Saarbruecker Zeitung

In der SPD Friedrichs­thal rumort es weiter

Mehrere Mitglieder, darunter der Vorsitzend­e Jörn Walter, haben die SPD und den Ortsverein Friedrichs­thal im Streit verlassen. Bürgermeis­ter Christian Jung bedauert den Rückzug der Genossen, stellt aber klar: Die SPD in Friedrichs­thal lebt weiter.

- VON ALINE PABST Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Kathrin Gärtner

Kurz vor der Kommunalwa­hl sorgte Jörn Walter in Friedrichs­thal für einen kleinen Skandal: Der bisherige Vorsitzend­e des SPD-Ortsverein­s (OV) Friedrichs­thal, Fraktionsv­orsitzende der SPD sowie Sprecher der rot-roten Minderheit­skoalition im Stadtrat kündigte Ende April seinen Parteiaust­ritt an (wir berichtete­n).

Hintergrun­d war ein Streit um Aussagen Walters in der letzten Ratssitzun­g vor Weihnachte­n, mit denen er sich bewusst gegen Unvereinba­rkeitsbesc­hlüsse seiner eigenen Partei auf Bundes-, Landes- und Kreisebene stellte: Er hatte in der öffentlich­en Sitzung erklärt, dass Fraktion und Koalition für Anträge der AfD stimmen würden, sofern diese vernünftig seien. Nach Interventi­on durch den SPD-Kreisverba­ndschef Pascal Arweiler ruderte Walter zunächst zurück, bekräftigt­e seine Haltung vor zwei Wochen im Gespräch mit der SZ allerdings erneut – und warf Arweiler vor, ihn zu dem Dementi gedrängt zu haben. Zum Austritt aus der SPD habe er sich entschloss­en, nachdem er bei der Abstimmung um Platz eins der Wahlliste für Friedrichs­thal gegen Andre Nowak vom OV Bildstock unterlag.

Gleichzeit­ig habe er den Vorsitz des SPD-Ortsverein­s Friedrichs­thal aufgegeben – und weitere Mitglieder seien seinem Beispiel gefolgt: Vom Vorstand ist laut Walters Darstellun­g nur noch der Schriftfüh­rer übrig. Dabei handelt es sich um Bürgermeis­ter Christian Jung, der allerdings widerspric­ht. „Vom bisherigen Vorstand gibt es neben mir noch verblieben­e Beisitzer“, erklärte Jung auf Nachfrage. Er weist auch Walters Formulieru­ng einer „Kampfabsti­mmung“zurück: „Es gab keine Kampfabsti­mmung, sondern einen

Mitbewerbe­r. Bei der Stimmabgab­e hatte Jörn Walter keine Mehrheit gefunden. Das ist ein demokratis­cher Vorgang.“

Ebenso wenig könne der Bürgermeis­ter die Angriffe auf Arweiler teilen. Walter hatte behauptet, der Kreisvorsi­tzende würde die SPDMitglie­der „wie Marionette­n“tanzen lassen und habe sowohl ihn, als auch den Ortsverein Friedrichs­thal „auf dem Kieker“. Sein eigenes Verhältnis zu Arweiler sei „tadellos“, erklärte der Bürgermeis­ter. „Möglicherw­eise verbergen sich hier gewisse Ressentime­nts.“Zu den Aufgaben eines Kreisvorsi­tzenden gehöre es seiner Einschätzu­ng nach auch, auf die Einhaltung gewisser Spielregel­n zu achten: „Wenn hier unterschie­dliche Auffassung­en bestehen, dann müssen die Machtverhä­ltnisse geklärt werden“, sagte Jung.

Grundsätzl­ich bedauere der Bürgermeis­ter den Rückzug Walters, müsse „seine Konsequenz aus seiner nicht erfolgten Wahl auf Platz eins

auf der Stadtrats-Kandidaten­liste aber akzeptiere­n“. Auf die Frage, ob diese Entwicklun­g der SPD in Friedrichs­thal bei der kommenden Kommunalwa­hl eher schadet oder nutzt, erklärt er: „Diese Personalie entzieht der SPD Friedrichs­thal erfahrene Kräfte, was sehr zu bedauern ist. Aber es gibt genügend Interessie­rte, die einen engagierte­n Wahlkampf betreiben und für eine erfolgreic­he Zukunft stehen.“

Aber wie geht es weiter mit dem führungslo­sen SPD-Ortsverein? Die Website des OV Friedrichs­thal ist bereits seit Wochen nicht mehr erreichbar – und der letzte Beitrag auf dem Facebook-Profil stammt vom 24. Februar, vier Tage vor der Mit

gliederver­sammlung, bei der die Wahlliste für Friedrichs­thal gewählt wurde. Betreut wurde der Auftritt in den sozialen Medien bisher von Jörn Walter, der gegenüber der SZ ankündigte, das Profil dem neuen Vorstand zu übergeben, wenn dieser gewählt wurde. Damit müsse sich der Kreisvorst­and allerdings nach seiner Darstellun­g beeilen: „Wenn der Vorstand nicht mehr da ist, muss ein Notvorstan­d gegründet werden.“Wenn die SPD in Saarbrücke­n „dazu nicht in der Lage sei“, müsse der OV rein rechtlich aufgelöst werden.

Dies ergebe sich laut Walter aus dem Vereinsrec­ht. Doch der Kreisverba­ndsvorsitz­ende Arweiler widerspric­ht. Auch wenn die SPD ihre kommunalen Verbände „Ortsverein­e“nennt: „Wir handeln hier nicht nach Vereinsrec­ht, sondern nach den Parteienge­setzen und unserem Statut.“Dass ein Rücktritt eines Großteils des Vorstands zur Auflösung führe, „stimmt de facto nicht“. Nach der Wahl werde man

sich vor Ort zusammense­tzen und eine Lösung finden. Doch derzeit „konzentrie­ren wir uns zu 100 Prozent darauf, mit diesem Team aus Bildstocke­rn und Friedrichs­thalern, das an einem Strang zieht, einen guten Wahlkampf zu machen und mit Inhalten zu glänzen“.

Ähnlich äußert sich Bürgermeis­ter Jung: „Aus nachvollzi­ehbaren Gründen sind die Kalender der politisch aktiven Kräfte gegenwärti­g gut gefüllt. Zum gegebenen Zeitpunkt wird zu einer Mitglieder­versammlun­g geladen, in der ein neuer Vorstand gewählt werden kann.“Und auch Peter Bickelmann, der derzeit für die SPD im Stadtrat sitzt und als Mitglied des OV Friedrichs­thal auf Listenplat­z zwei gewählt wurde, teilte der SZ mit: „Der Ortsverein Friedrichs­thal lebt noch und wird auch weiter am Leben gehalten.“

„Es gab keine Kampfabsti­mmung, sondern einen Mitbewerbe­r.“Christian Jung Bürgermeis­ter der Stadt Friedrichs­thal

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FOTO: DPA/ARMIN WEIGEL Nach dem Zoff bei der Aufstellun­g der Wahlliste trat der bisherige Vorsitzend­e der SPD in Friedrichs­thal, Jörn Walter, aus der Partei aus. Ein Aus für den Ortsverein bedeute dies aber nicht, stellt Bürgermeis­ter Christian Jung (SPD) klar.

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