Rehlingen wird zur Testbühne für Paris
59. Auflage des großen Leichtathletik-Pfingstsportfestes an diesem Sonntag mit vielen Top-Athleten wie Olympiasiegerin Mihambo.
Reinhold Jost kam stilecht. Der saarländische Innen-, Bauund Sportminister hatte sich für die Pressekonferenz des LC Rehlingen im Bungertstadion zur 59. Auflage des Leichtathletik-Pfingstsportfestes an diesem Sonntag die Sportschuhe angezogen – „mei Schaffschuh“, wie Jost in feinstem Saarländisch konstatierte. Und wie es sich für einen Minister bei einem öffentlichen Termin gehört, „komm ich nicht mit leeren Händen“, sagte der 57-Jährige und brachte einen Scheck über fast 8000 Euro mit. Das Geld floss und fließt in die Verlängerung und Sanierung des Speerwerfer-Anlaufs im Bungertstadion.
Dieser Anlauf beim „größten und geilsten Dorfsportfest der Welt“(Originalton Jost) wird am Sonntag ordentlich traktiert werden und mit im Mittelpunkt stehen, denn Meetingdirektor Werner Klein konnte nach der verletzungsbedingten Absage von Europameister Julian Weber seine exzellenten Kontakte erfolgreich spielen lassen. Mit Max Dehning, dem erst 19 Jahre alten Top-Talent von Bayer Leverkusen, kommt niemand Geringeres als der Weltjahresbeste nach Rehlingen. Dehning knallte Ende Februar bei den deutschen Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale den Speer auf 90,20 Meter. Weiter warf in diesem Jahr noch keiner – und Dehning ist seitdem der jüngste 90-Meter-Werfer weltweit. Mit von der Partie in dieser Disziplin ist auch ein Weltmeister: Niklas Kaul, 2019 bei der WM in Doha ganz oben auf dem Treppchen im Zehnkampf, gilt als exzellenter Speerwerfer und testet in Rehlingen seine Form.
Mehr als ein Test soll Rehlingen für Christin Hussong werden. Die Speerwerferin des LAZ Zweibrücken kämpft sich gerade nach einer langen Leidenszeit seit Sommer 2022 zurück. 64 Meter muss die 30-Jährige werfen, um sich ihren Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris zu erfüllen – bei 59,63 Metern blieb ihr Speer am vergangenen Wochenende beim Meeting in Offenburg stecken. Hussong, die 2018 dem EM-Titel gewann, gibt sich selbstbewusst und sagt: „Ich bin athletisch eigentlich so stark wie in meinem besten Jahr. Ich weiß, was ich kann, wenn vieles zusammenkommt. Es dauert halt ein bisschen, bis das im Wettkampf dann auch perfekt zusammenpasst. Ich habe die Olympia-Norm auf jeden Fall drauf.“
Sowieso die Deutschen und Olympia: Vereins-Chef Thomas Klein und sein Bruder Werner haben mit ihrem über 200 Personen starken Team insbesondere für die deutschen Top-Athleten starke Felder zusammengestellt – alles vor dem Hintergrund, im Olympia-Jahr 2024 gute Wettkämpfe für die Athleten und damit auch für die Zuschauer zu organisieren. Malaika Mihambo etwa, die große Dame des Weitsprungs, Europa- und Weltmeisterin sowie Olympiasiegerin und vom saarländischen Trainer Uli Knapp betreut, startet wie Kaul in Bungertstadion disziplinfremd und testet ihre Geschwindigkeit über die 100 Meter.
Schnell kann's auch über 1500 Meter bei den Frauen werden, wenn 3000-Meter-Hindernis-Star Gesa Krause weiter an ihrer schon beeindruckenden Frühform feilen wird und sich gegen Disziplinkollegin Olivia Gürth und Hanna Klein, 3000-Meter-Halleneuropameisterin von 2023, behaupten muss. Bei den Männern hat Meetingdirektor Klein für Robert Farken ein Topfeld zusammengestellt. Der 26-Jährige begeisterte 2023 mit einem Sensations-Lauf in Rehlingen in 3:32,10 Minuten. Klein traut Farken bei optimalem Verlauf sogar zu, einen der ältesten Rekorde in der deutschen Leichtathletik anzugreifen, den Thomas Wessinghage 1980 (!) in Koblenz mit 3:31,58 Minuten lief.
Olympia fest im Blick hat auch Joshua Abuaku. Der 27-Jährige hat sich in der Weltspitze über 400 Meter Hürden etabliert, war 2023 Achter bei der WM und kratzt mit einer
Bestzeit von 48,21 Sekunden an der magischen 48-Sekunden-Marke. Abuaku duelliert sich in Rehlingen mit Constantin Preis (Bestzeit 48,45 Sekunden). Auch über die 400 Meter der Frauen, unter anderem mit Social-Media-Königin Alica Schmidt (fünf Millionen Follower bei Instagram), sind flotte Zeiten zu erwarten – wenn das Wetter passt. Vereins-Chef Thomas Klein jedenfallls glaubt daran und sagt: „Mir hann uns geschickt.“