Ein Vormittag im Zeichen von Richard Strauss
Die Deutsche Radio Philharmonie wird für ihren Auftritt in der Congresshalle mit viel Beifall bedacht.
(fa) Die 7. Matinée der Deutschen Radio Philharmonie gestern in der Congresshalle war ganz Richard Strauss gewidmet. Im Mittelpunkt stand die bulgarische Sopranistin Krassimira Stoyanova, die neben internationalen Opernerfolgen auch auf viele Auszeichnungen ihrer CD-Einspielungen blicken kann. Ungewohnt für die Zuhörer, an einem sonnig-strahlenden Sonntag-Vormittag die „Vier letzten Lieder“zu hören. Strauss hat seine letzte abgeschlossene Komposition nicht mehr gehört, in den Liedern nach Texten von Hesse und Eichendorff bereitete er sich auf seinen Tod vor. Dirigent Pietari Inkinen bettete mit seinem groß besetzten Orchester die Singstimme gut ein, manchmal sogar zu gut. Ein wenig mehr Differenzierung des Orchesterparts hätte gutgetan, mehr farbliche Schattierungen wären denkbar gewesen. So gab es für die Stoyanova nicht allzu viel Gelegenheit, ihren perfekt geführten, voluminösen Sopran auch etwas geheimnisvoller, nachdenklicher einzusetzen.
Das gelang in drei von Strauss selbst instrumentierten Klavierliedern besser, weil durchsichtiger angelegt und der Singstimme mehr Raum gebend. Dennoch: Es war ein Erlebnis, diese unvergleichliche Sängerin zusammen mit dem klangschön agierenden Orchester zu hören. Und hilfreich fürs Erleben wäre es gewesen, wenn die Liedtexte im Programmheft zu finden gewesen wären.
Eingerahmt wurden die Lieder von zwei der beliebtesten Tondichtungen des bayrischen Meisters. Inkinen inszenierte den „Don Juan“als testosterongesteuerten, äußerst dynamischen Helden. Ein intensives Wechselbad der Gefühle von leidenschaftlich bis depressiv wurde exzellent, auch von den Solisten des Orchesters, vorgeführt. Die Inspiration durch Nikolaus Lenaus dramatischem Gedicht „Don Juan“wirkte nach bis hin zum ersterbenden emoll, dem Tod des Titelhelden.
Auch die abschließenden „Till Eulenspiegels lustige Streiche“machten da keine Ausnahme. Das Orchester brannte auf die vielen Gags, die die Partitur bereithält. Auch wenn manches noch ein wenig frecher, plakativer hätte gelingen können: Man konnte kraftvolle Hörner bewundern, einen souveränen Konzertmeister (Ermir Abeshi), subtile Holzbläser und sauberes Blech. „Nach alter Schelmenweise“gelangen die rasanten Stimmungswechsel, die Strauss mit nur zwei kurzen Tonfolgen gezaubert hat.