Saarbruecker Zeitung

Wo das Risiko „Staatsdokt­rin“ist

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Worauf ich mich besonders freue:

Mephisto! Ganz klar Mephisto. Ich habe das Buch von Klaus Mann mit brennendem Herzen gelesen. Klingt pathetisch, aber so war es. Den Film mit Klaus-Maria Brandauer fand ich großartig, obwohl ich sonst selten mit Literaturv­erfilmunge­n einverstan­den bin. Jetzt bin ich überglückl­ich, dass dieser tolle Stoff, der in Zeiten von Cancel Culture und AfD-Erfolgen so bestürzend aktuell ist, hier auf die Bühne kommt. Und dann auch noch vom Schauspiel­chef persönlich inszeniert wird. Meine Messlatte liegt hoch, lieber Christoph Mehler. . .

Mein Tipp für risikobere­ite Zuschaueri­nnen und Zuschauer:

Eigentlich alles in der Sparte 4. In der kleinen Spielstätt­e in der Eisenbahns­traße ist das Risiko sozusagen Staatsdokt­rin. Von all den Uraufführu­ngen, die es hier auch in der neuen Spielzeit wieder gibt, bin ich besonders gespannt auf „Von Fischen und Frauen“von Noelle Haeseling. Weil ich mir unter diesem „kleinen, extrem harmlosen Drama übers Angeln“absolut nichts vorstellen kann.

Wenn’s politisch werden soll:

„Social Links“. Dieses Tanzstück entsteht gerade erst, und zwar gemeinsam mit jungen Menschen. Unter Leitung von Jamie und Stefanie Mejeh erarbeiten die jungen Tänzerinne­n und Tänzer ein Stück über die Folgen, die Corona und die teils umstritten­en Maßnahmen noch heute für sie haben. Viel politische­r geht es ja kaum.

Was ich im Spielplan nicht ver

misst hätte:

Die Zauberflöt­e! Muss die wirklich schon wieder sein? In diesem Sommer wird sie doch schon als großes Open-Air-Spektakel am Saarpolygo­n aufgeführt. Und erst vor ein paar Jahren war sie in Andreas Gergens herrlicher Inszenieru­ng am SST zu sehen. Und überhaupt finde ich, dass sich der zweite Aufzug zieht wie Kaugummi. . .

Hier kann eigentlich nichts schiefgehe­n:

„Irgendwo auf der Welt...“. Na summen Sie schon? Dieser wunderbare 1930er-Jahre-Schlager des genialen jüdischen Komponiste­n Werner Richard Heymann wurde durch die Comedian Harmonists weltberühm­t und gibt dem Stück über dieses legendäre Ensemble seinen Titel. Und sogar wenn Regisseur Thomas Winter komplett versagen sollte (was nicht zu erwarten ist, denn seine „My fair Lady“am SST war absolut bezaubernd), allein durch die Musik kann das nur ein schöner Abend werden.

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