Saarbruecker Zeitung

„Alles Gute Goethe!“: Zum 275. Geburtstag des Dichterfür­sten

Klaus Friedrich geht mit Gleichgesi­nnten ein Jahr lang Goethes Spuren im Saarland nach. Heute Vortrag im Historisch­en Museum Saar.

- VON SEBASTIAN DINGLER Produktion dieser Seite: Michael Emmerich, Markus Saeftel

Die Begeisteru­ng von Klaus Friedrich für Johann Wolfgang von Goethe ist greifbar im Gespräch mit der Saarbrücke­r Zeitung: Mit viel Leidenscha­ft erzählt der Homburger vom Besuch des Dichterfür­sten in unserer Region im Jahr 1770. Weniger als eine Woche dauerte dieser wohl nur („ein Tag ist unsicher“), soll aber „in manchem Sinne folgereich“gewesen sein, wie es Goethe 40 Jahre später der Nachwelt in „Dichtung und Wahrheit“hinterließ.

Der Ausflug nach Saarbrücke­n ist der zentrale Punkt eines ganzen Gedenkjahr­es, das Friedrich und seine Mitstreite­r anlässlich Goethes 275. Geburtstag­s konzipiert haben. Ausgelöst habe die Beschäftig­ung mit dem größten deutschen Dichter eine Gedenktafe­l, die Friedrich eines Tages zufällig in der Neunkirche­r Irrgartens­traße gesehen hatte: „Hier wohnte Goethe 1770“steht dort an einem Haus.

Gut, von „wohnen“kann eigentlich nicht die Rede sein, dafür dauerte der Aufenthalt im Saarland nicht lange genug. Aber Goethe übernachte­te eben auch mindestens einmal in Neunkirche­n. Nach einer heftigen Lebenskris­e war er 1770 zum Studieren nach Straßburg gegangen; als sich zwei seiner Tischgenos­sen nach Saarbrücke­n aufmachen, schließt er sich spontan an.

„Goethe war ein viel gereister Mann, aber das war seine allererste Reise auf eigene Faust“, sagt Friedrich. Er sei sozusagen mit „Nacht und Wind“geritten – vielleicht lag hier der Keim der Inspiratio­n für den Erlkönig. Außer Saarbrücke­n besuchte Goethe noch den Brennenden Berg bei Dudweiler; über Neunkirche­n und Zweibrücke­n ging es dann wieder zurück nach Straßburg. Sicher nahm er erste

Eindrücke des Bergbaus mit; später, in Ilmenau, war der Dichter tatsächlic­h mit der Verwaltung des Abbaus von Silber und Kupfer befasst.

Wie praktisch, dass Ilmenau wiederum eine Städtepart­nerschaft mit Homburg pflegt. Friedrich konnte somit auch die thüringisc­he Stadt in die Veranstalt­ungen des Jubiläumsj­ahr einbinden, ebenso wie Düsseldorf (dort gibt es ein Goethe-Museum), Frankfurt, Zweibrücke­n, Straßburg und – Luxemburg. Denn auch diese Stadt hatte der Dichter einst besucht.

An diesem Mittwoch, 24. April, 18.30 Uhr, hält Friedrich einen Vortrag im Historisch­en Museum Saar. Thema wird zum einen das „literarisc­he Denkmal“sein, das Goethe Saarbrücke­n setzte. Zum anderen existiert das Gemälde eines anonymen Malers, das die barocke Residenzst­adt im Jahr 1772 zeigt. „Da haben wir großes Glück“, sagt Friedrich, denn: „Es gibt einen tollen Eindruck von dem Saarbrücke­n, das Goethe entdeckt und erlebt hat.“

Am 30. April geht das Programm, inspiriert durch das Faust-Drama, weiter mit einer Wanderung auf den

Großen Stiefel, der als „Blocksberg des Saarlandes“gilt. Ansonsten stehen Tagesfahrt­en nach Frankfurt und Luxemburg im Jahresprog­ramm; dazu viele Vorträge, Konzerte, Theaterstü­cke, Ausstellun­gen und Stadtführu­ngen.

„Goethe ist ein riesig komplexes Thema, es ist ein Kosmos“, meint Friedrich, der all seine Aktivitäte­n ehrenamtli­ch ausführt. „Ich bin ein engagierte­r Bürger, der immer ein Faible für die kulturelle­n und historisch­en Schätze der Region hatte“, sagt er bescheiden. An Goethe habe ihn „diese Modernität, diese Unmittelba­rkeit“fasziniert: „Man findet bei ihm viele Dinge wieder, die immer noch aktuell ihre Wirkung entfalten.“

Bisher hatte Friedrich vor allem in dem von ihm initiierte­n Arbeitskre­is Barockstra­ße auf sich aufmerksam gemacht. Dieser lenkt das touristisc­he Interesse auf eine Strecke zwischen den ehemaligen Residenzst­ädten

Ottweiler, Zweibrücke­n, Blieskaste­l und Saarbrücke­n. Spricht Friedrich von „wir“, meint er unter anderem diesen Arbeitskre­is sowie viele weiter engagierte Menschen, die ihn beim Jubiläumsp­rogramm unterstütz­ten: „Wir haben gesagt: Goethe ist eine Chance, ein Impuls, eine Anregung. Wir machen mithin das größte Jubiläumsp­rogramm in Deutschlan­d und schauen dabei bewusst auch über die Grenzen.“

Vortrag zu Goethe im Saarland an diesem Mittwoch, 24. April, 18.30 Uhr, im Historisch­en Museum Saar. Das komplette Programm des Goethe-Jahrs findet sich entweder in der überall ausliegend­en Zeitung „Alles Gute Goethe“, im Internet unter literaturl­and-saar.de oder auf der Seite www.saarpfalz-touristik.de

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FOTO: DINGLER Hobby-Historiker Klaus Friedrich hat ein gesamtes Veranstalt­ungsjahr auf die Beine gestellt.

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