Wie groß wird der Umbruch bei der SVE?
Neun Spieler des Fußball-Zweitligisten sind schon weg, weitere Stützen der Mannschaft wecken Begehrlichkeiten eine Liga höher.
„Das zweite Jahr wird das schwerste“oder „Hätte die SV Elversberg so eine Hinrunde gespielt, wie die Rückrunde, dann wäre sie abgestiegen“. Solche Sätze wurden in den vergangenen Tagen den Verantwortlichen des saarländischen Fußball-Zweitligisten immer wieder um die Ohren gefeuert. Trotz des bislang größten Vereinserfolgs, dem Klassenverbleib in der 2. Bundesliga, stehen Kritiker und auch Menschen aus dem näheren Umfeld des Vereins schon auf der Matte und heben mahnend den Finger.
„In der kommenden Saison sind wir vielleicht auch einen Schritt weiter und erfahrener in der 2. Liga“, ist ein Satz, mit dem SVE-Trainer Horst Steffen Kritikern entgegnet. „Wir werden unsere Hausaufgaben machen, und es kann wie in den vergangenen Jahren bis in den August dauern, ehe wir unseren Kader komplett haben. Es kann auch sein, dass wir mehr Qualität in der Truppe haben werden, als in dieser Saison“, sagte Steffen weiter. In der Rückrunde hat die SVE 19 Punkte geholt, in der Vorrunde waren es 24. Wäre die Punktezahl in der Vorrunde genauso wie in der angeblich so schwachen Rückrunde gewesen, hätte die SVE mit 38 Punkten auch die Klasse gehalten – wenn auch knapp.
Fakt ist aber, dass es zur kommenden Saison einen Umbruch im SVE-Kader geben wird, wie es ihn seit 2018 unter Horst Steffen und Sportvorstand Ole Book noch nicht gegeben hat. Mit Kevin Koffi, Kevin Conrad, Marcel Correia, Thore Jacobsen, Sebastian Saftig, Paul Wanner, Wahid Faghir, Hugo Vandermersch und Nico Antonitsch wurden am vergangenen Samstag vor dem letzten Spieltag neun Spieler verabschiedet.
Nicht verabschiedet wurde Robin Fellhauer. Der Vertrag eines der besten Elversberger Spieler läuft aus. Der 26-Jährige steht bei Ligakonkurrenten und auch bei einem Bundesligisten auf dem Wunschzettel. Die SVE hat ihm allerdings ein starkes Angebot unterbreitet. „Es ist alles offen. Eine Entscheidung wird frühestens in der nächsten Woche fallen“, sagt Fellhauer, der in dieser Woche mit der Mannschaft bei der Abschlussfahrt auf Mallorca ist.
Semih Sahin ( Vertrag bis 2025) und Jannik Rochelt ( Vertrag bis 2026) zählen auch zu den stärksten SVE-Spielern. Sahin steht bei Erstliga-Aufsteiger Holstein Kiel auf der Shopping-Liste, Rochelt offenbar beim Bundesliga-Achten 1. FC Heidenheim, dem künftigen Verein von Luca Kerber vom 1. FC Saarbrücken. „Wenn ein Bundesligaverein anklopft, macht einen das natürlich stolz, und man müsste den nächsten Schritt eigentlich machen. Aber das liegt nicht in meinen Händen“, sagt Sahin. Ähnlich lautet das Statement von Rochelt. Ob die beiden gehen dürfen, entscheidet letztlich die SV Elversberg. Unter zwei Millionen Euro Ablöse wird wohl keiner der beiden zu haben sein.
Auch Frederik Jäkel, der sich zum Rückrundenstart einen Kreuzbandriss zuzog, könnte ein Abgang sein. Sein Leihvertrag mit dem Bundesligisten RB Leipzig läuft aus. Es könnten also nicht nur neun Abgänge sein, sondern im schlimmsten Fall
„Eine Entscheidung wird frühestens in der nächsten Woche fallen.“Robin Fellhauer Defensiv-Spezialist SV Elversberg
13, und das wäre die halbe Mannschaft. Allerdings wurde Jäkel am Samstag nicht verabschiedet. Der 23-Jährige lebt zurzeit in Salzburg wo er sich im Red-Bull-Reha-Zentrum auf seine Rückkehr vorbereitet. Und diese Rückkehr könnte auch in Elversberg über die Bühne gehen.
Um den Innenverteidiger noch ein weiteres Jahr ausleihen zu können, müsste RB Leipzig den im Sommer 2025 auslaufenden Vertrag noch um ein Jahr verlängern. So sehen es die DFL-Vorgaben vor.
„Eine Vertragsverlängerung wäre kein Problem, das habe ich mit dem Verein schon besprochen. Eine weitere Leihe wäre sinnvoll, um Spielpraxis zu sammeln. Und wo könnte das besser sein als in einem Verein, den man kennt? Aber es sind außer Elversberg auch andere Vereine an einer Leihe interessiert“, sagt Jäkel.
Es ist auch noch nicht klar, ob alle verabschiedeten Spieler in der kommenden Saison auch tatsächlich woanders spielen. Rechtsverteidiger Hugo Vandermersch geht zwar
wieder zurück zu seinem Stammverein SM Caen in die 2. französische Liga, doch die SVE hat weiter Interesse an dem 25-Jährigen – und Vandermersch fühlte sich in Elversberg sehr wohl. „Es ist alles möglich. Ich möchte dazu aktuell noch nichts sagen“, sagt der Franzose.
Würde Vandermersch nicht mehr zurückkehren, stünde ein Rechtsverteidiger ganz oben auf der SVEEinkaufsliste. Nach SZ-Informationen könnte Konrad Faber vom Drittligisten SSV Regensburg ein
Kandidat sein. Der 26-Jährige spielte in dieser Saison 37 Mal von Beginn an, erzielte zwei Tore und hatte fünf Torvorlagen. Klar ist bislang nur, dass Frederik Schmahl (21 Jahre, TSG Hoffenheim II) und Filimon Gerezgiher (23 Jahre, SGV Freiberg) neu nach Elversberg kommen. Horst Steffen verriet aber auch, dass man bemüht sei, die Mannschaft zu vergrößern, was die Körpergröße angeht. Die SVE hat mit die meisten Gegentore nach Standard-Situationen in der 2. Liga bekommen.