„Ich bin Schauspieler und nicht Dressman“
Neben Rollen in Bully Herbigs Kinohit „Der Schuh des Manitu“und Krimiserien verbinden sich mit Schauspieler auch internationale Erfolge.
SAARLOUIS Sky Du Mont ist ein vielseitiger Film- und Fernsehschauspieler. Der 1947 in Buenos Aires geborene Künstler wirkte in zahlreichen deutschen und internationalen Filmproduktionen mit. Am 20. April, 20 Uhr, kommt er mit einer Lesung ins Saarlouiser Theater am Ring. Im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Marko Völke verspricht er den Zuhörern einen „Mega-Stoff“.
Sie kommen mit dem eher ungewöhnlichen Projekt „Der Ring der Nibelungen vor Gericht“nach Saarlouis. Was erwartet das Publikum?
DU MONT Das ist ganz toll, die Aufarbeitung von „Der Ring der Nibelungen“– und zwar sehr, sehr witzig, wie ich finde. Das Werk ist ja Sodom und Gomorrha. Ich finde, das ist ein Mega-Stoff. Der ist ja so groß, dass man eigentlich gar nicht mehr weiß: Wer ist wer? Wer kommt und wer geht? Wer lebt noch und wer hat wen erschlagen? Das Stück geht damit eigentlich relativ gut um, weil es sehr klar und deutlich und immer sozusagen mit einem Schmunzeln in den Augen die Sache erklärt. Und zwischendrin in der Pause ist ja auch dieses Gespräch mit einem berühmten Opernstar, der das Werk auch gespielt hat, und der dann darüber erzählt und so weiter. Ich mache das sehr gerne, es ist eine meiner Lieblings-Lesungen. Ich finde, das ist ein sehr schöner Abend. Klar, es ist natürlich Oper. Und wir wissen alle: In dieser Lesung über die Oper „Der Ring“geht es drunter und drüber. Man weiß nie, wer wen gerade erschlägt (lächelt). Aber ich finde, es wird sehr locker aufgearbeitet.
Der Komponist Richard Wagner ist ja auch umstritten. Wird das auch an diesem Abend thematisiert?
DU MONT Nein – und ich muss Ihnen ehrlich sagen: Das geht mir auf die Nerven. Man weiß ja schon gar nicht mehr, was man sagen soll. Also, das ist einfach übertrieben. Gott sei Dank bin ich in einem Alter, wo ich mir denke: Macht doch, was ihr wollt. Ich finde das dämlich. Meine Güte, es soll niemand beleidigt werden, niemand herabgesetzt werden – das finde ich richtig. Aber man kann es auch wirklich übertreiben. Auch diese Genderei geht mir auf die Nerven, denn wissen Sie: Sie können nicht Theater spielen und gendern. Das verändert die Literatur, das geht einfach nicht. Ich muss Ihnen sagen: Die Frauen, die ich kenne, fühlen sich jetzt nicht irgendwie beleidigt, wenn man nicht gendert.
Wichtig in der Aufführung ist zum einen der Tiefgang, aber natürlich aber die Ironie, die nicht zu kurz kommen soll. . .
DU MONT Ja – und das, finde ich, ist gerade das Gute. Als mir das Stück angeboten wurde, dachte ich zunächst: Schwerer Stoff, ist das für eine Lesung okay? Nein, es ist wirklich witzig geschrieben, ein sehr, sehr schöner, leichter Text, den sogar ich verstanden habe. Ich bin kein großer Opernfan, aber es wird wirklich alles erklärt, und
zwar immer mit einem Lächeln in der Stimme. Und ich kann es – was ich, glaube ich, ganz gut kann – so ein bisschen zynisch, ironisch und mit einem Schmunzeln erzählen.
Sie sind zurzeit ja mit gleich mehreren, unterschiedlichen Programmen unterwegs. . .
DU MONT Ja, ich habe sieben verschiedenen Lesungen, die ich mache. Gestern hatte ich gerade eine aus meinem neuen Buch. Aber der Abend gehört eigentlich zu einem meiner Lieblings-Lesungen, muss ich sagen. Da habe ich andere, wo ich mich relativ durchquälen muss. Da aber nicht.
Erzählen Sie uns noch ein bisschen mehr über Ihre aktuellen Bücher? DU MONT „Ungeschönt“ist eigentlich eine Aufarbeitung des Älterwerdens – mit Humor geschrieben, nicht ungeschönt. „Ungeschönt“fängt damit an, und die Fortführung ist das jetzige „Ich freu mich schon auf morgen“, das nun gerade auf den Markt gekommen ist. „Ungeschönt“ist schon lange in der Spiegel-Bestsellerliste. Ich hoffe, dass beide bald sehr gut laufen.
Es gibt ja auch viele positive Seiten des Älterwerdens. . .
DU MONT Ja, und genau darum geht das Buch. Man hat sich befreit. Ich
habe mich befreit. Klar, die Kinder sind natürlich aus dem Haus. Und plötzlich kann man machen, was man will. Man kann im Bett frühstücken und man kann reisen und man muss nicht mehr ständig Hausaufgaben kontrollieren und solche Dinge. Also deswegen muss man und sollte man sich mal sagen: Ist das nicht ein angenehmes Leben, was man jetzt plötzlich führen darf? So geht es mir tatsächlich. Es ist also wirklich meine Meinung. Ich habe mich befreit. Ich kann deutlich machen, was ich will – und wissen Sie: Diesen Stress und diese Schmerzen, die man bei der Trennung und so weiter hat – das ist alles vorbei.
