„Chinesen-Schreck“Franziska will mehr
Tischtennis-Bundesligist 1. FC Saarbrücken trifft im Playoff-Halbfinale auf Werder Bremen.
Wenn Patrick Franziska an den Tisch tritt, der für ihn die Welt bedeutet, sich zum Aufschlag bereit macht und der nächste Ballwechsel beginnt, dann ist der Tischtennis-Nationalspieler in seinem Element. Konzentriert, im Tunnel, den Punkt im Fokus. Das gelang dem Kapitän des 1. FC Saarbrücken schon immer gut – in den letzten Wochen aber besonders. Sehen wir aktuell den besten Patrick Franziska aller Zeiten? „Ich denke, das kann man so sagen“, sagt der 31-Jährige, „in meinem Spiel passt gerade ziemlich viel zusammen.“
„Ziemlich viel“ist dabei ziemlich untertrieben. Franziska, der mit dem FCS an diesem Donnerstagabend (19 Uhr) zum ersten Halbfinalspiel um den Einzug ins DM-Finale bei Werder Bremen antritt, hat die erfolgreichsten Wochen seiner Karriere hinter sich. Sein Gala-Auftritt beim Saudi Smash vor zwei Wochen in Dschidda, wo er als erster Nicht-Chinese überhaupt das Finale eines Turniers dieser Kategorie erreichte, spülte den gebürtigen Hessen erstmals unter die Top zehn der Weltrangliste. Siege gegen Weltmeister Fan Zhendong oder Legende Ma
Long, den vielleicht besten Spieler der bisherigen Geschichte, haben ihm den Spitznamen „ChinesenSchreck“eingebracht. „Als kleiner Junge hab ich mir Videos von den Top-Chinesen angeschaut“, sagt Franziska: „Dass ich solche Sportler eines Tages sogar besiegen kann und zu den besten Zehn der Welt gehöre, davon habe ich immer geträumt.“
Ein Traum ist auch die Teilnahme an den Olympischen Spielen. 2021, bei den Spielen in Tokio, gewann „Kaiser Franz“mit Deutschland Silber im Mannschafts-Wettbewerb, 2016 in Rio war er Ersatzmann. Das Schicksal, nur der vierte Mann zu sein, droht ihm nun auch in Paris. Der viel diskutierte Nominierungsvorschlag des Deutschen Tischtennis-Bundes, Danq Qiu, Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll ins Team zu stellen, hat bei Franziska natürlich Spuren hinterlassen. Die Entscheidung von Bundestrainer Jörg Roßkopf tue ihm „sehr, sehr weh“, sagt Franziska, „in dem Moment, als ich es erfahren habe, war ich in einem Loch und sehr enttäuscht. Und bin es immer noch. Jeder will zu Olympia, das war mein großes Ziel.“
Die endgültige Nominierung nimmt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vor. Auch wenn dieser in der Regel den Vorschlägen der Sportfachverbände folgt, glimmt da bei vielen deutschen Tischtennis-Fans also noch ein Funken Hoffnung auf die Einsicht, dass der aktuell beste Deutsche doch noch ins Team rutscht. Patrick Franziska selbst ist Diplomat genug, um keine Forderungen zu stellen, verweist aber nicht zu Unrecht auch auf seine unbestrittenen Qualitäten als exzellenter Doppelspieler – ein Faktor, der bei Olympia sehr wichtig ist.
Bis die Entscheidung endgültig gefallen ist, heißt es also: Konzentration und Fokussierung auf die Arbeit am Tisch – so wie nun im Halbfinale gegen Werder Bremen. „Wir sind alle fit, wir freuen uns – und wir wollen mit einem Sieg wieder zurück nach Saarbrücken zurückkommen.“Spiel zwei findet am Sonntag um 15 Uhr in der Joachim-Deckarm-Halle in Saarbrücken statt. Wer zuerst zwei Spiele gewonnen hat, zieht ins Finale um die Meisterschaft ein.