Betreuungsquote jüngerer Kinder steigt nur leicht
Viele Eltern in Deutschland finden keinen Betreuungsplatz. Vor allem im Westen bleibt die Lage angespannt.
(dpa) Noch immer haben es in Deutschland viele Eltern schwer, einen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs zu finden. Das geht aus einem Bericht zur Lage von Familien in Deutschland hervor, den das Bundesfamilienministerium am Dienstag vorstellte. Demnach ist die Betreuungsquote von Kindern unter drei Jahren im vergangenen Jahr nur leicht auf 36,4 Prozent gestiegen – das sind lediglich 1,1 Prozentpunkte mehr als 2022. Laut Bericht waren zum 1. März 2023 etwas mehr als 856 000 Kinder unter drei Jahren in Deutschland in Betreuung – von insgesamt knapp 2,4 Millionen Kindern in diesem Alter.
Fünf Jahre davor, im Jahr 2018, waren bereits 33,6 Prozent der unter Dreijährigen in Betreuung gewesen. Ein Anteil, der nur geringfügig über der Quote von 2023 liegt. Im Vergleich zum Basisjahr 2006 hat sich der Anteil der betreuten Kinder unter drei Jahren immerhin fast verdreifacht. Damals waren es im Schnitt lediglich 13,6 Prozent. Was aus dem Familienreport ebenfalls klar hervorgeht: Zwischen Ost- und Westdeutschland liegen teils Welten zwischen den Chancen für Eltern, einen Platz für ihr Kind zu finden.
Während in Ostdeutschland bei den unter Dreijährigen im Jahr 2023 eine Betreuungsquote von 54,2 Prozent erreicht wurde, waren es im Westen im Schnitt gerade einmal 32,7 Prozent. Die Betreuungsquote ist demnach in Mecklenburg-Vorpommern (59,2 Prozent) und Sachsen-Anhalt (59 Prozent) am höchsten und fast doppelt so hoch wie in Baden-Württemberg (31 Prozent), Nordrhein-Westfalen (31 Prozent) oder Bremen (30,7 Prozent). Immerhin hat sich der Abstand zwischen Ost und West seit 2006 um knapp zehn Prozentpunkte verringert. Was sich nicht geändert hat: Die große Belastung für Eltern, die immer noch leer ausgehen.
Seit 1996 haben Eltern in Deutschland für Kinder ab drei Jahren bis zum Schuleintritt einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Dieser Rechtsanspruch gilt seit 2013 auch für Kinder ab dem ersten Lebensjahr – deckt sich aber oft nicht mit dem realen Angebot. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem vergangenen Herbst fehlen in Deutschland trotz des Anspruchs rund 430 000 Kita-Plätze.
Die Betreuungsquote von Kindern zwischen drei und fünf Jahren liegt mit über 90 Prozent deutlich höher als bei den jüngeren Kindern. Im vergangenen Jahr ging sie aber leicht zurück von 92 Prozent im Jahr 2022 auf 90,9 Prozent. Im Vergleich zu der Gruppe der unter Dreijährigen ist hier das Gefälle zwischen Ost und West deutlich geringer. Hier liegen Spitzenreiter Mecklenburg-Vorpommern (94,5 Prozent) und Schlusslicht Bremen (86 Prozent) nur rund 8,5 Prozentpunkte auseinander. Dennoch stellt das Familienministerium auch hier einen ungedeckten Bedarf fest.
Demnach haben vor allem Familien mit Migrationsgeschichte, Familien ohne akademischen Hintergrund sowie generell benachteiligte Gruppen ein größeres Risiko, keinen Platz zu finden. Gerade diese würden aber „besonders von einem Kita-Besuch profitieren“, so der Bericht.