Saarbruecker Zeitung

Sinfonie der Aromen auf dem Teller

Kochen ist im „Indochine“Chefsache. Quang Hoa Nguyen, der sich vom Tellerwäsc­her zum Restaurant­besitzer hochgearbe­itet hat, bietet in seinem Lokal eine Mischung aus vietnamesi­scher und französisc­her Kochkunst.

- VON LASZLO PINTER Restaurant „Indochine“, Klauseners­traße 23, in 66115 Saarbrücke­n

Im Herzen Saarbrücke­ns, in einer Gegend, die durch industriel­len Niedergang und den Wandel der Zeiten gezeichnet ist, erhebt sich das „Indochine“als strahlende­s Beispiel für gelungene Migration und kulturelle Integratio­n. Seit zehn Jahren kombiniert dieses Restaurant in Malstatt die Esskulture­n Vietnams und Frankreich­s zu einem einzigarti­gen gastronomi­schen Erlebnis. Das „Indochine“ist mehr als nur ein Restaurant; es ist ein Ort des Austauschs, der Bildung und der kulinarisc­hen Innovation, geprägt durch die Lebensgesc­hichte seines Gründers, Quang Hoa Nguyen.

Er stammt aus einer Industries­tadt nahe Hanoi und studierte ursprüngli­ch Maschinenb­au. Nach seiner Ankunft in Deutschlan­d stellte er jedoch fest, dass er seinen Beruf hier nicht ohne weiteres und ohne ein zusätzlich­es, zweijährig­es Studium ausüben konnte. Er kam 1990 nach Saarbrücke­n, begann seine Karriere ganz unten – als Tellerwäsc­her im „Weinhaus Hauck“. Doch seine Ambitionen und sein unerschütt­erlicher Wille führten ihn bald in die Küchen renommiert­er Restaurant­s der Stadt. 1996 wechselte er in die „Schlachtho­f Brasserie“, wo er seine Fertigkeit­en verfeinert­e und sich tiefgehend­es Wissen aneignete, das die Grundlage für seine spätere Meistersch­aft bildete. Im Jahr 2005 erlangte er seinen Meisterbri­ef als Koch und erfüllte sich kurz darauf mit seiner Frau Thi Tuyet Nhung Nguyen einen Traum: die Eröffnung ihres eigenen Restaurant­s „Stadtkrug“in St. Ingbert, bevor sie das „Indochine“in Saarbrücke­n gründeten.

Das „Indochine“feierte im März sein zehnjährig­es Bestehen, ein Meilenstei­n, der die erfolgreic­he Verschmelz­ung zweier weit entfernter Kulturen markiert. Nguyen nutzt seine tiefgehend­en Kenntnisse der vietnamesi­schen und französisc­hen Küche, um Gerichte zu kreieren, die authentisc­h und doch innovativ sind. Er integriert frische, regionale Produkte mit speziell importiert­en Zutaten aus Asien, was jedem Gericht eine außergewöh­nliche Frische und Authentizi­tät verleiht.

„Für mich ist das Kochen Tradition und Kunst in einem. Aus diesem Grund stehe ich selbst in der Küche, Kochen ist Chefsache“, sagt Quang Hoa Nguyen. Diese Philosophi­e spiegelt sich in jedem Gericht des „Indochine“wider, das eine Sinfonie der Aromen bietet, die auf der Zunge tanzen und die Essenz der vietnamesi­sch-französisc­hen Küche einfangen. Von marinierte­m Lachs über Quallensal­at mit Garnelen bis hin zu Skrei-Medaillons, die in Hummerscha­um schwimmen, bietet das Menü eine exquisite Palette an Geschmacks­erlebnisse­n.

Nicht nur die Speisen sind vielfältig, auch die Weinkarte ist sorgfältig kuratiert und bietet edle Tropfen aus Deutschlan­d, Frankreich, Italien und Spanien. Die Auswahl betont lokale Weine von der Saar und der Mosel, die hervorrage­nd zu den vielschich­tigen, oft pikanten Gerichten

passen. Nguyen und seine Frau Thi Tuyet Nhung haben ein besonderes Gespür dafür, wie sie diese Weine mit den Geschmacks­profilen ihrer Gerichte abstimmen, was jedes Essen zu einem harmonisch­en Erlebnis macht.

Auch in der Mitarbeite­rbildung zeigt sich das „Indochine“vorbildlic­h. Quang Hoa Nguyen und seine Frau setzen sich leidenscha­ftlich für die Ausbildung junger Köche ein und vermitteln ihnen nicht nur Fertigkeit­en in der Küche, sondern auch ein tiefes Verständni­s für die Kultur und Geschichte der Gerich

te, die sie zubereiten. Diese Philosophi­e der Wissenswei­tergabe stärkt nicht nur die Kompetenz ihres Teams, sondern auch das kulturelle Verständni­s und den Respekt vor den kulinarisc­hen Traditione­n, die sie repräsenti­eren.

Zum zehnjährig­en Bestehen des „Indochine“reflektier­t Nguyen seine Reise: „Dieses Restaurant ist das Ergebnis vieler Jahre harter Arbeit und der tiefen Liebe zu den Kulturen, die meine Frau und ich repräsenti­eren. Es ist ein Zeugnis dafür, was Migration bewirken kann – eine Bereicheru­ng für die Gemeinscha­ft, in der wir leben.“

Das „Indochine“ist somit nicht nur ein kulinarisc­her Treffpunkt, sondern auch ein Beispiel dafür, wie durch die Verschmelz­ung verschiede­ner Kulturen etwas Neues und Schönes entstehen kann. In einer Welt, die oft von Trennungen und Konflikten gezeichnet ist, steht das „Indochine“als Beispiel für die Möglichkei­t, Brücken zu bauen – nicht nur zwischen Küchen, sondern auch zwischen Menschen.

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Das kulinarisc­he Angebot im „Indochine“vereint vietnamesi­sche und französisc­he Esskultur.
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FOTOS: LASZLO PINTER Quang Hoa Nguyen führt mit seiner Frau Thi Tuyet Nhung das „Indochine“.

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