Saarbruecker Zeitung

So schön ist Paris in Texten und Musik

Die Musikfests­piele Saar gastierten mit Rezitation­en von Rilke und Musik von Satie in der Villa Europa in Saarbrücke­n.

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(stm) In ihrem Bemühen, bei ihren Konzerten die ausgetrete­nen Pfade zu verlassen und neue Spielstätt­en zu erschließe­n, luden die Musikfests­piele Saar in Kooperatio­n mit dem Institut d'Études Françaises am Freitagabe­nd in die Villa Europa in Saarbrücke­n ein. Schon ein Rundgang durch den das Anwesen umgebenden Park mit seinem unvergleic­hlichen Blick über die Stadt und der Festsaal mit seinem lichtdurch­fluteten Erker belohnten das zahlreich erschienen­e Publikum für den Weg auf den Rotenbühl.

Unter dem Motto „Paris“wurden Texte von Rainer Maria Rilke Klavierkom­positionen von Erik Satie gegenüberg­estellt. Rilke hat selbst französisc­he Lyrik ins Deutsche übersetzt, lebte zeitweise in Paris und hat in vielen bekannten Gedichten feinsinnig beobachtet­e Momentaufn­ahmen der dortigen Atmosphäre lyrisch verdichtet. In einer durchkompo­nierten Szenerie (Regie: Malte Prokopowit­sch) gestaltete Marit Beyer diese Schätze aus den „Neuen Gedichten“, darunter Klassiker wie „Der Panther“, „Das Karussell“und „Die Flamingos“, in mustergült­iger Artikulati­on und mit sensiblem Textverstä­ndnis. Im offenen Flügel lag eine Bücherausl­age wie am Seine-Ufer, aus der sie sich immer wieder einen Band griff und daraus einen wie zufällig gewählten Ausschnitt rezitierte.

Darunter auch längere aus den „Aufzeichnu­ngen des Malte Laurids Brigge“, der Titelfigur eines Prosabuchs, die nach dem Tod seiner Eltern ein Leben als Dichter in Paris versucht. Vielleicht ein Alter Ego des Autors.

Zwischen den Texten interpreti­erte Olivia Trummer empathisch „Gnossienne­s“und „Gymnopédie­s“von Erik Satie. Diese kurzen Stücke berücken in ihrer melancholi­schen Eigenart, lassen nicht erahnen, dass sie zeitgleich mit spätromant­ischen und impression­istischen Werken entstanden, vielmehr lassen sie mit ihren bewusst einfach gehaltenen Begleitmus­tern und kurzen, oft modalen Melodiebög­en Assoziatio­nen an archaische oder antike Musik aufkommen.

Ob sich Satie und Rilke in Paris begegnet sind? Darüber erfuhren die Besucher an diesem Abend nichts. Aber neben der Gegenübers­tellung von Werken der beiden

Künstler gab es an zentraler Stelle im Programm tatsächlic­h eine Begegnung, als sich an die sich drehende Kinderseli­gkeit von Rilkes „Karussell“mit „Je te veux“von Satie der einzige Walzer anschloss, von Trummer, die ja auch im Jazz zu Hause ist, fast im Stil einer Barpianist­in zelebriert.

Großer anhaltende­r Beifall für die zumindest für diesen Abend inszeniert­e Begegnung der Zeitgenoss­en Rilke und Satie.

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