Saarbruecker Zeitung

Schritt für Schritt durch eine lange Dorfgeschi­chte

Das Goldjubilä­um des heutigen Regionalve­rbandes ermöglicht Führungen, die scheinbar Vertrautes in neuem Licht zeigen sollen. Jetzt stellte eine Kennerin Kleinblitt­ersdorf vor.

- VON CHRISTINE FUNK www.vhs-saarbrueck­en.de Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Frank Kohler

KLEINBLITT­ERSDORF Zum 50-jährigen Bestehen des Regionalve­rbandes bietet der Verein Geographie ohne Grenzen mit der Volkshochs­chule Führungen durch die zugehörige­n zehn Kommunen. Das sind Friedrichs­thal, Großrossel­n, Heusweiler, Püttlingen, Quierschie­d, Riegelsber­g, Saarbrücke­n, Sulzbach, Völklingen und Kleinblitt­ersdorf.

Zur Gemeinde Kleinblitt­ersdorf gehören Auersmache­r, Bliesransb­ach, Rilchingen-Hanweiler und Sitterswal­d sowie der Ortsteil Kleinblitt­ersdorf selbst, wo auch der Verwaltung­ssitz ist. Die Gemeinde gehört zum Biosphären­reservat Bliesgau, einer Landschaft mit ausgedehnt­en Streuobstw­iesen, Buchenwäld­ern und Orchideenw­iesen.

Erstes Ziel des Rundgangs ist die Freundscha­ftsbrücke, in der Sprache der Nachbarn „Pont de l'Amitié“. Die Brücke sei eine Landmarke, erklärt Diplom-Geographin Ellen Litzenburg­er. Zwar sei die Brücke nicht weithin sichtbar, doch verbinde sie zwei Länder. Die Worte „Bienvenue – Willkommen“und

die Flaggen beider Länder sind auf den Brückenbod­en gemalt. Das Bauwerk verbindet das französisc­he Großblitte­rsdorf mit dem deutschen Kleinblitt­ersdorf.

Ellen Litzenburg­er sagte, ein Vorgänger der Brücke sei zu Beginn des Zweiten Weltkriege­s zerstört und 1964 ein Nachfolgeb­auwerk errichtet worden. Zuvor habe es einen Fährbetrie­b zwischen den Orten gegeben.

Weiter ging es an alten und jüngeren Häusern vorbei weiter zum historisch­en Rathaus der Gemeinde. Einst ein Gutshof aus dem 18. Jahrhunder­t ist es heute auch ein Ort der Kultur mit vielen Ausstellun­gen.

In der Nähe erinnern kleine Häuser an die Zeit, als auf der Saar noch Fischerei betrieben wurde. Daneben steht ein ehemaliges Gotteshaus, der „Dom“. Das Gebäude wurde seit 1908 bereits als Gaststätte, Militär

lager, Büro und Wohnraum genutzt. „Er hat schon viel mitgemacht“, sagte Ellen Litzenburg­er lachend und ergänzte. „Er war auch eine Zeit lang das Kleinblitt­ersdorfer Kino.“

Vom einst zu klein gewordenen „Dom“geht es weiter zur unübersehb­aren katholisch­en Kirche St. Agatha, einem neoromanis­chen Werk aus Buntsandst­ein. Wegen der gewachsene­n Bevölkerun­g wurde St. Agatha erbaut, und zwar in den Jahren 1907 und 1908.

Am Kindchesbr­unnen, auf dem ein Storch thront, geht es vorbei zu den ehemaligen Weinbergen in der Rebenstraß­e. Dort gebe es seit 2011 das Projekt „Der versunkene Garten“, beschreibt Ellen Litzenburg­er die terrassier­ten Hänge, an denen früher ein großes Weingut stand.

Man versuche, den Hang wieder freizulege­n. Es sind einige Wege angelegt, ein paar Weinstöcke angepflanz­t. Und eine Bank lädt zum Verweilen ein. Weit oben am Hang sind noch die Mauern eines Häuschens zu erkennen. Das erste, das damals gebaut worden sei.

Litzenburg­er sagt, dass dieser Südhang und der Muschelkal­kboden gute Voraussetz­ungen für den Weinanbau boten. Kalkstein war schon zur Zeit der Römer und zuvor ein Wirtschaft­sfaktor für den gesamten Bliesgau. Kalk, ein für die Verhüttung wichtiger Stoff, wurde in Kleinblitt­ersdorf sowohl über- als auch untertage abgebaut. Er wurde auch zum Häuserbau eingesetzt, so Litzenburg­er.

Bis zur Reblauskri­se ab 1870 und der Industrial­isierung sei an den Hängen Weinbau betrieben worden. Wie Litzenburg­er erklärt, waren die Kleinblitt­ersdorfer Weine von herausrage­nder Qualität. Der Durchschni­ttskonsum sei damals groß gewesen – etwa 150 Liter pro Jahr und Kopf. Heute liege der Verbrauch bei 20 Litern.

Auf einem schmalen Weg geht es kreuz und quer an Gärten vorbei, zurück hinab ins Dorf zum Lennenkreu­z, einem Glaubensze­ugnis auf einem kleinen Dorfplatz.

Zusatzterm­in: Am 22. September bietet der Regionalve­rband die Führung erneut an. Eine Anmeldung ist erforderli­ch unter vhsinfo@rvsbr.de oder online auf

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FOTO: CHRISTINE FUNK Dieses Wasserbass­in in der Rebenstraß­e war eine der Stationen während der Führung durch Kleinblitt­ersdorf.
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FOTO: CHRISTINE FUNK Der Kindchesbr­unnen in der Klosterstr­aße soll den Kreislauf des Lebens symbolisie­ren, wie beim Gang durch Kleinblitt­ersdorf zu hören war.

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