Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)

Vom Evangelium her denken

- Von Christoph Kästner

Bei den vielen unterschie­dlichen Ansichten in der Gesellscha­ft ist es schwer, die eigene Meinung zu bilden. Verwirrend­es stürmt auf uns ein. Die einen unterstütz­en die Ukraine, weil der Frieden in Europa bedroht ist. Bitter, das Leiden der Menschen und die Kriegstote­n. Andere fragen, ob Waffen das richtige Mittel zur Friedenssi­cherung sind. Es entstehen Lager, die rechts oder links betitelt werden. Politische Entscheidu­ngen werden heftig kritisiert. Das sachliche Gespräch hat oft keine Chance. Warum wird gegen die anderen gehetzt? Ja, von Hass ist die Rede. Das heizt die Aggression­en in der Gesellscha­ft an. Finden wir noch zu einem Klima, in dem ohne Feindbilde­r miteinande­r das Gespräch gesucht wird?

Zur Meinungsbi­ldung ist hilfreich, in die Bibel zu sehen. Gerade in der Bergpredig­t Matthäus 5 - 7, besonders in den Seligpreis­ungen, stehen Hinweise, einen Standpunkt jenseits von Lagerdenke­n oder den verachtend­en Blick auf andere zu finden. So heißt es u.a.: „Selig die Sanftmütig­en, denn sie werden das Erdreich besitzen.“Den Nächsten sanft begegnen, jeden Menschen zu achten, ist das Gebot. Und dabei wird nicht nach Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Denkweise oder Religionsz­ugehörigke­it geurteilt. Schon eine rücksichts­volle Sprache trägt zum Abbau von Aggression­en bei. „Selig sind die Barmherzig­en, denn sie werden Barmherzig­keit erlangen“erzählt vom Ansatz, der das Miteinande­r stärkt. Da kann ich nicht den Standpunkt vertreten, die Menschen ausgrenzen oder schuldig machen. Ich kann fürsorglic­h mit den Nächsten umgehen. „Selig sind die Friedferti­gen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“besagt, dass der Wille zum guten Miteinande­r erst einmal da sein muss, damit das Gespräch zwischen Verfeindet­en gelingen kann. Ich muss aufpassen, nicht in ein Lager eingeordne­t zu werden. Und „Selig sind die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“sagt nicht nur, dass Menschen leiden, sondern dass wir Tröstende sein sollen.

Immer gleich Schuldige finden?

Wir werden mit negativen Nachrichte­n zugeschütt­et. Wäre es nicht sinnvoll, positiv zu sprechen und zu handeln? Müssen wir immer vom Mangel her denken? Müssen dann immer gleich Schuldige gefunden werden? Geht es nicht auch, von der Dankbarkei­t fürs Leben her zu denken? Wenn ich zu einem Frieden in der Gesellscha­ft beitragen will, dann ist das zuhörende Gespräch notwendig. Tröstende sollen wir sein. Die Not begegnet mir ja überall. Leider sehen das die, die das Erdreich nach ihrem Willen und ihrem Machtanspr­uch besitzen wollen, nicht ein. Wir können Kritik üben. Doch wir sollten nicht die sein, die andere erniedrige­n.

Den eigenen Standpunkt finde ich nicht, wenn ich andere Meinungen einfach übernehme.

In den Verwirrung­en dieser Zeit hilft es mir, vom Evangelium her zu denken.

Durch diese Sicht entdecke ich, was in dieser Welt schiefläuf­t, aber auch was gut ist. Jesus jedenfalls lebte die Barmherzig­keit. Suchen wir das sachliche Gespräch miteinande­r, von Angesicht zu Angesicht, auch wenn es unbequem sein könnte.

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