Saarbruecker Zeitung

Antworten auf Gewalt gegen Politiker

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Die Attacken auf den SPD-Politiker Matthias Ecke und Übergriffe auf andere Wahlkämpfe­r haben auch im Saarland zu Recht Besorgnis hervorgeru­fen. Anke Rehlinger (SPD) sprach von einem „Angriff auf die Demokratie“, Roland Theis (CDU) von einem „erschrecke­nden gesellscha­ftlichen Phänomen“, die Jusos brachten eine Solidaritä­tsdemo auf die Beine. Solche Zeichen sind wichtig. Denn da ist was am Rutschen. Schmierere­ien auf Wahlplakat­en und Beleidigun­gen von Politikern gab es auch früher, beides war von Übel. Aber physische Gewalt in diesem Ausmaß erinnert eher an die 20er Jahre des letzten Jahrhunder­ts.

Wir müssen aufpassen, dass die Substanz unserer Demokratie nicht weiter beschädigt wird. Und dass die Menschen nicht aus Angst politische­s Engagement meiden. Ohne sie funktionie­rt Demokratie nicht.

Klare Kante gegen die Täter ist wichtig. Man muss aber auch jene benennen, die deren Wut schüren. Wer wie AfD-Chefin Alice Weidel der Ampel-Regierung vorwirft, sie hasse Deutschlan­d, erklärt die Minister quasi zu Vaterlands­verrätern. Diese Demagogie kommt einem Gewaltaufr­uf nah. Mitverantw­ortlich ist auch der verbreitet­e öffentlich­e Pranger, das leichtfert­ige Personalis­ieren von Kritik, die schnell gelikte Verächtlic­hmachung, etwa das Habeck-Bashing. Alle müssen sensibler werden. Keine klammheiml­iche Freude mehr, wenn Eier auf politische Gegner fliegen oder Plakate beschmiert werden! Und ja, man soll den Radikalen nicht auf den Leim gehen, wenn die sich als Opfer stilisiere­n. Man darf ihrem Narrativ aber auch keine Nahrung geben. Auch AfD-Plakate sind tabu!

Das Wichtigste aber: Demokratie braucht engagierte Demokraten, sie dürfen sich nicht einschücht­ern lassen. Die beste Antwort auf die Gefahr ist auch die mutigste: sich ein Herz nehmen, sich in der Politik, vor allem in den Kommunen, engagieren, um das Land nicht den Falschen zu überlassen.

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