Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)
34-Jähriger soll Ex-freundin ausgeraubt haben
Einem Rammenauer wird vorgeworfen, seine Ex-freundin bestohlen und geschlagen sowie einen Busfahrer angegriffen zu haben. Vor Gericht nimmt der Fall überraschende Wendungen.
Was man von dieser Beziehungskiste halten soll, weiß ich auch nicht“, resümiert Strafrichter Dirk Hertle, nachdem die ehemalige Freundin eines 34-jährigen Rammenauers in Bautzen vor Gericht gegen ihren damaligen Freund ausgesagt hat. Im Juli 2022 soll er die Tschechin in ihrer Wohnung direkt am Bischofswerdaer Bahnhof ausgeraubt haben. Eigentlich habe er nur seinen Fernseher und seine X-box aus der Wohnung seiner Freundin abholen wollen, nachdem die Beziehung zu Ende gegangen war, sagt er.
Doch dann, so lautet der Vorwurf der Tschechin, habe er zusätzlich ein iphone im Neuwert von 649 Euro, ein Samsunghandy im Neuwert von 745 Euro und ein Tablet mitgehen lassen und sie dabei geschlagen. Doch vor Gericht drückt sich die Frau uneindeutig aus: „Na klar, er hat immer geschlagen“, antwortet sie ausweichend auf die Fragen des Richters, dem konkrete Aussagen zur Tat offensichtlich lieber wären. Wie genau er sie angegriffen habe, das wisse sie nicht mehr.
Opfer erinnert sich nicht mehr
In den Tagen darauf habe er ihr weitere Drohnachrichten geschrieben. Die Frage ist: Mit welchem Handy empfing sie diese Nachrichten, wenn ihr Ex-freund doch sämtliche Handys mitgehen ließ? Vodafone habe ihr schon am Tag danach ein Ersatzhandy mit Sim-karte zur Verfügung gestellt, sagt sie. „Das ist unglaubwürdig, das dauert doch mindestens eine Woche“, erwidert der Verteidiger des Angeklagten, Sven Biebrach. Auch vorzeigen könne sie die Nachrichten nicht mehr, sie seien längst gelöscht. Auch zu einem weiteren Treffen der beiden im Oktober 2022 stellen sich Fragen. Angeblich habe der Angeklagte seine Ex-freundin vor ihrer Wohnung überrascht und Geld von ihr gefordert. Er habe sie deswegen auch auf die Motorhaube ihres Autos gedrückt, wovon sie Hämatome und Kratzer an der Brust erlitten habe. Anschließend habe er sie zur Polizei geschleppt, um dort den Fall zu klären.
„Das macht doch überhaupt keinen Sinn“, kommentiert auch Staatsanwältin Doreen Lenuweit. „Sie müssen ihm doch etwas geschuldet haben, warum sollte er Sie sonst zur Polizei bringen?“„Er wollte einfach Geld haben“, antwortet die Exfreundin. „Einiges, was die Dame gesagt hat, war jetzt schon ein bisschen schwer zu verstehen“, kommentiert Richter Hertle im Anschluss sarkastisch, man könne ihr aber nicht grundsätzlich unterstellen, gelogen zu haben.
Busfahrer gar nicht geschlagen?
Auch in einem anderen Fall nimmt das Verfahren eine überraschende Wendung: Der Angeklagte soll einen Busfahrer geschlagen haben, der sich darüber beschwert habe, dass er ihm am Bischofswerdaer Busbahnhof den Einstiegsort zugeparkt habe. Als der Busfahrer aussagt, heißt es jedoch plötzlich: „Er war auf dem besten Weg, mich zu schlagen“, getroffen habe er aber nicht. Rechtlich macht das einen deutlichen Unterschied, weshalb Richter Hertle von der Bewertung dieses Vorfalls absieht.
Dass der Rammenauer wohl keinen Raub begangen hat, worauf eine Gefängnisstrafe stehen würde, wird schnell klar obwohl er aufgrund von zahlreichen, aber nicht schwerwiegenden Drogendelikten kein unbeschriebenes Blatt ist. Seit seinem 18. Lebensjahr habe er regelmäßig Drogen konsumiert, sagt der gelernte Koch. „Ich habe mich damals um nichts gekümmert“, sagt er, durch den Konsum von Cannabis und Crystal habe er Freunde und seine Arbeitsstelle verloren. Um wenigstens an ein wenig Geld zu kommen, habe er dann auf Ebay Kleinanzeigen unter dem Namen Sandra zwei iphones verkauft, die er aber gar nicht besessen habe.
Wegen dieser Taten und weil Richter Dirk Hertle der tschechischen Freundin trotz ihrer verwirrenden Aussagen glaubt, dass ihr die Handys gestohlen wurden, muss der Rammenauer eine Geldstrafe von 6.300 Euro und weitere 1.500 Euro Wertersatz zahlen, „wenn Sie dann irgendwann einmal Geld haben“, so der Richter. Immerhin: Von den Drogen ist der Verurteilte nach einer erfolgreichen Therapie zuerst einmal losgekommen.