Neue Beratungsstelle für junge Menschen in Saarbrücken
Kinder, die daheim Gewalt erleben oder in der Schule gestalkt werden, können sich an die Mitarbeiter in der Richard-Wagner Straße 17 wenden.
„Wir hatten vergangenes Jahr 770 Fälle häuslicher Gewalt. Darunter gab es 436 Kinder und Jugendliche als Mitbetroffene“, sagt Andrea Wolter, Vorständin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) im Saarland. Folgendes Beispiel nennt Wolter, um zu erklären, was unter „Mitbetroffenen“zu verstehen ist: „Der Vater schlägt die Mutter, und die gemeinsamen Kinder bekommen das im Nebenzimmer mit.“Die neue Beratungsstelle solle dabei helfen, dass gerade die
Mitbetroffenen das Erlebte besser verarbeiten können, erklärt Wolter. Dafür sei eine neue Stelle geschaffen worden, besetzt mit der (Kinder-) Psychologin Rosalie-Josephine Lioba Wohlfarter, wie Wolter bei der Eröffnung des Büros sagte.
Das Angebot der neuen Beratungsstelle solle sich grundsätzlich an Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren richten, erklärt die Kinder-Psychologin Wohlfarter. Anders als bei anderen Hilfseinrichtungen werde bei der SkF-Beratungsstelle „proaktiv“auf die Opfer zugegangen. Über einen direkten Draht zur Polizei erfahre die Psychologin von Familien, in denen es zu Gewalttaten gekommen sei. Diese Informationen ermöglichten es ihr dann, auf Betroffene zuzugehen, sagt Wohlfarter. „Es geht dann erst einmal darum, sich kennenzulernen und einen geschützten Raum aufzubauen. Erst dann kann man sich Schritt für Schritt an das Thema häusliche Gewalt herantasten“, berichtet Wohlfarter. Junge Opfer häuslicher Gewalt würden sich oftmals zurückziehen, verhaltensauffällig oder gar rebellisch auftreten. Ziel sei es langfristig, für die Betroffenen entsprechende Hilfspläne und Lösungsansätze zu erarbeiten und ihre Situation zu verbessern. Dabei werde vor allem auch auf die Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeitern und Sozialarbeitern des Jugendamtes, aber auch die Zusammenarbeit mit weiteren Hilfsinstitutionen gesetzt, berichtet Wohlfarter.
Auch die Eröffnung des Landeskompetenzzentrums für Kinderschutz vor circa zwei Wochen könne dazu beitragen, gemeinsam eine bessere Situation für die betroffenen Kinder- und Jugendlichen im Saarland zu schaffen. Sozialminister Magnus Jung (SPD) bezeichnet die Eröffnung der neuen Beratungsstelle als „absolut notwendig“und ergänzt: „Das ist ein guter Tag für Kinder- und Jugendliche im Saarland.“Ab sofort stelle das Land jährlich 70 000 Euro für die katholische
Beratungsstelle zur Verfügung, welche sowohl für die Anstellung von Wohlfarter als auch für entstehende Sachkosten vorgesehen seien. Jung appelliert auch an die Zusammenarbeit aller Hilfsorganisationen im Saarland, um eine einfache Erreichbarkeit der Stellen für Opfer häuslicher Gewalt zu garantieren.
Die Beratung ist kostenlos und kann telefonisch, per Video oder persönlich erfolgen. Rosalie Wohlfarter ist erreichbar unter r.wohlfarter@skf-saarland.de, Tel: (06 81) 93 62 59 10, mobil: (0174) 5 99 33 68.