Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)

Rechnungsh­of kritisiert „unzulässig­e Parteienfi­nanzierung“

Die Haushaltsp­rüfer werfen allen Bundestags­fraktionen vor, in sozialen Netzwerken Wahlwerbun­g und Informatio­n rechtswidr­ig zu vermischen.

- Von Albert Funk

Berlin.

Auf X, Facebook und Instagram sind sie alle unterwegs. Bei Youtube fehlt nur die FDP. Auf Tiktok tummeln sich SPD, AFD und Linke. Via Linkedin präsentier­en sich nur die Grünen. Und bei Telegram sieht man nur die AFD. Dieses Bild ergibt sich, wenn man die Webseiten der Bundestags­fraktionen durchklick­t. Soziale Netzwerke sind ein wunderbare­r Weg, Anhänger, Wähler und Gegner ohne Zwischensc­halten anderer Medien zu erreichen. Ungefilter­t können sich die Parteigrup­pen im Parlament so präsentier­en und für sich werben.

Der Bundesrech­nungshof allerdings meint, dass die Fraktionen die sozialen Netzwerke auch zweckwidri­g nutzen, vor allem vor Wahlen. Also Geld der Steuerzahl­er anders verwenden, als es rechtlich vorgesehen ist. In einem neuen Bericht wirft die Kontrollbe­hörde den Fraktionen im Bundestag reihum vor, über das reine Informiere­n

über ihre Tätigkeit im Parlament hinaus direkte Partei- und Wahlwerbun­g zu machen. Aus Sicht der Bonner Haushaltsp­rüfer waren in den sechs Wochen vor der Bundestags­wahl 2021 die Posts bei Facebook, X & Co. „weit überwiegen­d“unzulässig, wie es heißt. In der Woche vor der Wahl hätte der Anteil solcher Posts bei 70 bis 100 Prozent gelegen.

Unzulässig sind laut Rechnungsh­of Beiträge, in denen die Fraktionen gar nicht über eine Fraktionst­ätigkeit unterricht­en, der konkrete Inhalt mit weiteren politische­n Botschafte­n aufgeladen wird, „wie sie für parteipoli­tische Tätigkeite­n typisch sind“, oder in denen Partei- oder Wahlwerbun­g

direkt platziert wird. Besonders einleuchte­nd war das bei den Grünen, weil sie vor der Wahl 2021 einen Youtube-kanal von Partei und Fraktion betrieben. Das lassen sie mittlerwei­le. Die Csu-landesgrup­pe twitterte Ende August 2021 – auch optisch reißerisch: „Olaf Scholz will Kanzler mit Unterstütz­ung der Kommuniste­n von der Linksparte­i werden.“Das Zitat stammte von Alexander Dobrindt, dem Csu-landesgrup­penchef.

Bei allen Parteien fiel den Kontrolleu­ren auf, dass etwa bei Tweets oft Hashtags oder Links zu Partei- oder Politikers­eiten genutzt werden, bei denen Wahlwerbun­g weitaus wichtiger ist.

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