Saarbruecker Zeitung

Hochwasser – Netzwerk Freie Szene stark betroffen

Sie haben fast alles verloren, was sie zum Ausüben ihres Berufes brauchen. Beim Netzwerk Freie Szene Saar ist im Hochwasser sämtliche Bühnentech­nik zerstört worden. Im Lagerraum auf der Rußhütte, einem der am stärksten von der Katastroph­e betroffene­n Bere

- VON SUSANNE BRENNER

„Voller Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass das Hochwasser unser Lager mit Technik im Wert von 100 000 Euro mit voller Wucht getroffen hat“. Das Netzwerk Freie Szene Saar schickte am Dienstag diese Meldung an Freunde, Förderer und Medien.

Für die Arbeit der Freien Szene im Saarland ist diese Nachricht eine Katastroph­e. Nahezu sämtliche Produktion­en frei arbeitende­r Künstlerin­nen und Künstler hängen daran, dass diese Technik zur Verfügung steht.

Das Technik-Lager des Netzwerks Freie Szene Saar ist auf der Saarbrücke­r Rußhütte untergebra­cht, einem der am stärksten vom Hochwasser betroffene­n Gebiete im Saarland. In der Nacht von Freitag auf Samstag stieg das Wasser durch eine Klappe im Boden des Lagers auf über einen halben Meter an. „Der größte Teil unserer Sound- und Lichttechn­ik stand eine Nacht lang unter Wasser und Schlamm“, schreibt Mirka Borchardt vom Netzwerk. Eine rechtzeiti­ge Evakuierun­g der elektronis­chen Geräte war nicht mehr möglich, da der Teil der Rußhütte, in dem sich das Lager befindet, seit Freitag Mittag gesperrt war.

„Da ist jetzt überall Schlamm drin“, sagt Peter Tiefenbrun­ner vom Netzwerk am Telefon. „Alle

Technik, die wir angeschaff­t haben, ist im Eimer, wir haben keine Scheinwerf­er mehr, keine Technikpul­ts, nichts“. Dabei war all dies brandneu. Erst dank einer

Förderung durch das Bundesprog­ramm „Neustart Kultur“hatte das Netzwerk nach der Corona-Krise profession­elle Technik anschaffen können. Diese Technik stand

allen Mitglieder­n und Kooperatio­nspartnern des Netzwerks Freie Szene Saar zu kostengüns­tigen Preisen zur Verfügung.

„Es ist zum Heulen und Zähne

klappern“, fasst es Peter Tiefenbrun­ner zusammen. Denn dieser Verlust hat nun unmittelba­re Folgen für alle Theater-, Tanz- und Musikprodu­ktionen, die in den nächsten Monaten geplant sind. „Am schlimmste­n trifft es Samuel Meystre und die LAG Tanz“. Die Landesarbe­itsgemeins­chaft Tanz hat nächste Woche ein mehrtägige­s Tanzfestiv­al in der Saarbrücke­r Kirche St. Jakob geplant, „da haben sie auf unsere Technik gesetzt“. Wie es da jetzt weitergeht, wird sich erst in den nächsten Tage klären.

„Die Hochwasser­schäden bedeuten einen herben Verlust für uns, da für alle Produktion­en, die in nächster Zeit geplant sind, Technik zu hohen Preisen hinzugemie­tet werden muss“, schreibt auch Mirka Borchardt. Sogar das Freistil-Festival, das wichtigste Festival der Freien Szene im Land, ist bedroht. Denn auch wenn es erst im Oktober stattfinde­n wird, heißt das nicht, dass bis dahin alles gut ist. Es könne Monate dauern, bis bestellte neue Technik geliefert werde, weiß Peter Tiefenbrun­ner aus Erfahrung.

Aber jetzt muss erst mal ein Gutachter rein. „Wir hoffen darauf, dass die Versicheru­ng die entstanden­en Schäden kompensier­t und wir die beschädigt­e Technik

„Der größte Teil unserer Sound- und Lichttechn­ik stand eine Nacht lang unter Wasser und Schlamm“. Mirka Borchardt Netzwerk Freie Szene Saar

„Es kann Monate dauern, bis bestellte neue Technik geliefert wird.“Peter Tiefenbrun­ner Netzwerk Freie Szene Saar

schnellstm­öglich ersetzen können“, schreibt das Netzwerk in seiner Mitteilung. „Zudem werden Kosten für die Renovierun­g des Lagers anfallen, um es wieder nutzbar zu machen“.

Voll des Lobes ist man beim Netzwerk für die Solidaritä­t und Hilfsberei­tschaft, die man erfahren hat. Überzwerg-Theater und Theater im Viertel hätten schnell und unkomplizi­ert Platz zum Lagern der Geräte zur Verfügung gestellt, und es seien viele Helferinne­n und Helfer eingesprun­gen. „Und nicht zuletzt danken wir der Ministerin für Bildung und Kultur, Frau Christine Streichert-Clivot, sowie der Kulturdeze­rnentin der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n, Sabine Dengel, für ihre umgehenden Unterstütz­ungsangebo­te. Wir wissen diese Solidaritä­t in schwierige­n Zeiten sehr zu schätzen“. Die Ministerin war bereits am Dienstagna­chmittag persönlich vor Ort, um sich ein Bild zu machen.

Weitere Infos, Hilfs- und Spendenmög­lichkeiten gibt es auf der Webseite des Netzwerks Freie Szene Saar: www.freieszene­saar.de.

 ?? FOTOS (3): KRISCHAN KRIESTEN/NETZWERK FREIE SZENE SAAR ?? Der Tag nach dem Hochwasser: Netzwerk-Mitglieder und Helfer haben nasse Transportb­oxen in den Hof geschafft.
FOTOS (3): KRISCHAN KRIESTEN/NETZWERK FREIE SZENE SAAR Der Tag nach dem Hochwasser: Netzwerk-Mitglieder und Helfer haben nasse Transportb­oxen in den Hof geschafft.
 ?? ?? Technik im Wert von 100 000 Euro wurde durch das Hochwasser vernichtet. Vor allem der Schlamm ruinierte das empfindlic­he Material.
Technik im Wert von 100 000 Euro wurde durch das Hochwasser vernichtet. Vor allem der Schlamm ruinierte das empfindlic­he Material.
 ?? ?? Viel ist hier nicht mehr brauchbar: Die Künstlerin­nen und Künstler wissen nicht, wie sie in nächster Zeit ihre Produktion­en spielen sollen.
Viel ist hier nicht mehr brauchbar: Die Künstlerin­nen und Künstler wissen nicht, wie sie in nächster Zeit ihre Produktion­en spielen sollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany