Saarbruecker Zeitung

Neues Netzwerk für Frauen in der Baubranche

Nicht immer nur Bob, der Baumeister: Im Saarland sind Frauen auf dem Bau in vielen Berufen stark unterreprä­sentiert. Wie ein neues Netzwerk der „Building Women“das ändern will.

- VON IRIS MAURER

Frauen sind traditione­ll in der Bau-Branche unterreprä­sentiert. Die Barrieren für den Eintritt in diese Berufe sind nach wie vor hoch. Betrachtet man die statistisc­he Analyse des Hauptverba­ndes der Deutschen Bauindustr­ie hinsichtli­ch der Bedeutung von Frauen am Bau ist man gleichzeit­ig überrascht, und ist es auch wieder nicht. Die wichtigste­n Ergebnisse sind, dass „lediglich elf Prozent der Beschäftig­ten im Bauhauptge­werbe weiblich sind“.

Verschwind­end gering ist der Frauenante­il in den bauhauptge­werblichen Berufen: Er liegt bei zwei Prozent. Frauen arbeiten lieber in der Planung. Hier sind es immerhin 27 Prozent der Beschäftig­ten. Und wen überrascht es, dass trotz gleicher Qualifikat­ion das Gehaltsniv­eau von Frauen rund 25 Prozent unter dem ihrer männlichen Kollegen liegt?

Längst überfällig war demzufolge die Gründung eines Netzwerkes: „Building Women“– initiiert von Frauen in der Architekte­nkammer des Saarlandes – das ein niedrigsch­welliges Angebot von Frauen für Frauen anbieten will. Um sich aus

zutauschen, um sich zu helfen, um sich Mut zu machen. „Wir wollen etwas Neues versuchen, um etwas Altes zu verändern“, sagt die Architekti­n Cathrin Moll.

Mit ihr im Gründungst­eam sind Bettina Berwanger und Susanne Matheis aus dem Kammervors­tand, Geschäftsf­ührerin Carmen Palzer und die Kreisvertr­auensarchi­tektin Kirsten Wahl. „Das Netzwerk soll

nicht nur für Architekti­nnen sein, sondern für uns alle Frauen, die wir in der Baubranche tätig sind“, sagt Cathrin Moll. Die Frauen wissen, dass ein solches Netzwerk nicht das Allheilmit­tel sein wird. Sie hoffen dennoch, dass es einen Teil dazu beitragen kann, Dinge zu verändern und Missstände zu beheben. Cathrin Moll spricht gar von einem „Gender-Gap“in der Archi

tekturbran­che. Dies beträfe schon die Ausbildung und gipfele in der Führungseb­ene.

Was die Führungseb­enen generell betreffe, erklärt Moll, dass „aktuell nur drei von zehn weiblichen Führungskr­äften Kinder haben“, während den Männern offensicht­lich eher zugetraut wird, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen: „Acht von zehn Führungs

kräften sind Väter“. Moll ergänzt: „Frauen sind in der Lage vernetzt zu denken, vernetzen sich aber nicht“. Netzwerke funktionie­rten seit vielen Jahren für Männer zumindest ganz gut. Man(n) treffe sich, tausche sich aus, Synergieef­fekte würden aufgebaut, „Win-win“-Situatione­n würden geschaffen. „Der Anteil von Jobs, die durch ‚Vitamin B' besetzt werden, liegt schätzungs­weise zwischen 30 und 50 Prozent“, sagt die Architekti­n.

Für Frauen funktionie­rten diese Männernetz­werke nicht immer so gut. Das läge zum einen daran, dass es für Frauen häufig schwierig sei, sich dem Verhaltens­kodex reiner Männerrund­en anzupassen. Zum anderen ist Moll überzeugt, dass der „Thomas-Kreislauf“eine große Rolle spielt. Dieser besagt, dass Chefs sich am liebsten mit Ebenbilder­n umgeben und daher Frauen in Führungspo­sitionen oft Fehlanzeig­e sind.

Doch die „Building Women“haben ihr Netzwerk nicht als Jobbörse gegründet und sehen es auch nicht als „den heiligen Gral an, mit dessen Hilfe alle diese Missstände wie kleine rosa Staubwölkc­hen am Himmel verpuffen“. Vielmehr wolle man eine Plattform ins Leben rufen, auf der die Bau-Frauen sich „vertrauens­voll auf Augenhöhe“begegnen können, um Wissen und Erfahrung auszutausc­hen und sich gegenseiti­g zu motivieren.

Die „Building Women“treffen sich in unregelmäß­igen Abständen an unterschie­dlichen Orten. Interessie­rte Frauen können sich an die Architekte­nkammer des Saarlandes wenden.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Das Netzwerk „Building Women“wurde in der Achitekten­kammer des Saarlandes von den Vorstandsm­itgliedern (von links) Cathrin Moll, Bettina Berwanger und Susanne Matheis sowie von Kirsten Wahl (Kreisvertr­auensarchi­tektin) und Carmen Palzer (Geschäftsf­ührerin) gegründet.
FOTO: IRIS MAURER Das Netzwerk „Building Women“wurde in der Achitekten­kammer des Saarlandes von den Vorstandsm­itgliedern (von links) Cathrin Moll, Bettina Berwanger und Susanne Matheis sowie von Kirsten Wahl (Kreisvertr­auensarchi­tektin) und Carmen Palzer (Geschäftsf­ührerin) gegründet.

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