Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)
Vom Evangelium her denken
Bei den vielen unterschiedlichen Ansichten in der Gesellschaft ist es schwer, die eigene Meinung zu bilden. Verwirrendes stürmt auf uns ein. Die einen unterstützen die Ukraine, weil der Frieden in Europa bedroht ist. Bitter, das Leiden der Menschen und die Kriegstoten. Andere fragen, ob Waffen das richtige Mittel zur Friedenssicherung sind. Es entstehen Lager, die rechts oder links betitelt werden. Politische Entscheidungen werden heftig kritisiert. Das sachliche Gespräch hat oft keine Chance. Warum wird gegen die anderen gehetzt? Ja, von Hass ist die Rede. Das heizt die Aggressionen in der Gesellschaft an. Finden wir noch zu einem Klima, in dem ohne Feindbilder miteinander das Gespräch gesucht wird?
Zur Meinungsbildung ist hilfreich, in die Bibel zu sehen. Gerade in der Bergpredigt Matthäus 5 - 7, besonders in den Seligpreisungen, stehen Hinweise, einen Standpunkt jenseits von Lagerdenken oder den verachtenden Blick auf andere zu finden. So heißt es u.a.: „Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“Den Nächsten sanft begegnen, jeden Menschen zu achten, ist das Gebot. Und dabei wird nicht nach Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Denkweise oder Religionszugehörigkeit geurteilt. Schon eine rücksichtsvolle Sprache trägt zum Abbau von Aggressionen bei. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“erzählt vom Ansatz, der das Miteinander stärkt. Da kann ich nicht den Standpunkt vertreten, die Menschen ausgrenzen oder schuldig machen. Ich kann fürsorglich mit den Nächsten umgehen. „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“besagt, dass der Wille zum guten Miteinander erst einmal da sein muss, damit das Gespräch zwischen Verfeindeten gelingen kann. Ich muss aufpassen, nicht in ein Lager eingeordnet zu werden. Und „Selig sind die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“sagt nicht nur, dass Menschen leiden, sondern dass wir Tröstende sein sollen.
Immer gleich Schuldige finden?
Wir werden mit negativen Nachrichten zugeschüttet. Wäre es nicht sinnvoll, positiv zu sprechen und zu handeln? Müssen wir immer vom Mangel her denken? Müssen dann immer gleich Schuldige gefunden werden? Geht es nicht auch, von der Dankbarkeit fürs Leben her zu denken? Wenn ich zu einem Frieden in der Gesellschaft beitragen will, dann ist das zuhörende Gespräch notwendig. Tröstende sollen wir sein. Die Not begegnet mir ja überall. Leider sehen das die, die das Erdreich nach ihrem Willen und ihrem Machtanspruch besitzen wollen, nicht ein. Wir können Kritik üben. Doch wir sollten nicht die sein, die andere erniedrigen.
Den eigenen Standpunkt finde ich nicht, wenn ich andere Meinungen einfach übernehme.
In den Verwirrungen dieser Zeit hilft es mir, vom Evangelium her zu denken.
Durch diese Sicht entdecke ich, was in dieser Welt schiefläuft, aber auch was gut ist. Jesus jedenfalls lebte die Barmherzigkeit. Suchen wir das sachliche Gespräch miteinander, von Angesicht zu Angesicht, auch wenn es unbequem sein könnte.