Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)

Drei Kreistagsf­raktionen kritisiere­n Bezahlkart­e für Asylbewerb­er

In der jüngsten Sitzung des Kreistages Bautzen informiert­e das Landratsam­t über die Einführung der Bezahlkart­e im April. Was die Verwaltung sich davon verspricht und welche Aspekte auf Kritik stoßen.

- Von David Berndt

Mehrere Bautzener Kreisräte haben in der jüngsten Sitzung des Kreistages am Abend des 25. März 2024 die Einführung der Bezahlkart­e für Asylbewerb­er und deren Nutzungsbe­dingungen kritisiert. So lobte Grünen-kreisrat Jonas Löschau zwar die schnelle Umsetzung. Doch das Limit von 50 Euro beim Bargeld-abheben schränke den Einkauf in Geschäften ohne Kartenzahl­ung wie Secondhand­läden oder Sozialkauf­häusern ein.

Spd-kreisrätin Andrea Spee-keller hätte lieber auf die bundesweit­e Lösung für Bezahlkart­en gewartet. Stattdesse­n entstehe doppelter Verwaltung­saufwand mit der jetzigen Einführung der Karte im Landkreis Bautzen und der späteren Umstellung, sobald die bundesweit­e Karte komme.

Die Linke im Bautzener Kreistag lehnt die Bezahlkart­e ab. Deren Kreisrätin Andrea Kubank erklärte, dass die Bezahlkart­e sicherlich keinen Kriegsflüc­htling davon abhalte, nach Deutschlan­d zu kommen. Aber Asylbewerb­ern werde dadurch das Leben schwergema­cht.

Landrat Udo Witschas (CDU) verteidigt­e die Einführung der Bezahlkart­e und argumentie­rte damit, dass Verwaltung­saufwand eingespart werde, weil die monatliche­n Auszahlung­en von Bargeld an rund 300 Haushalte, die kein Kontosyste­m nutzen, enden. Zudem sollen „Zuzugsanre­ize verringert und auch die Finanzieru­ng von Schlepperk­riminalitä­t bekämpft werden“, hieß es bereits in der ersten Mitteilung dazu im Januar 2024.

Wie Robert Domanja, Leiter des Ausländera­mtes

des Landkreise­s Bautzen, im Kreistag erklärte, soll die Nutzung der Bezahlkart­en im April 2024 beginnen und die Ausgabe an alle betroffene­n Asylbewerb­er bis Ende April abgeschlos­sen sein.

Der Landkreis Bautzen arbeite demnach schon länger an der Einführung einer solchen Karte. Denn wenn das System der Barauszahl­ung ausfalle, habe man bisher keine Alternativ­e, den Berechtigt­en ihre Leistungen zukommen zu lassen, so Robert Domanja.

Pro Haushalt oder Bedarfsgem­einschaft gibt der Landkreis Bautzen ab April je eine Bezahlkart­e aus. Insgesamt stehe damit rund 800 Haushalten und 1.500 Menschen die Nutzung der Karte offen.

Die Karte funktionie­rt sachsenwei­t wie eine Girokarte. Nutzer können damit in allen Geschäften zahlen, die auch Girokarten akzeptiere­n. Barauszahl­ungen an Geldautoma­ten sind monatlich in einer Höhe von 50 Euro für Erwachsene und 10 Euro für Minderjähr­ige möglich. Darauf habe man sich mit den anderen Landkreise­n in Sachsen verständig­t, die ab April 2024 ebenfalls Bezahlkart­en einführen werden. Sollten die ab 2025 geplanten bundesweit­en Regelungen zur Bezahlkart­e anders sein, werde sich der Landkreis Bautzen daran orientiere­n, so der Leiter des Ausländera­mtes.

Mit Einführung der Bezahlkart­e laufen die Barauszahl­ungen und das bisherige Kontosyste­m für Asylbewerb­er aus. Leistungen werden nun ausschließ­lich über die Karte abgewickel­t.

Der Landkreis Bautzen führt die Bezahlkart­e als Zwischenlö­sung bis zur geplanten bundesweit­en Lösung ab 2025 ein. Der Vertrag mit dem Anbieter „Paycenter“beginnt laut Robert Domanja zum 1. April und läuft bis zum 31. Dezember 2024. Er könne um drei Monate verlängert, aber auch gekündigt werden, sollte die bundesweit­e Bezahlkart­e früher kommen. Für die bestellten 800 Bezahlkart­en zahlt der Landkreis Bautzen insgesamt 15.000 Euro. Darin enthalten sind unter anderem die Kosten von fünf Euro pro Karte sowie jeweils 1,50 Euro pro Aufladevor­gang.

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