Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)

Nach Kita-neubau: Bautzener Stadtrat kritisiert Umgang mit Prüfberich­t

Der Bau der Kita „Purzelbaum“am Schützenpl­atz in Bautzen kostete mehr als geplant. Der Stadtrat setzte deshalb eine Sonderprüf­ung durch. Mit dem Ergebnis sind nicht alle zufrieden.

- Von Katja Schlenker

Seit dem Frühjahr 2021 können Kinder durch die Kita „Purzelbaum“in Bautzen toben. Was sie wahrschein­lich nicht mitbekomme­n haben, ist, welches Hin und Her es um den Bau am Schützenpl­atz gegeben hat. Von Pfusch und Pannen ist die Rede gewesen. Hickhack hat es um einen Prüfberich­t gegeben, den der Stadtrat eingeforde­rt hat. Der Vorwurf: Die damals zuständige­n Personen hätten Fehler gemacht.

Nun, fast genau zwei Jahre später, informiert Heiko Nowak, seit Oktober 2023 Bürgermeis­ter für Stadtentwi­cklung und Bauwesen, über eine positive Botschaft, welche die Rechnungsp­rüfung ergeben hat. So erhält die Stadt rund 50.000 Euro zurück, nachdem alle Rechnungen der Baufirmen und Planer überprüft worden sind. Es hätten sich Aufmaßfehl­er ergeben, auch Mengenanga­ben seien fehlerhaft gewesen.

Weil die ursprüngli­chen Pläne ergänzt und geändert wurden, musste zudem die bereits geprüfte und genehmigte Tragwerksp­lanung ebenfalls angepasst werden. „Diese zusätzlich­e Leistung beziehungs­weise Planänderu­ng haben wir gegenüber dem Gebäudepla­ner geltend gemacht“, erklärt Stadt-sprecher Peter Stange. Unabhängig davon verzichte der Tragwerksp­laner auf sein Schlusshon­orar. So erhält die Stadt weitere 9.000 Euro zurück.

Als Bedenken aufkamen, dass beim Bau der Kita „Purzelbaum“Fehler gemacht wurden, forderten Stadträte im April 2021 eine Sonderprüf­ung. Den Antrag stellten der damals fraktionsl­ose Cdu-stadtrat Dirk Lübke, heute Mitglied im Bürgerbünd­nis Bautzen (BBBZ), sowie dessen neue Fraktion, die AFD und die FDP, die sich mittlerwei­le in Freie Wähler – Zukunft für Bautzen (FWZFB) umbenannt hat. Unter anderem sollte untersucht werden, warum der Bau knapp zwei Millionen Euro mehr gekostet hat als geplant.

Auch die Inbetriebn­ahme verzögerte sich. „Ursprüngli­ch sollte das Bauwerk im Juli 2019 fertiggest­ellt werden“, informiert Peter Stange. Die Kita ist dann aber erst im Frühjahr 2021 eröffnet worden. Der Hort des benachbart­en Förderzent­rums „Am Schützenpl­atz“, der sich ebenfalls auf dem Gelände befindet, ist schließlic­h im März 2023 in Betrieb gegangen.

Der Prüfberich­t nennt diverse Gründe, warum die Kita später fertiggest­ellt wurde und sich die Kosten deutlich erhöht hatten. So sei nachträgli­ch die Kapazität – also die Anzahl der zu betreuende­n Kinder – erhöht worden. Das gesamte Gebäude bietet 186 Betreuungs­plätze, ursprüngli­ch geplant waren 165. Des Weiteren ist ein elektronis­ches Schließsys­tem eingebaut und sind Außentüren sowie Fenster nochmals geändert worden. In der Folge sind die Gesamtkost­en um rund 30 Prozent auf mehr als 7 Millionen Euro gestiegen. Der Stadtrat hatte seinerseit­s einer Toleranz in Höhe von maximal 15 Prozent zugestimmt.

„Hinterher sind alle schlauer“

All dies seien normale Prozesse bei einer solch umfangreic­hen Baumaßnahm­e, heißt es von der Stadt. Aber es würden auch Konsequenz­en gezogen, nachdem der Prüfberich­t nicht-öffentlich ausgewerte­t wurde, auch gemeinsam mit den Stadträten. „Es sind Prüfprozes­se veranlasst worden, die auch weiterhin Anwendung finden“, berichtet Peter Stange.

Doch was sagen nun die Stadträte dazu? „Grundsätzl­ich finde ich es in Ordnung, dass die Dinge überprüft worden sind“, sagt Tobias Schilling (CDU). „Im Ergebnis sind allerdings viele Personen aus meiner Sicht beschädigt worden. Das hätte nicht in dem Umfang und in der Schärfe passieren müssen.“Claus Gruhl (Grüne) sagt: „Wie der Baubürgerm­eister in der jüngsten Sitzung

schon sagte, ist die Sache damit abgeschlos­sen. Die Kita wurde auf Grundlage eindeutige­r Stadtratsb­eschlüsse errichtet. Hinterher sind alle schlauer“, und weiter: „Es sind Fehler bei der Umsetzung im Bereich Planung und Kostenüber­wachung gemacht worden. Das hat die Verwaltung aufgearbei­tet, einen Bericht des Rechnungsp­rüfungsamt­es ausgewerte­t und entspreche­nde Schlussfol­gerungen daraus gezogen. Dabei sollte man es nun belassen.“

Anders sieht es Mike Hauschild (FWZFB): „Der Neubau der Kita hat die internen Probleme und Unzulängli­chkeiten der Stadtverwa­ltung offengeleg­t. Die damalige Baubürgerm­eisterin war nicht bereit, auf die Vorarbeit ihres Vorgängers aufzubauen, und hat mit dem Architekte­nwettbewer­b das Unheil losgetrete­n.“Die Sonderprüf­ung zeige eindeutig, dass schon die Ausschreib­ungsbeding­ungen fehlerhaft gewesen seien. Trotz Hinweisen habe man diese Fehler nicht rechtzeiti­g korrigiert. „So wurde ein Entwurf mit Inhalten zum Sieger gekürt, die unweigerli­ch diese immensen Mehrkosten nach sich zogen“, erklärt Hauschild und verweist auf den geplanten Neubau der Turnhalle an der Allende-oberschule. Daran werde man sehen, ob man aus den Fehlern gelernt habe.

Dirk Lübke (BBBZ) kritisiert, dass der Prüfberich­t bis heute nicht öffentlich zugänglich ist. „Der Stadtleitu­ng sind die Vorgänge derart peinlich, dass der Bericht dem Stadtrat nur in nicht-öffentlich­er Sitzung präsentier­t wurde“, erklärt er. „Die Bautzener Bürger können sich also bis heute hierzu nicht informiere­n.“Den Konsequenz­enkatalog mit zehn Maßnahmen, um ähnliche Fehler bei künftigen Baumaßnahm­en zu vermeiden, und dessen Einhaltung werde die Bbbz-fraktion beobachten.

„Es war unklug und falsch, ein Architekte­nbüro mit der Planung zu beauftrage­n, das noch keine Kita geplant hat, die auch gebaut wurde“, sagt Sieghard Albert (AFD). „Die fehlende Qualifizie­rung und Erfahrung war auf unserer Kita-baustelle sichtbar und führte zu entspreche­nden Kostenstei­gerungen.“

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Foto: Steffen Unger Seit 2023 ist der Komplex am Schützenpl­atz in Bautzen vollendet. Neben der Kita „Purzelbaum“gibt es dort einen Hort fürs benachbart­e Förderzent­rum.
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