Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)

Die Jungen müssen was für uns alle tun

- Malte Lehming über eine Rückkehr zur Wehrpflich­t

Nun ist sie wieder da, die Wehrpflich­tdebatte. In ihrem neuen Grundsatzp­rogramm fordert die CDU, die Aussetzung der Wehrpflich­t schrittwei­se zurückzune­hmen und sie in ein verpflicht­endes Gesellscha­ftsjahr zu überführen. Zu dem Beschluss kam es angesichts der neuen Bedrohungs­lage in Europa nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine sowie der Personalno­t der Bundeswehr.

Beide Argumente sind richtig. Dass die Bundeswehr aufgrund ihrer Personalsc­hwäche auf absehbare Zeit nur bedingt abwehrbere­it ist, grenzt an einen Skandal. Außerdem täte es der Ernsthafti­gkeit vieler Debatten über Krieg und Frieden, Waffenlief­erungen und Eskalation­swahrschei­nlichkeite­n gut, wenn in ihnen auch Betroffene zu Wort kommen, die bereit sein sollen, mit ihrem Leben für die Sicherheit des Landes einzustehe­n.

Allerdings ist es Zeit, die Debatte in einen größeren Zusammenha­ng zu stellen und sich auf die Idee eines für alle junge Menschen verpflicht­enden Gesellscha­ftsjahres zu konzentrie­ren. Denn der Personalno­t der Bundeswehr steht die Personalno­t in der Pflege gegenüber. Sie ist mindestens ebenso dramatisch.

Anders als durch ein verpflicht­endes Gesellscha­ftsjahr kann dieser zweifachen, durchaus existenzie­llen Bedrohung nicht begegnet werden. Freilich müssen daraus entstehend­e Ungerechti­gkeiten abgefedert werden. Der Zivildiens­t kann länger dauern als der Wehrdienst. Frauen können kürzer verpflicht­et werden als Männer. Solche Dinge lassen sich regeln. Im Prinzip müsste die Entscheidu­ng, ob Wehr- oder Zivildiens­t, freiwillig sein.

Die Debatte ist wieder da, jetzt ist es wichtig, sie nicht erneut abebben zu lassen. Angestoßen wurde sie durch die Junge Union. Dafür gebührt ihr Dank. Auch von einem, der vor knapp 45 Jahren den Kriegsdien­st verweigert hat.

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