesbrunnen, auf dem ein Storch thront, geht es vorbei zu den ehemaligen Weinbergen in der Rebenstraße. Dort gebe es seit 2011 das Projekt „Der versunkene Garten“, beschreibt Ellen Litzenburger die terrassierten Hänge, an denen früher ein großes Weingut stand.
Man versuche, den Hang wieder freizulegen. Es sind einige Wege angelegt, ein paar Weinstöcke angepflanzt. Und eine Bank lädt zum Verweilen ein. Weit oben am Hang sind noch die Mauern eines Häuschens zu erkennen. Das erste, das damals gebaut worden sei.
Litzenburger sagt, dass dieser Südhang und der Muschelkalkboden gute Voraussetzungen für den Weinanbau boten. Kalkstein war schon zur Zeit der Römer und zuvor ein Wirtschaftsfaktor für den gesamten Bliesgau. Kalk, ein für die Verhüttung wichtiger Stoff, wurde in Kleinblittersdorf sowohl über- als auch untertage abgebaut. Er wurde auch zum Häuserbau eingesetzt, so Litzenburger.
Bis zur Reblauskrise ab 1870 und der Industrialisierung sei an den Hängen Weinbau betrieben worden. Wie Litzenburger erklärt, waren die Kleinblittersdorfer Weine von herausragender Qualität. Der Durchschnittskonsum sei damals groß gewesen – etwa 150 Liter pro Jahr und Kopf. Heute liege der Verbrauch bei 20 Litern.
Auf einem schmalen Weg geht es kreuz und quer an Gärten vorbei, zurück hinab ins Dorf zum Lennenkreuz, einem Glaubenszeugnis auf einem kleinen Dorfplatz.
Zusatztermin: Am 22. September bietet der Regionalverband die Führung erneut an. Eine Anmeldung ist erforderlich unter vhsinfo@rvsbr.de oder online auf