Wettkampf mit geschliffenen Worten
Schreien? Pöbeln? Nein, eine Meinung zu vertreten, geht auch anders: Milla Krings vom WarndtGymnasium machte mit bei „ Jugend debattiert“und kam auf Platz drei.
Respektvolle Diskussionen von Angesicht zu Angesicht statt anonyme Beschimpfungen in den sozialen Medien: Beim Wettbewerb „Jugend debattiert“schauen sich die Schüler in die Augen. Sie hören den Gesprächspartnern zu, lassen sie ausreden. Und wenn sie deren Argumente überzeugen, ändern sie auch mal ihre Meinung.
„Soll die Landesregierung ihre Kommunikation über soziale Netzwerke wie X – ehemals Twitter – oder TikTok einstellen?“, lautete die Frage, mit der sich Milla Krings während des Landesfinales beim Saarländischen Rundfunk in Saarbrücken beschäftigte.
Nachdem sich die Elftklässlerin des Warndt-Gymnasiums Geislautern auf Schul- und Regionalverbandsebene durchgesetzt hatte, gehörte sie zu den vier besten saarländischen Debattanten ihrer Altersklasse. Über das Thema wurden die Schüler bereits einige Tage zuvor informiert. Aber erst am Finaltag erfuhr Milla Krings, ob sie dafür oder dagegen argumentieren sollte. Gemeinsam mit Sarah El Massri vom Illtal-Gymnasium in Illingen musste Krings für die „Pro-Seite“argumentieren – also erklären, warum die Landesregierung nicht mehr über soziale Medien kommunizieren sollte.
Im Vorfeld informierte sich die 17-Jährige in Fachzeitschriften, sie recherchierte beim Statistischen Bundesamt und sprach mit Lehrern. Nach der Vorbereitung zu Hause im stillen Kämmerlein folgte dann der Auftritt im Rampenlicht – im großen Saal vor Publikum. Im Stehen und mit Mikrofon. Und unter Zeitdruck:
Zunächst durfte jeder seine Position zwei Minuten ungestört darlegen. Dann folgt eine zwölfminütige Diskussion. Für ein Schlusswort blieb noch eine Minute.
In der Nacht vor dem Finale schlief die Gymnasiastin schlecht: „Ich war noch nie so aufgeregt“, verriet Milla Krings im Gespräch mit unserer Zeitung. Erst bei der freien Aussprache habe sich ihre Nervosität etwas gelegt.
Die Befürworter eines Engagements der Landesregierung in den sozialen Medien argumentierten, dass den Schülern so die Möglichkeit eines direkten Austauschs mit der Politik geboten werde. Die Präsenz alleine garantiere noch keinen Kontakt, entgegnete Milla Krings.
Der komme nur zustande, wenn die Jugendlichen sich bewusst dafür entscheiden, der Regierung zuzuhören. „Ich hätte es auf jeden Fall besser machen können“, resümiert die Schülerin im Nachhinein selbstkritisch. Sie habe sich die Zeit nicht optimal eingeteilt.
Die Jury bewertete Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Und setzte die Finalistin aus Geislautern auf den dritten Platz. Damit schrammte sie haarscharf am Bundesfinale vorbei, nur die beiden Erstplatzierten fahren nach Berlin.
Natürlich war die Gymnasiastin
enttäuscht – zumal sie auch im Vorjahr Dritte wurde. „Das tut weh“, sagt sie. Trotz der Enttäuschung wird sie aber auch weiterhin gern debattieren. Sie mag den direkten Schlagabtausch und sieht es als Gewinn, andere Meinungen zu hören. „Es geht nicht darum, dass der eine den anderen besiegt“, betont sie. Geltungsdrang mache jede De
batte kaputt.
Die Fähigkeit, mit Argumenten zu überzeugen, wird ihr wohl nicht nur im mündlichen Abitur, sondern später auch beim Vorstellungsgespräch und im Job helfen. Auf dem Sportplatz bringt sie ihr rhetorisches
Talent allerdings nicht unbedingt weiter. Die Handballerin weiß: Wer zu heftig mit dem Schiedsrichter diskutiert, riskiert eine blaue Karte und eine Sperre. „Aber das ist mir noch nicht passiert“, sagt sie schmunzelnd.
Einen konkreten Berufswunsch hat die Gymnasiastin noch nicht. Vielleicht wird sie ein gesellschaftswissenschaftliches Fach studieren. Um später dann womöglich in der politischen Bildung zu arbeiten. Übrigens: Auch wenn`s mit dem Bundesfinale von „Jugend debattiert“nicht geklappt hat. Nach Berlin kommt Milla Krings in diesem Sommer doch noch – die Abschlussfahrt ihrer Klasse führt in die Bundeshauptstadt.
„Geltungsdrang macht jede Debatte kaputt.“Milla Krings Teilnehmerin bei „Jugend debattiert“