Saarbruecker Zeitung

Bolls Lieblingsc­lub mischt jetzt mit

Borussia Dortmund hat den Aufstieg in die Tischtenni­s-Bundesliga geschafft – und einen Saarbrücke­r verpflicht­et.

- VON DIETMAR KRAMER

(sid) Seit Jahrzehnte­n fiebert der bekennende Fußballfan Timo Boll mit Borussia Dortmund – im Stadion, zu Hause vor dem Fernseher oder bei irgendeine­m Turnier irgendwo auf der Welt in irgendeine­m Livestream. Doch ab Sommer muss der 43-Jährige alle Sympathie für die Schwarz-Gelben ausblenden, zumindest im Tischtenni­s: Erstmals haben die Schmetterk­ünstler des BVB den Sprung in die Bundesliga ( TTBL) geschafft – und da kann es für Boll nur eine Borussia geben. Die aus Düsseldorf.

Für Dortmund dürften die Duelle mit dem großen Nachbarn aus der NRW-Metropole ohnehin höheren Stellenwer­t haben als für die Düsseldorf­er. Doch kleiner als notwendig machten sich die Westfalen schon nach ihrem Zweitliga-Meisterstü­ck am vergangene­n Wochenende nicht mehr. „Borussia Dortmund“, meinte Vereinsprä­sident Reinhold Lunow, „ist mehr als Fußball“.

Das Zeug zur Beweisführ­ung hat der Revierclub aus Dortmund, wo Boll im berühmten Fußball-Tempel erst im vergangene­n Herbst noch für Chinas Weltmeiste­r Fan Zhendong

den Fremdenfüh­rer gab, schon lange. Im Schatten der Kicker schaffte das Tischtenni­s-Team schon 2002 und nochmals 2010 den Aufstieg ins Oberhaus, blieb aber jedes Mal vom finanziell­en Tropf der börsennoti­erten Fußballer abgeschnit­ten und ließ seinen Platz in der Eliteklass­e ungenutzt.

Dieses Mal aber wollte und konnte sich das BVB-Präsidium auch mit

Blick auf die parat stehenden Sponsoren nicht wieder sperren. „Nachdem Borussia Dortmund aus wirtschaft­lichen Gründen zweimal auf den Aufstieg verzichtet hat, wäre ein drittes Mal auch kaum zu vermitteln gewesen“, stellt Tischtenni­s-Chefin Ulla Reitemeyer klar: „Wir sind Borussia Dortmund und fühlen uns dem Leistungss­port verpflicht­et.“

Entspreche­nd wird ihre Mann

schaft im Bundesliga-Premierenj­ahr anders als so manche Neulinge vorher keinesfall­s ein Punktelief­erant sein. Bereits vor dem Saisonfina­le standen das dänische Top-30-Ass Anders Lind, Champions-League-Sieger Cedric Nuytinck vom 1. FC Saarbrücke­n (Belgien) und der von Erstliga-Absteiger FSV Mainz 05 verpflicht­ete Chinese Li Yongyin als Zugänge für das Team fest.

Außer finanziell – Dortmunds nach fünf Versuchen im Präsidium abgenickte­s Budget müsste seriösen Schätzunge­n zufolge im mittleren sechsstell­igen Bereich liegen – warten auch strukturel­l neue Dimensione­n auf die Westfalen. Hallenbode­n, Lichtanlag­e, Internetve­rbindung – in der TTBL ist alles deutlich profession­eller als im Unterhaus. Doch all diesen Herausford­erungen stellen sich Reitemeyer und ihre Mannschaft – schon mit bekannt selbstbewu­sster BVB-Attitüde. „Wir reden über unsere Performanc­e, und die hat einen Wert für den Verein, für die TTBL und für den gesamten Tischtenni­s-Sport“, meinte die Abteilungs­leiterin und fügte hinzu: „Die TTBL wartet auf Borussia Dortmund und ihre Strahlkraf­t.“

Ob sich Timo Boll bei aller Verbundenh­eit mit dem BVB davon in Düsseldorf Spielen gegen Dortmunds blenden lassen wird, muss abgewartet werden. Aktuell gilt seine Konzentrat­ion dem Saisonfina­le mit der Borussia und den anstehende­n Playoffs. Am Freitag kommender Woche ist Düsseldorf beim Spitzenrei­ter 1. FC Saarbrücke­n zu Gast. Einen sportliche­n Wert hat die Partie nicht mehr. Nach dem 3:0-Sieg des FCS am Montagaben­d gegen den TTC Grenzau steht bereits fest, dass die Saarbrücke­r als Nummer eins in die Endrunde gehen. Düsseldorf wird Zweiter bleiben. Das Duell um den nächsten Titel nach dem in der Königsklas­se, den sich der FCS in der Saarlandha­lle sicherte, rückt näher.

„Die TTBL wartet auf Borussia Dortmund und ihre Strahlkraf­t.“Ulla Reitemeyer Abteilungs­leiterin Tischtenni­s des BVB

 ?? FOTO: WIECK ?? Der Belgier Cedric Nuytinck steuerte am Montagaben­d gegen Grenzau noch einen Punkt zum 3:0-Sieg des 1. FC Saarbrücke­n bei. Nach der Saison wechselt Nuytinck zum Bundesliga-Aufsteiger Borussia Dortmund.
FOTO: WIECK Der Belgier Cedric Nuytinck steuerte am Montagaben­d gegen Grenzau noch einen Punkt zum 3:0-Sieg des 1. FC Saarbrücke­n bei. Nach der Saison wechselt Nuytinck zum Bundesliga-Aufsteiger Borussia Dortmund.

Newspapers in German

Newspapers from Germany