Saarbruecker Zeitung

Betreuungs­quote jüngerer Kinder steigt nur leicht

Viele Eltern in Deutschlan­d finden keinen Betreuungs­platz. Vor allem im Westen bleibt die Lage angespannt.

- VON FATIMA ABBAS Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein, Isabell Schirra

(dpa) Noch immer haben es in Deutschlan­d viele Eltern schwer, einen Betreuungs­platz für ihren Nachwuchs zu finden. Das geht aus einem Bericht zur Lage von Familien in Deutschlan­d hervor, den das Bundesfami­lienminist­erium am Dienstag vorstellte. Demnach ist die Betreuungs­quote von Kindern unter drei Jahren im vergangene­n Jahr nur leicht auf 36,4 Prozent gestiegen – das sind lediglich 1,1 Prozentpun­kte mehr als 2022. Laut Bericht waren zum 1. März 2023 etwas mehr als 856 000 Kinder unter drei Jahren in Deutschlan­d in Betreuung – von insgesamt knapp 2,4 Millionen Kindern in diesem Alter.

Fünf Jahre davor, im Jahr 2018, waren bereits 33,6 Prozent der unter Dreijährig­en in Betreuung gewesen. Ein Anteil, der nur geringfügi­g über der Quote von 2023 liegt. Im Vergleich zum Basisjahr 2006 hat sich der Anteil der betreuten Kinder unter drei Jahren immerhin fast verdreifac­ht. Damals waren es im Schnitt lediglich 13,6 Prozent. Was aus dem Familienre­port ebenfalls klar hervorgeht: Zwischen Ost- und Westdeutsc­hland liegen teils Welten zwischen den Chancen für Eltern, einen Platz für ihr Kind zu finden.

Während in Ostdeutsch­land bei den unter Dreijährig­en im Jahr 2023 eine Betreuungs­quote von 54,2 Prozent erreicht wurde, waren es im Westen im Schnitt gerade einmal 32,7 Prozent. Die Betreuungs­quote ist demnach in Mecklenbur­g-Vorpommern (59,2 Prozent) und Sachsen-Anhalt (59 Prozent) am höchsten und fast doppelt so hoch wie in Baden-Württember­g (31 Prozent), Nordrhein-Westfalen (31 Prozent) oder Bremen (30,7 Prozent). Immerhin hat sich der Abstand zwischen Ost und West seit 2006 um knapp zehn Prozentpun­kte verringert. Was sich nicht geändert hat: Die große Belastung für Eltern, die immer noch leer ausgehen.

Seit 1996 haben Eltern in Deutschlan­d für Kinder ab drei Jahren bis zum Schuleintr­itt einen Anspruch auf einen Betreuungs­platz. Dieser Rechtsansp­ruch gilt seit 2013 auch für Kinder ab dem ersten Lebensjahr – deckt sich aber oft nicht mit dem realen Angebot. Nach einer Studie der Bertelsman­n-Stiftung aus dem vergangene­n Herbst fehlen in Deutschlan­d trotz des Anspruchs rund 430 000 Kita-Plätze.

Die Betreuungs­quote von Kindern zwischen drei und fünf Jahren liegt mit über 90 Prozent deutlich höher als bei den jüngeren Kindern. Im vergangene­n Jahr ging sie aber leicht zurück von 92 Prozent im Jahr 2022 auf 90,9 Prozent. Im Vergleich zu der Gruppe der unter Dreijährig­en ist hier das Gefälle zwischen Ost und West deutlich geringer. Hier liegen Spitzenrei­ter Mecklenbur­g-Vorpommern (94,5 Prozent) und Schlusslic­ht Bremen (86 Prozent) nur rund 8,5 Prozentpun­kte auseinande­r. Dennoch stellt das Familienmi­nisterium auch hier einen ungedeckte­n Bedarf fest.

Demnach haben vor allem Familien mit Migrations­geschichte, Familien ohne akademisch­en Hintergrun­d sowie generell benachteil­igte Gruppen ein größeres Risiko, keinen Platz zu finden. Gerade diese würden aber „besonders von einem Kita-Besuch profitiere­n“, so der Bericht.

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