Ein Abschiedsabend, der zu Herzen ging
Beim 2:1 des 1. FC Saarbrücken gegen den SC Freiburg II sagten Tim Schreiber, Marcel Gaus und Luca Kerber auf Wiedersehen.
Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Gerade, wenn 11 438 Fans in einem eigentlich bedeutungslosen Spiel eine tolle Stimmung verbreiten. Der 2:1 (0:0)-Erfolg des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken über Absteiger SC Freiburg II war lange Zeit nicht schön anzuschauen, das wird aber angesichts der emotionalen Momente in Vergessenheit geraten. Dass Simon Stehle (58. Minute, nach Vorarbeit von Luca Kerber) und Boné Uaferro (75., Abstauber nach Schuss von Calogero Rizzuto) trafen, den Ehrentreffer für die Breisgauer Hamadi Al Ghaddioui (82.) erzielte, wird Einzug in die Statistiken dieser Saison finden. Der Abschied von Tim Schreiber, Marcel Gaus und vor allem von Eigengewächs Kerber dagegen hat in den Herzen vieler FCSFans sicher einen unauslöschbaren Eindruck hinterlassen.
„Wir haben nicht nur drei gute Spieler verabschiedet. Es gehen auch drei sehr, sehr besondere Menschen“, sagte Rüdiger Ziehl. Auch der sonst oft spröde wirkende Trainer war sichtlich berührt. Vor allem Gaus` Karriereende bedrückte Ziehl sehr. „Ich hätte ihn gerne behalten“, sagte der Trainer, „als ich ihn vor eineinhalb Jahren hierher holte, gab es viel Kritik. Wie kann man einen solchen Rentner verpflichten? Wir hatten eine besondere Verbindung, Gausi hat es nicht nur auf dem Platz allen gezeigt, er war auch in der Kabine sehr wichtig.“
Gaus hatte schon vor dem Spiel in der Kabine das Wort ergriffen. Es sollen bereits da Tränen geflossen sein. Bei der offiziellen Verabschiedung durch Schatzmeister Dieter Weller und im Anschluss bei den Fans in der Kurve hatte Gaus den Grund fürs Aufhören dabei: drei seiner vier Kinder. „Ich wollte selbst bestimmen können, wann Schluss ist“, sagte der Außenbahnspieler, der nun in seine Heimat nahe Düsseldorf zurückkehren wird: „Solche Ereignisse wie der Pokal schweißen zusammen. Aber es ist im Fußball so, dass sich am Ende einer Saison die Wege trennen. Trotzdem nehmen wir hier Emotionen mit, die man sein Leben lang nicht mehr vergisst.“Gaus` Siegtor gegen den FC Bayern gehört sicherlich dazu.
Sicherheit verbreitete auch Tim Schreiber. Seine Leihe von RB Leipzig hat sich für beide Seiten gelohnt. „Er hat sich prima entwickelt“, sagte Torwarttrainer Michael Weyrich, „dabei war das nach einem Daniel Batz für ihn gar nicht so einfach.“Schreiber fühlte sich in Saarbrücken wohl, gab manchmal sogar den DJ in einer Diskothek, engagierte sich sozial wie mit einer von ihm initiierten Sammelaktion für eine schwerkranke Mutter. Doch der Preis, den der Erstligist für Schreiber aufgerufen hatte, war dem FCS zu hoch. Ligakonkurrent Dynamo Dresden scheint bereit, die im Raum stehenden 500 000 Euro aufzubringen. „Ich brauche Spielpraxis. Der nächste Schritt sollte also gut durchdacht sein“, sagte Schreiber, ohne das Angebot der Sachsen zu bestätigen, „wenn es vielleicht 3. Liga wird und ich dann hierher zurückkomme, wird es wieder sehr emotional.“
Das war es am Sonntagabend auch für Kerber. „Ich bin normalerweise kein emotionaler Mensch“, so der Dillinger, „aber auch mir sind da plötzlich ein paar Tränen gekommen.“Kerber, von Lukas Kwasniok in Meppen als A-Jugendspieler ins kalte Drittliga-Wasser geworfen und seither nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken, wechselt nach Heidenheim. Die Fans feierten ihn mit Sprechchören und einem Spruchband: „An die Jugend im Verein – wie Luca Kerber sollt ihr sein“, stand da zu lesen. Kerber will sich am 25. Mai (11.45 Uhr, Ludwigspark) im Saarlandpokal-Endspiel gegen den FC Homburg mit einem Titel verabschieden: „Das ist die Grundlage dafür, dass hier auch nächstes Jahr wieder DFB-Pokal-Geschichte geschrieben werden kann. Dafür werde ich alles geben.“
Der FCS meldete am Montag die ablösefreie Verpflichtung von Defensivspieler Philip Fahrner (21) vom SC Freiburg II. Die Vertragsdauer des Außenbahnspielers teilte der Verein dabei nicht mit.