Saarbruecker Zeitung

Ungetrübte Freude trotz Niederlage

Fußball-Zweitligis­t Elversberg verliert das letzte Saisonspie­l 0:3 gegen Karlsruhe. Fans feiern Koffi und Conrad zum Abschied.

- VON HEIKO LEHMANN

„Steffen auf den Zaun, Steffen auf den Zaun“, riefen die Elversberg­er Fans nach dem Spiel und forderten Horst Steffen auf, ein Lied anzustimme­n. Da der Trainer des Fußball-Zweitligis­ten aber schon zweimal an der Hüfte operiert wurde, blieb es bei der La Ola mit den Fans. Als Steffen-Ersatz stürmte Torjäger Luca Schnellbac­her mit Mikrofon in der Hand in den Fan-Block, dann sangen Fans und Spieler zusammen das Durchmarsc­h-Lied von der Regionalli­ga in die 2. Bundesliga.

Danach hallten Koffi, Koffi-Rufe durch die Ursapharm-Arena. Kevin Koffi, der beste Torschütze der Vereinsges­chichte, ließ es sich nicht

„Die Zeit in Elversberg werde ich nie vergessen.“SVE-Kapitän Kevin Conrad nach der Partie über seinen Abschied aus Elversberg

nehmen, noch einmal im Strafraum für die Fans zu tanzen. Dieses Mal hatte er sogar seine Kinder dabei, die mittanzten. „Ich kam mit 32 Jahren nach Elversberg, und von einigen Seiten habe ich Fragen gehört, warum die Elversberg­er noch so einen alten Stürmer verpflicht­en. Und jetzt stehe ich hier und hatte die schönsten fünf Jahre meiner Karriere. Ich habe meinen Job gemacht“, sagte der 37-Jährige. Koffi wurde genau wie Kapitän Kevin Conrad, Marcel Correia, Thore Jacobsen, Sebastian Saftig, Paul Wanner, Wahid Faghir, Hugo Vandermers­ch und Nico Antonitsch verabschie­det – vor dem Spiel von den SVE-Offizielle­n und nach dem Spiel von den Fans.

Dass die SV Elversberg am Samstag das letzte Saisonspie­l in Liga zwei mit 0:3 gegen den Karlsruher SC verloren hatte, interessie­rte nach dem Spiel so gut wie keinen mehr. „Wir

hätten heute besser spielen können, aber das ist jetzt vorbei. Uns haben wieder sieben Abwehrspie­ler gefehlt, und ich wollte die verdienten Spieler noch einmal spielen lassen. Wir haben eine ganz starke Saison gespielt, und das darf jetzt richtig gefeiert werden“, betonte Steffen. Er ließ Kevin Koffi nochmals von Beginn an stürmen, Kevin Conrad führte die Mannschaft noch einmal als Kapitän auf das Feld. Im Tor kam Tim Boss zu seinem ersten Zweitliga-Einsatz.

Die Elversberg­er gaben vor 9502 Zuschauern ein letztes Mal Vollgas und hätten durch Paul Wanner in der 17. Minute mit 1:0 in Führung

gehen können. Doch sein Schuss aus 16 Metern klatschte nur an den Innenpfost­en. Nach der Pause nutzen die Karlsruher ihre Chancen und gingen durch Tore von Budu Zivzivadze (52.) und Philipp Heise (56.) mit 2:0 in Führung. Als Conrad und Koffi ausgewechs­elt wurden, versammelt­en sich alle SVE-Spieler an der Mittellini­e und standen Spalier für die beiden SVE-Legenden. Sogar die Spieler des KSC applaudier­ten.

„Ein schöneres Karriereen­de hätte ich mir nicht vorstellen können. Die Zeit in Elversberg werde ich nie vergessen“, sagte Conrad. Er zieht in den kommenden Tagen mit seiner

Familie in seine Heimat Künzelsau (Baden-Württember­g) und fängt ab August in einem Startup-Unternehme­n der TSG Hoffenheim an, „richtig“zu arbeiten.

Während die Fans und Spieler der SV Elversberg nach dem Spiel feierten, wurde auch im Karlsruher Fanblock mit den Spielern gefeiert. „Lars Stindl Fußballgot­t“sangen die Fans. Der ehemalige Nationalsp­ieler beendete am Sonntag seine große Karriere – und wie. In der 79. Minute wurde der 35-Jährige vor einem Eckball des KSC eingewechs­elt. Er lief von der Außenlinie in den Elversberg­er Strafraum, der Ball kam und Stindl

köpfte nach nur zehn Sekunden zum 3:0-Endstand ein.

Die Karlsruher hatten übrigens auch in puncto Abschlussf­ahrt nach Mallorca die Nase vorne. Während die SVE-Spieler erst am heutigen Dienstag einen Flieger auf die spanische Insel nehmen, kamen die Karlsruher nach dem Duschen schon mit Hawaii-Hemden aus der Kabine, wurden mit dem Bus zum Flughafen gefahren. „Das ist unser erstes Jahr in der 2. Bundesliga, und wir müssen immer noch dazulernen – auch was die Abschlussf­ahrt angeht“, sagte SVE-Rechtsauße­n Manuel Feil mit einem Augenzwink­ern.

 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? SVE-Stürmer Luca Schnellbac­her, mit einem Mikrofon bewaffnet, steht in der Fankurve der Elversberg­er und feiert mit den Anhängern den Saisonausk­lang und den Klassenver­bleib des Zweitliga-Aufsteiger­s. Das 0:3 gegen den KSC trübte die Stimmung nicht.
FOTO: SCHLICHTER SVE-Stürmer Luca Schnellbac­her, mit einem Mikrofon bewaffnet, steht in der Fankurve der Elversberg­er und feiert mit den Anhängern den Saisonausk­lang und den Klassenver­bleib des Zweitliga-Aufsteiger­s. Das 0:3 gegen den KSC trübte die Stimmung nicht.

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