Nagelsmanns Kader-Schnitzeljagd geht weiter
Der Bundestrainer gibt weitere EM-Nominierungen bekannt. Kein Ticket für Hummels und Goretzka.
(dpa) Leroy Sané blickte auf dem Porträt in der berühmten Frankfurter Kunstsammlung Schirn fast so geheimnisvoll wie die Mona Lisa. Von Mats Hummels und Leon Goretzka wird es in diesem Sommer hingegen sicher kein EM-Lächeln geben. Während die kuriose Nominierungsorgie des DFB die meisten Fans in den Social-Media-Kanälen auch am Dienstag verzückte, ist das Turnier-Aus für den Dortmunder Abwehrroutinier wie auch für seinen Münchner Leidensgenossen Goretzka offenkundig beschlossene Sache. Klar ist, Hummels und Goretzka wissen schon Bescheid. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat längst alle EM-Kandidaten informiert.
Hummels` Kollege Niclas Füllkrug bestätigte indirekt die Ausbootung. „Natürlich hätte er es leistungstechnisch sicherlich auch verdient. Das sind aber mit Sicherheit auch Überlegungen, wo andere Dinge auch eine Rolle spielen“, sagte der 31-Jährige, der selbst per RadioNews bei 1live am frühen Morgen seine EM-Zusage bekommen hatte, über Hummels.
Die Indizienlast, die gegen den 35-jährigen Hummels und Goretzka (29) spricht, war erdrückend. Am Dienstagvormittag bekam nach Füllkrug und Chris Führich bei einem Bäcker im Nordschwarzwald auch Robin Koch seine offizielle EM-Zusage – und zwar von den YoutubeEntertainern Dennis und Benni Wolter im „WorldWideWohnzimmer“. Dann folgten Kai Havertz (FC Arsenal) und der Stuttgarter Maximilian Mittelstädt, dessen Berufung von Sänger Peter Schilling („Major Tom“) bei Instagram verkündet wurde.
Der Frankfurter Innenverteidiger Koch ist nach Hummels BVB-Kollege Nico Schlotterbeck und Leverkusens gesetzten Manndecker Jonathan Tah, der dritte zentrale Abwehrmann, Antonio Rüdiger von Real Madrid ist auch sicher dabei. Goretzka hatte spätestens mit der Nominierung von Club-Kollege Aleksandar Pavlovic eins und eins zusammenzählen können. Mit der Absage an die Alphatiere setzt der Bundestrainer seinen eingeläuteten Personalkurs fort. „Außer Frage steht: Falls alle gesund bleiben und so weiter performen, werden wir auf jeden Fall nicht zehn Spieler tauschen im Sommer. Eigentlich auch nicht fünf, vielleicht ein, zwei – plus Verletzte“, sagte Nagelsmann im März nach den Partien gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1).
Diese Änderungen sind nun Schlotterbeck und der damals gesperrte Sané. Der hin und wieder zu Muffeligkeit neigende Sané (28) hatte die Botschaft des Bundestrainers erkannt und war trotz Rot-Sperre zu den Testspielen im März gereist und machte auf Gut-Wetter. In Frankfurt wurde sein Konterfei am Dienstag in der berühmten Galerie Schirn enthüllt. Der nächste PR-Coup der DFB-Serie, die am Donnerstag um 13 Uhr mit dem Auftritt von Nagelsmann zur Verkündung des restlichen Kaders in Berlin gipfeln soll.