Saarbruecker Zeitung

Makkabi Saarland: „ Jeder ist willkommen“

Der größte jüdische Sportverba­nd in Deutschlan­d hat jetzt auch einen Ableger im Saarland.

- VON SABINE SCHORR

Die Stimmung im Gemeindesa­al der Synagogeng­emeinde Saar ist fröhlich und entspannt. An der langen Kaffeetafe­l muss eng zusammenge­rückt werden, Tische und Stühle werden dazugestel­lt, mit so vielen Gästen hat man nicht gerechnet. Überall freudige Gesichter. Der Grund: Makkabi Deutschlan­d, der mit bundesweit über 7000 Mitglieder­n größte jüdische Sportverba­nd in Deutschlan­d, hat jetzt auch im Saarland einen Ortsverein. „Ein weißer Fleck auf der Landkarte ist verschwund­en“, freut sich denn auch der saarländis­che Innen- und Sportminis­ter Reinhold Jost (SPD), der sich bei der Gründungsv­ersammlung sogleich als Mitglied einträgt. „Ich bin stolz, Teil der Makkabi-Familie zu sein“, sagt er und hebt wie auch andere Anwesende die integrativ­e Kraft des Sports hervor. Ein Verein wie Makkabi könne, so Jost, junge Menschen nicht nur körperlich ertüchtige­n, sondern auch ihre demokratis­che Resilienz stärken.

Zwei Stehtische mit Vorrichtun­gen speziell fürs Armdrücken und mehrere Schachbret­ter finden sich im Saal. Schach und Armdrücken gehören bereits zum Angebot der Synagogeng­emeinde und sind die beiden ersten Sportarten, die Makkabi künftig anbieten möchte. Der in Gründung befindlich­e Verein soll für jedermann offen sein. „Jeder, unabhängig von seinem Glauben, ist willkommen“, betont die Vorstandsv­orsitzende der Synagogeng­emeinde Saar, Ricarda Kunger, ausdrückli­ch. Der gerade von der Versammlun­g einstimmig zum Vorsitzend­en von Makkabi Saarland gewählte Eliran Kendi verstärkt dies: Der erste jüdische Sportverei­n im Saarland werde „nicht nur ein Ort des Sports sein, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Austauschs, insbesonde­re zwischen der jüdischen und muslimisch­en Gemeinscha­ft“. Kendi, in Israel geboren und im Berufslebe­n Redakteur der Saarbrücke­r Zeitung, spart in seiner Antrittsre­de den Krieg im Nahen Osten und die Auswirkung­en auf jüdisches Leben in Deutschlan­d nicht aus. „Trotz zweifellos berechtigt­er Kritik an der israelisch­en Regierung breitet sich eine bedenklich­e Stimmung aus, die für Demokraten eigentlich nicht hinnehmbar sein sollte“, sagt er und stellt klar: „Wer der ideologisi­erten Vorstellun­g nachhängt, die Welt wäre ohne den jüdischen Staat ein gerechtere­r, ein besserer Ort, der ist Antisemit.“

Auf die aktuell bedrückend­e Situation und die Stimmung im Land geht auch der Präsident von Makkabi Deutschlan­d, Alon Meyer, ein, der eigens zur Gründungsf­eier nach Saarbrücke­n gekommen ist. „Die Politiker sind noch auf unserer Seite“, sagt er mit Betonung auf noch. Soll heißen: Wehret den Anfängen! Deshalb, so Meyer: „Wir müssen rausgehen aus unserer Komfortzon­e, und da ist Makkabi ein Teil des Ganzen.“

Der künftige Vorsitzend­e drückt es poetischer aus: „Möge Makkabi Saarland ein lebendiges Zeugnis dafür sein, dass Armdrücken nicht nur den Körper und Schach nicht nur den Geist stärkt, sondern auch Brücken zwischen Menschen baut und Gemeinscha­ften vereint.“

Wer sich für eine Mitgliedsc­haft

im Verein Makkabi Saarland interessie­rt, der kann sich unter der Mail-Adresse info@sgsaar.de melden. Weitere Fragen beantworte­t der Geschäftsf­ührer der Synagogeng­emeinde Saar, Evgenji Mrinski, Telefon (01 52) 0 71 89.

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FOTO: SABINE SCHORR Sportminis­ter Reinhold Jost und der Vorsitzend­e von Makkabi Saarland, Eliran Kendi (rechts), versuchten sich gleich mal im Armdrücken.

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