Mephisto, Mehler und Millers Muff
Wfreue:Worauf ich mich besonders Wie die Kollegin Susanne Brenner auf „Mephisto“. Klaus Manns Abhandlung über Opportunismus in der Kunst und in der Politik, über das Leben in einem faschistischen Staat anhand des realen Theatermanns Gustaf Gründgens ist ein faszinierender, zeitloser Stoff.
Mein Tipp für risikobereite Zuschauerinnen und Zuschauer:
„Lethe – ein Abend verlorener Erinnerungen“. Regisseurin AnnaElisabeth Frick widmet sich dem Phänomen des Vergessens – dem des üblichen Prozesses und dem des krankheitshalber beschleunigten. „Gespräche mit von Demenz Betroffenen, literarische Texte, aber auch die Suche nach den verwischten Spuren des Vergangenen“sollen auf die Bühne kommen.
Wenn’s politisch werden soll:
Politisch müsste das Staatstheater ja nicht nur auf der Bühne sein – es könnte sich als Institution gerne mehr in der saarländischen Kulturpolitik zu Wort melden. Nicht zwingend bei Allem und Jedem/ Jeder. Aber doch in kontroversen Debatten, die im Land der kurzen Wege und vielen Verbindungen ja meist eher leise geführt werden.
Was ich im Spielplan nicht vermisst hätte: „Der Tod eines Handlungsreisenden“. Arthur Millers Drama verströmt, zumindest für mich, den Muff einer ungeliebten Schullektüre. Natürlich, Millers Kapitalismuskritik nimmt man im Theater beifällig und pflichtschuldig nickend (und in der Pause Prosecco schlürfend) zur Kenntnis;
Theater muss einem aber nicht zwingend bestätigen, was man ohnehin schon denkt. Andererseits: Schauspieldirektor und Regisseur Christoph Mehler wird sich schon etwas dabei gedacht haben – zumal er 2019 ein anderes Stück des Autors, „Hexenjagd“, bildstark und packend im Staatstheater inszeniert hat. Vielleicht wird dieser Miller ja ein Killer.
Hier kann eigentlich nichts schiefgehen:
Ob es nun schmeichelhaft ist, einem Theaterabend zu attestieren, dass bei ihm nichts schiefgehen könne, sei dahingestellt – klingt es doch nach „Nummer sicher“. Aber „eine sichere Bank“verspricht die Uraufführung „Mehr Lametta am Meer“über familiären Frust unter der Sonne Thailands zu werden. Denn die Autorin ist Rebekka Kricheldorf. Sie brachte 2019 mit „Werwolf. Eine Mythengroteske“schon viel hintergründigen Witz auf die Saarbrücker Bühne.