Saarbruecker Zeitung

Erdbeerbau­ern fürchten sich vielerorts vor noch mehr Regen

Botrytis heißt die Gefahr, vor der die Erdbeererz­euger warnen. Die Pilze verderben die süßen Früchte. Dann ist da und dort „Hygienepfl­ücken“angesagt.

- VON MARCO KREFTING

BRUCHSAL (dpa) Nach den heftigen Regenfälle­n insbesonde­re im Westen Deutschlan­ds hoffen die Erdbeerbau­ern auf einen Wetterumsc­hwung. „Durch den milden Winter sind viele schon mit den frühen Sorten voll im Freiland“, sagte Simon Schumacher vom Verband Süddeutsch­er Spargel- und Erdbeeranb­auer ( VSSE) in Bruchsal bei Karlsruhe. Wenn die Früchte nass sind, könne man sie nicht ernten, das verringere die Haltbarkei­t. Zudem drohe bei Feuchtigke­it Gefahr durch Pilze der Gattung Botrytis, sagte Schumacher.

Mit Mulchfolie und Stroh könnten die Landwirte die Erdbeeren sauber und Fäulnis abhalten. „Wir haben auch Glück im Unglück: Es ist nicht zu warm, nicht schwül“, sagte der Fachmann. Sonst wäre das Pilzproble­m noch größer. Dennoch sei immer wieder „Hygienepfl­ücken“angesagt, um faule Früchte zu entfernen. „Das muss man mit Adleraugen beobachten.“

Zu schnell zu warm dürfe es aber auch nicht werden. „Die Früchte brauchen Zeit, um zu reifen, um Aromen und Zucker einzulager­n“, sagte Schumacher. 25 Grad Celsius, leicht bewölkt, nicht schwül – das wäre ideal. Wenn es zu heiß wird, würden die Erdbeeren schlagarti­g rot, blieben aber weicher und böten dann wieder eine größere Angriffsfl­äche für Pilzerkran­kungen.

Im Schnitt sei die Saison gut verlaufen. Dank Folientunn­eln hätten in Deutschlan­d viele Früchte auch bei den Spätfröste­n Ende April gerettet werden können – anders als etwa in Polen, wie Schumacher sagte. Dennoch gebe es regional große Unterschie­de – je nachdem, wie viel es örtlich geregnet habe. Der Nordosten etwa habe damit kaum Probleme gehabt, hier sei der Lebensmitt­elhandel gut versorgt, sagte Schumacher. „Aber auch anderswo werden Kunden im Handel und in der Direktverm­arktung gute Ware finden.“

Import-Erdbeeren aus Griechenla­nd oder den Niederland­en etwa spielten im Mai keine große Rolle mehr. Allerdings seien Erdbeeren auch typischerw­eise bei Sonnensche­in beliebt, sagte Schumacher und sprach von „Gutwetterk­unden“. Insofern gingen bei Regen Nachfrage und Angebot gleicherma­ßen zurück. Zudem seien jetzt in einigen Bundesländ­ern Pfingstfer­ien, weshalb ebenfalls weniger Erdbeeren gekauft würden. Laut dem GfKHaushal­tpanel verspeiste jeder private Haushalt im vergangene­n Jahr 4,13 Kilogramm der süßen Früchte – gut die Hälfte stammte aus deutschem Anbau, wie der VSSE weiter mitteilte.

Die Erdbeerpre­ise dürften dieses Jahr nach Einschätzu­ng des Experten im Schnitt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen, wenn es jetzt nicht noch länger nass und kalt bleibt. Die Inflation sei gesunken, der Mindestloh­n leicht erhöht worden. An Arbeitskrä­ften mangele es nicht. Wegen des Wetters seien die Arbeitszei­ten mancherort­s kürzer. Wie lange die Saison noch andauert, hänge vor allem vom Wetter ab, erklärte Schumacher. „Gegebenenf­alls kann sie hier und da Ende Juni vorbei sein.“An diesem Freitag will die Branche nochmal kräftig die Werbetromm­el rühren und zelebriert den ersten „Tag der deutschen Erdbeere“. Dann solle es vielerorts Sonderakti­onen geben – von Erdbeer-Secco bis Erdbeerkuc­hen, kündigte der Verbandsve­rtreter an.

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FOTO: ULI DECK/DPA Der milde Winter ließ die Erdbeerern­te ungewöhnli­ch früh beginnen. Doch nun macht viel Regen den Erdbeerbau­ern zu schaffen.

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