Berufsweg führt von Sulzbach an die Kölner Oper
Rose Hoffmann hat im Betrieb von Verena Christmann Maßschneiderin in der Fachrichtung Damenbekleidung gelernt.
(bub) Maßschneiderinnen sind rar. Die bisher letzte im Saarland ausgebildete Maßschneiderin ist Rose Hoffmann. Sie war die einzige im Land, nun stellt auch ihr Betrieb die Ausbildung ein, die damit erst einmal ruht. Ihre Arbeit während der Lehrzeit beschreibt sie als vielfältig. In der Sulzbacher Schneiderei Verena Christmann habe sie den Beruf der Fachrichtung Damenbekleidung gelernt.
Im Winter bestehe ein großer Teil der Arbeit aus dem FastnachtsGeschäft. Im Sommer stehe die Herstellung von Brautkleidern im Vordergrund. Besondere Aufträge, beispielsweise für Cosplay-Kostüme, bringen Abwechslung. Ein großes Kostüm, das den Horror-Clown Pennywise darstellte, gehörte zu den besonderen Arbeiten. Zuerst werde das Kleidungsstück so weit fertiggestellt, bis es anprobiert werden könne. Dann könne man sich um
die Details kümmern, den Schnitt anpassen und Borten, Broschen, Bünde oder Druckknöpfe anbringen. „Bei den großen Aufträgen habe ich das Teamwork sehr geschätzt. Es ist schön zu sehen, was man ge
meinsam alles geschafft hat“, sagt die 26-jährige. Zu solchen Aufträgen gehöre das Einkleiden einer ganzen karnevalistischen Garde. Dabei würden bis zu 24 Kostüme hergestellt. Die Herstellung dieser Stücke nehme bis zu 600 Stunden Arbeitszeit in Anspruch.
„Bei Einzelaufträgen bereitet mir der Moment, wenn Verzierungen wie Borten oder Strass aufgenäht werden können, am meisten Freude. Dann weiß man schon, wie sich die Kunden freuen werden.“Es sei immer ein besonderer Tag, wenn ein kleines Mädchen in sein Mariechenkostüm schlüpfe. Man bekomme dann sehr viel Freude als Rückmeldung für seine Arbeit. „Das ist ein schönes Gefühl“, betont Hoffmann. Zum Beruf gehörten auch gutes technisches Verständnis. Fachmathematik, räumliches Denken und RohstoffKenntnisse. Das werde alles in der Berufsschule vermittelt.
Dass Hoffmann den Beruf der Maßschneiderin wählte, liegt in der Familie. Die Großmutter war Bekleidungstechnikerin, der Urgroßvater Schneider. „Ich habe schon als Kind gemerkt, dass mir der Umgang mit dem Material Textil Spaß macht. Ich habe früh damit angefangen, beispielsweise kleine Taschen zu nähen“, berichtet die Saarburgerin. Nach ihrem Fachabitur in Verbindung mit Textil und Mode-Design, bewarb sich Hoffmann bei Verena Christmann und konnte sich gegen andere Bewerber um den Ausbildungsplatz durchsetzen.
Maßschneiderin sei ein aussterbender Beruf, Christmanns Schneiderei der letzte Ausbildungsbetrieb im Saarland gewesen. Aus finanziellen Gründen höre nun auch sie auf. Altes Wissen des Traditionsberufs gehe verloren und werde nicht mehr weitergegeben.
Heute arbeitet die Schneiderin als Ankleiderin an der Kölner Oper. Hoffmann möchte sich weiterbilden. Die Meisterausbildung sowie die Ausbildung zur Schnittdirektrice seien Zukunftsoptionen.