Diese Dinge haben mich nicht nur befreit, sie haben mich auch milder gemacht. Milder heißt, ich geh milder mit Kritik um. Aber ich bin auch jemand, der sagt: „Na ja, so schlimm kann es gar nicht sein. Das ist alles okay.“Und das ist das befreit auch. Man nimmt nicht mehr alles so wahnsinnig ernst – außer im Beruf. Den übe ich halt gerne aus. Deswegen ist das was anders.
Ihr früheres Image als Film-Bösewicht konnten Sie inzwischen ja schon lange ablegen. Wie ist Ihnen das gelungen? DU MONT Na ja, weil ich konsequent alle bösen Rollen absage, es sei denn, sie sind mit Humor. Ich mach das nicht mehr. Es sei denn – das war bei Bully so – als ich gesagt habe: „Nein, das ist ein Bösewicht.“Und dann hat er die Rolle ja wunderbar umgeschrieben. Das ist ein Bösewicht, der derart sympathisch ist, weil er einfach so dämlich ist. Dann ja. Aber sonst: Mir wurde da und da immer wieder was angeboten. Aber dann sage ich: „Nein, das mache ich nicht.“Und das ist auch das, was ich mit befreien meine. Ich brauche das nicht mehr. Ich kann sagen: „Nein, vielen Dank für das Angebot. Nein, mach ich nicht, interessiert mich nicht.“Und wenn ich eine Rolle kriege, wo ich gleich am Anfang einen Blazer trage, sage ich auch: Nein, grundsätzlich nicht. Ich bin Schauspieler und nicht Dressman.
Aber wenn Bulli kommt, ist das was anderes, oder?
DU MONT Na ja, wir sind befreundet. Wir haben einen Film miteinander gemacht und er war mega erfolgreich – und ich finde, damit sollte man sich auch zufriedengeben als Schauspieler. Also was kann mir Besseres passieren, als „Der Schuh des Manitu“? Das ist schon ganz toll.
Sie haben ja sowohl den deutschen Comedy Preis, als auch den Golden Globe im Team gewonnen. Welche Auszeichnung ist Ihnen wichtiger? DU MONT Der Golden Globe war ja für eine amerikanische Produktion. Da durfte ich Graf Stauffenberg spielen. Einen Menschen zu spielen, den es A wirklich gab und von dem B noch ganz viele Leute aus seiner Zeit lebten – wie zum Beispiel auch seine Witwe – ist immer eine RiesenHerausforderung. Das war wahrscheinlich für mich die spannendste Rolle, die ich je in meinem Leben gespielt habe oder spielen werde. Denn ich habe natürlich dann recherchiert und auch mit den Leuten gesprochen, auch mit der Witwe und so weiter. Und mir war nicht klar, dass ja Stauffenberg ganz viele Attentate versucht hat und das ist immer schiefgegangen. Ein sehr mutiger Mann also. Das war schon der Wendepunkte meiner Karriere. In Deutschland hat den Film jedoch niemanden interessiert, der lief ja nicht mal in Deutschland. Das ist auch wieder typisch.
„Das ist ganz toll, die Aufarbeitung von ‚Der Ring der Nibelungen‘ – und zwar sehr, sehr witzig, wie ich finde. Das Werk ist ja Sodom und Gomorrha.“
Sie hatten ja auch zahlreiche internationale Engagements und mit US-Stars wie mit Nicole Kidman und Tom Cruise zusammengearbeitet. Viele glauben, dass man dann mit denen auch privat noch jahrelang verbunden ist. . .
DU MONT Nein, das ist man natürlich nicht. Wir mochten uns, ich konnte mit Nicole sehr, sehr gut. Aber mein Gott: Die lebt in einer anderen Welt und ich auch. Meine ist bestimmt genauso schön wie ihre. Aber es sind halt Kontinente zwischen uns. Und zudem hat sie einen Oskar und ich keinen (grinst). Es ist einfach eine andere Welt. Man mochte sich, ich habe ja auch mit Gregory Peck gedreht oder mit Laurence Olivier. Das war schön, als es war und dann geht man halt zu neuen Ufern.
„Ich habe mich befreit. Klar, die Kinder sind natürlich aus dem Haus. Und plötzlich kann man machen, was man will. Man muss nicht mehr ständig Hausaufgaben kontrollieren und solche Dinge.“
Welche weiteren Pläne haben Sie für die nächsten Monate?
„Auch diese Genderei geht mir auf die Nerven, denn wissen Sie: Sie können nicht Theater spielen und gendern. Das verändert die Literatur, das geht einfach nicht.“
DU MONT Ich spiele ja nicht mehr Theater. Das ist mir zu viel Stress und ich will mich auch nicht mehr damit verbinden lassen. Ich schreibe natürlich mit – Gott sei Dank – zunehmendem Erfolg und mache dann ab Herbst auch wieder „Rocky Horror“. Ja, das sind so die Pläne. Ich bin, wie gesagt, frei und damit meine ich: Ich kann wirklich das machen, was ich will – und das finde ich sehr schön. Schreiben kann ich überall. Da kann ich auf Capri sitzen oder wo auch immer. Das ist das, was ich mit dem Befreitsein meinte. Meine Tochter hat ihren Bachelor gemacht, mein Sohn macht sein Abitur und ist jetzt auch in drei Monaten weg. Ich kann aufstehen und ins Bett gehen, wann ich will.