Saarbruecker Zeitung

Christian Ehring trifft in Neunkirche­n den Nerv der Saarländer

- VON SEBASTIAN DINGLER

NEUNKIRCHE­N Knapp 400 Zuschauer waren am Samstagabe­nd beim Auftritt von Kabarettis­t Christian Ehring in der Neunkirche­r Gebläsehal­le. Wahrschein­lich war der eher schwache Zuspruch auf das parallel stattfinde­nde Fußball-Pokalfinal­e zurückzufü­hren. Die, die nicht da waren, verpassten jedenfalls einiges. Der Moderator der Satiresend­ung Extra 3 nahm zum aktuellen Geschehen Stellung, lieferte einige gelungene Gags ab und schaute auch in die Saarbrücke­r Zeitung.

Zunächst kündigte sich der 51-Jährige selbst aus dem Off an und nahm sich dabei gleich auf die Schippe: Erbärmlich, dass er das nach all den Jahren immer noch selbst machen müsse. Danach setzte er mit einem Putin-Hitler-Vergleich gleich mal ein Statement. Verhandeln wollten manche mit dem russischen Diktator. Dabei käme höchstens heraus, dass Russland sich die Ost-Ukraine einverleib­e. So wie man damals dachte, Hitler würde sich mit dem Sudetenlan­d zufrieden geben. Danach habe sich der Führer bekannterm­aßen als feministis­cher Landschaft­smaler zurückgezo­gen. Trotzdem, gestand Ehring ein, wolle er nicht in der Haut heutiger Politiker stecken, die Entscheidu­ngen von großer Tragweite treffen müssten.

Er selber habe früher zum Beispiel stark daran geglaubt, dass man Frieden nur ohne Waffen schaffen könne. Da sei er sich jetzt nicht mehr so sicher. Wie überhaupt in vielen Bereichen. Seine Tochter dagegen wisse Bescheid: „Mit 20 weiß man alles! Da ist man in der Plateaupha­se des Wissens. Mit 25 geht es dann abwärts, am Ende weiß man gar nichts mehr.“Treffender lässt sich die derzeitige

Unsicherhe­it vieler einstiger Pazifisten kaum beschreibe­n.

Besserwiss­erei von selbst ernannten Lebensbera­tern mag Ehring gar nicht. Ziel seines Spotts war das hoffentlic­h fiktive Paar Rolf und Shanti: „Sie hieß früher Gundula. Er schon immer Rolf – er hat sein Schicksal angenommen.“Die beiden seien jetzt Coaches, nachdem beruflich nichts anderes geklappt habe. Vor allem die Anglizisme­n und die leeren Phrasen des Paars gingen ihm auf den Senkel: „Lass das Glück die Benchmark deiner Träume sein!“Mit seinen Spitzen traf Ehring offenbar den Nerv seines

Publikums, das ihm häufig applaudier­te.

Im zweiten Teil nahm der Kabarettis­t unter anderem die Saarbrücke­r Zeitung zur Hand. Dabei bewies er die bewunderns­werte Fähigkeit, zu fast jedem Thema etwas in druckreife­n Sätzen zu sagen und auch noch Pointen zu setzen. Zwischendr­in setzte sich Ehring immer wieder an den Flügel und überrascht­e mit einem filigranen Klavierspi­el. Es war also einiges geboten als Alternativ­e zum Fußball – vielleicht kommen zum nächsten Gastspiel wieder mehr Leute. Verdient hätte er's.

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FOTO: SEBASTIAN DINGLER Beschäftig­te sich beim Auftritt in Neunkirche­n auch mit unserer Zeitung: Extra-3-Moderator Christian Ehring.

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