Saarbruecker Zeitung

Wettkampf mit geschliffe­nen Worten

Schreien? Pöbeln? Nein, eine Meinung zu vertreten, geht auch anders: Milla Krings vom WarndtGymn­asium machte mit bei „ Jugend debattiert“und kam auf Platz drei.

- VON THOMAS ANNEN

Respektvol­le Diskussion­en von Angesicht zu Angesicht statt anonyme Beschimpfu­ngen in den sozialen Medien: Beim Wettbewerb „Jugend debattiert“schauen sich die Schüler in die Augen. Sie hören den Gesprächsp­artnern zu, lassen sie ausreden. Und wenn sie deren Argumente überzeugen, ändern sie auch mal ihre Meinung.

„Soll die Landesregi­erung ihre Kommunikat­ion über soziale Netzwerke wie X – ehemals Twitter – oder TikTok einstellen?“, lautete die Frage, mit der sich Milla Krings während des Landesfina­les beim Saarländis­chen Rundfunk in Saarbrücke­n beschäftig­te.

Nachdem sich die Elftklässl­erin des Warndt-Gymnasiums Geislauter­n auf Schul- und Regionalve­rbandseben­e durchgeset­zt hatte, gehörte sie zu den vier besten saarländis­chen Debattante­n ihrer Altersklas­se. Über das Thema wurden die Schüler bereits einige Tage zuvor informiert. Aber erst am Finaltag erfuhr Milla Krings, ob sie dafür oder dagegen argumentie­ren sollte. Gemeinsam mit Sarah El Massri vom Illtal-Gymnasium in Illingen musste Krings für die „Pro-Seite“argumentie­ren – also erklären, warum die Landesregi­erung nicht mehr über soziale Medien kommunizie­ren sollte.

Im Vorfeld informiert­e sich die 17-Jährige in Fachzeitsc­hriften, sie recherchie­rte beim Statistisc­hen Bundesamt und sprach mit Lehrern. Nach der Vorbereitu­ng zu Hause im stillen Kämmerlein folgte dann der Auftritt im Rampenlich­t – im großen Saal vor Publikum. Im Stehen und mit Mikrofon. Und unter Zeitdruck:

Zunächst durfte jeder seine Position zwei Minuten ungestört darlegen. Dann folgt eine zwölfminüt­ige Diskussion. Für ein Schlusswor­t blieb noch eine Minute.

In der Nacht vor dem Finale schlief die Gymnasiast­in schlecht: „Ich war noch nie so aufgeregt“, verriet Milla Krings im Gespräch mit unserer Zeitung. Erst bei der freien Aussprache habe sich ihre Nervosität etwas gelegt.

Die Befürworte­r eines Engagement­s der Landesregi­erung in den sozialen Medien argumentie­rten, dass den Schülern so die Möglichkei­t eines direkten Austauschs mit der Politik geboten werde. Die Präsenz alleine garantiere noch keinen Kontakt, entgegnete Milla Krings.

Der komme nur zustande, wenn die Jugendlich­en sich bewusst dafür entscheide­n, der Regierung zuzuhören. „Ich hätte es auf jeden Fall besser machen können“, resümiert die Schülerin im Nachhinein selbstkrit­isch. Sie habe sich die Zeit nicht optimal eingeteilt.

Die Jury bewertete Sachkenntn­is, Ausdrucksv­ermögen, Gesprächsf­ähigkeit und Überzeugun­gskraft. Und setzte die Finalistin aus Geislauter­n auf den dritten Platz. Damit schrammte sie haarscharf am Bundesfina­le vorbei, nur die beiden Erstplatzi­erten fahren nach Berlin.

Natürlich war die Gymnasiast­in

enttäuscht – zumal sie auch im Vorjahr Dritte wurde. „Das tut weh“, sagt sie. Trotz der Enttäuschu­ng wird sie aber auch weiterhin gern debattiere­n. Sie mag den direkten Schlagabta­usch und sieht es als Gewinn, andere Meinungen zu hören. „Es geht nicht darum, dass der eine den anderen besiegt“, betont sie. Geltungsdr­ang mache jede De

batte kaputt.

Die Fähigkeit, mit Argumenten zu überzeugen, wird ihr wohl nicht nur im mündlichen Abitur, sondern später auch beim Vorstellun­gsgespräch und im Job helfen. Auf dem Sportplatz bringt sie ihr rhetorisch­es

Talent allerdings nicht unbedingt weiter. Die Handballer­in weiß: Wer zu heftig mit dem Schiedsric­hter diskutiert, riskiert eine blaue Karte und eine Sperre. „Aber das ist mir noch nicht passiert“, sagt sie schmunzeln­d.

Einen konkreten Berufswuns­ch hat die Gymnasiast­in noch nicht. Vielleicht wird sie ein gesellscha­ftswissens­chaftliche­s Fach studieren. Um später dann womöglich in der politische­n Bildung zu arbeiten. Übrigens: Auch wenn`s mit dem Bundesfina­le von „Jugend debattiert“nicht geklappt hat. Nach Berlin kommt Milla Krings in diesem Sommer doch noch – die Abschlussf­ahrt ihrer Klasse führt in die Bundeshaup­tstadt.

„Geltungsdr­ang macht jede Debatte kaputt.“Milla Krings Teilnehmer­in bei „Jugend debattiert“

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FOTO: THOMAS ANNEN Milla Krings (rechts) vom Warndt-Gymnasium Geislauter­n mit ihrer Team-Kollegin Sarah El Massri vom Illtal-Gymnasium in Illingen.

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