Sulzbach braucht mehr Lern-Container
Große Behälter für Klassenzimmer lindern schon jetzt den Platzmangel an einer der größten Grundschulen im Saarland. Mit dem neuen Schuljahr müssen noch mehr dieser Container bereitstehen. Ein Kraftakt für Sulzbach.
Es sieht hübsch aus in einer „Container-Klasse“der Sulzbacher Mellin-Grundschule. Selbstgemalte Bilder zieren die Wände. Girlanden hängen an der Decke. Und die ist niedrig, der Platz in einer solchen Container-Klasse begrenzt. Einem Vergleich zu einem Klassenzimmer in einem massiven Schulgebäude hält die Behelfslösung, die es seit 2021 an der Mellinschule gibt, nicht stand. Aber es gibt Toiletten und auch ein kleines Treppenhaus in dem Container-Block. Zum Sportunterricht müssen Lehrer und Schüler erst mal ins Freie und bei schlechtem Wetter somit auch durch den Regen stapfen. Vier Grundschulklassen erhalten ihren Unterricht in den Stahlbehältern.
In einem weiteren ContainerBlock ohne Toiletten nehmen einige Kinder an der Nachmittagsbetreuung teil. Insgesamt sind in beiden Blöcken 36 einzelne Container-Elemente verbaut worden. Das wird nicht reichen. Denn ab dem kommenden Schuljahr müssen in Sulzbach statt 19 Schulklassen 21 Platz finden.
Geplant war daher eine neue Container-Lösung für die zwei neuen Schulklassen. Kosten: etwa 1,8 Millionen. Die Stadt Sulzbach hat dafür 900 000 Euro in ihren Haushalt für dieses Jahr gestellt.
Die rechtlichen 900 000 Euro sollten eigentlich Fördergeld aus Bundes- und Landeskasse sein. Doch die Förderung blieb bislang aus. Damit Sulzbach das fehlende Geld erst einmal selbst auftreiben kann, musste der Stadtrat eine Haushaltssperre beschließen.
So lassen sich Vorhaben aus dem Investitionshaushalt stoppen, um im schlimmsten Fall – dem Ausbleiben der Förderung – die fehlenden 900 000 Euro bezahlen zu können.
Wie das Saar-Bildungsministerium nun der SZ mitteilte, hat die
Stadt Sulzbach überhaupt keinen Förderantrag gestellt. Außerdem gelte: „Grundsätzlich sind für Investitionen die Schulträger zuständig, in diesem Falle die Stadt Sulzbach, auch für die Finanzierung. Wenn Baumaßnahmen aufgrund von Schüleran
stieg erforderlich sind, dann ist dies Sache des Schulträgers in seiner Rolle als Sachkostenträger.“Und weiter: „Mitte März 2024 hatte die Stadt Sulzbach beim Ministerium für Bildung und Kultur (MBK) erfragt, ob für die zu errichtende Modulanlage, bei der auch Ganztagsplätze geschaffen und erhalten werden, ein ,Vorabbescheid' oder eine „Finanzierungszusage“vonseiten des MBK im Rahmen des Investitionsprogramms – Ganztag - erstellt werden könnte. Eine Projektsumme wurde dabei nicht benannt.“Eine Stellungnahme der Stadt dazu gibt es bislang noch nicht.
Die Mellinschule ist mit 398 Schülern aktuell die zweitgrößte Grundschule des Saarlandes. Größer ist lediglich die Offene Ganztagsgrundschule Saarbrücken-Weyersberg mit 499 Schülern in 25 Klassen. Ab dem kommenden Schuljahr sollen es in Sulzbach etwa 460 Schüler sein. Vor einem Jahr plante die Stadt Sulzbach noch einen Massivanbau an die Mellinschule, in dem sowohl neue Klassen als auch die Nachmittags
betreuung untergebracht werden sollen. Etwa zehn Millionen Euro soll der Anbau kosten. Damals hieß es von der Stadt, dass ein Bauantrag bereits eingereicht wurde und dass die Stadt noch auf eine passende Fördersumme von Bund und Land warte. Ob für den Massivanbau ein Förderantrag gestellt wurde oder die notwendigen Förderrichtlinien noch nicht vorlagen, ist offen.
Sicher ist: Es bleiben noch gut vier Monate, bis das nächste Schuljahr beginnt und die zwei neuen Klassen der Mellinschule ein Dach über dem Kopf brauchen. Das abschüssige Gelände, auf dem die Container aufgestellt werden sollen, muss begradigt werden. Zudem braucht es eine Bodenplatte, Strom und Wasserleitungen sowie Abwasserleitungen. Erst dann können neue Container für die zweitgrößte Grundschule im Saarland aufgestellt werden.