Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)
Die Jungen müssen was für uns alle tun
Nun ist sie wieder da, die Wehrpflichtdebatte. In ihrem neuen Grundsatzprogramm fordert die CDU, die Aussetzung der Wehrpflicht schrittweise zurückzunehmen und sie in ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr zu überführen. Zu dem Beschluss kam es angesichts der neuen Bedrohungslage in Europa nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine sowie der Personalnot der Bundeswehr.
Beide Argumente sind richtig. Dass die Bundeswehr aufgrund ihrer Personalschwäche auf absehbare Zeit nur bedingt abwehrbereit ist, grenzt an einen Skandal. Außerdem täte es der Ernsthaftigkeit vieler Debatten über Krieg und Frieden, Waffenlieferungen und Eskalationswahrscheinlichkeiten gut, wenn in ihnen auch Betroffene zu Wort kommen, die bereit sein sollen, mit ihrem Leben für die Sicherheit des Landes einzustehen.
Allerdings ist es Zeit, die Debatte in einen größeren Zusammenhang zu stellen und sich auf die Idee eines für alle junge Menschen verpflichtenden Gesellschaftsjahres zu konzentrieren. Denn der Personalnot der Bundeswehr steht die Personalnot in der Pflege gegenüber. Sie ist mindestens ebenso dramatisch.
Anders als durch ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr kann dieser zweifachen, durchaus existenziellen Bedrohung nicht begegnet werden. Freilich müssen daraus entstehende Ungerechtigkeiten abgefedert werden. Der Zivildienst kann länger dauern als der Wehrdienst. Frauen können kürzer verpflichtet werden als Männer. Solche Dinge lassen sich regeln. Im Prinzip müsste die Entscheidung, ob Wehr- oder Zivildienst, freiwillig sein.
Die Debatte ist wieder da, jetzt ist es wichtig, sie nicht erneut abebben zu lassen. Angestoßen wurde sie durch die Junge Union. Dafür gebührt ihr Dank. Auch von einem, der vor knapp 45 Jahren den Kriegsdienst verweigert hat.